Họr|ror Va|cui , der; - - [lat. = die Angst vor dem Leeren]:
von der aristotelischen Physik ausgehende Annahme, die Natur sei überall um Auffüllung eines leeren Raumes bemüht.
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I Horror Vacui
In der scholastischen Philosophie blieb bis zur Entdeckung des Luftdrucks in der Physik durch E. Torricelli (1643/1644) die Vorstellung beherrschend, dass die Natur vor einem leeren Raum einen Abscheu habe und diesen mit allen Mitteln auszufüllen suche. Diesen Gedanken formulierte der französische Dichter François Rabelais (um 1494-1553) in seinem fünfbändigen Romanzyklus »Gargantua und Pantagruel« in der lateinischen Form natura abhorret vacuum »Die Natur schreckt das Leere ab«. Darauf geht der Ausdruck Horror Vacui »das Grauen vor dem Leeren, dem Nichts« zurück. Man bezieht ihn heute ganz allgemein auf Situationen, in denen jemand befürchtet, dass plötzlich alles bisher Tragende und Sinngebende nicht mehr vorhanden sein wird, also ein politisches oder kulturelles Vakuum droht. Gelegentlich wird scherzhaft mit »Horror Vacui« auch ganz konkret die Angst vor gähnender Leere bezeichnet, die z. B. einen Veranstalter bei einem Blick durch den Vorhang in den Zuschauerraum befallen kann.
II
Họrror Vacui
[lateinisch »Furcht vor der Leere«], Fuga Vacui, Metus Vacui, die aus der scholastischen Naturphilosophie stammende und bis zur Entdeckung des Luftdrucks in der Physik durch E. Torricelli (1643/44) herrschende Vorstellung, dass die Natur vor einem leeren Raum einen Abscheu besitze und dieses Vakuum mit allen Mitteln und mit aller Kraft auszufüllen suche. - Im übertragenen Sinn wird der Begriff Horror Vacui von der Kunstwissenschaft angewandt auf Stilformen, bei denen das Ornament als Füllung der Fläche dominiert.
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Họr|ror Va|cui, der; - - [lat. = die Angst vor dem Leeren]: von der aristotelischen Physik ausgehende Annahme, die Natur sei überall um Auffüllung eines leeren Raumes bemüht: Ü Wie von einem H. V. besessen, sucht Friedrich die riesige Bühne seines Hauses mit Chor, Extrachor und Statisterie zu füllen (taz 19. 6. 98, 23).
Universal-Lexikon. 2012.