Gọrdion
[griechisch], lateinisch Gọrdium, antike Stadt im nordwestlichen Inneranatolien, beim heutigen türkischen Dorf Yassɪ Hüyük, 80 km südwestlich von Ankara. Seit der älteren Bronzezeit besiedelt (Mitte des 3. Jahrtausend v. Chr.), seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. Hauptstadt des Phrygerreiches (Blütezeit v. a. 725 bis Anfang 7. Jahrhundert v. Chr.), wurde um 690 v. Chr. von den iranischen Kimmeriern zerstört, bestand als Stadt jedoch weiter. 334 v. Chr. fiel Gordion an Alexander den Großen, der hier den Gordischen Knoten (Gordios) zerschlagen haben soll. 189 v. Chr. wurde Gordion von den Galatern zerstört, die von den Römern vertrieben wurden; eine Siedlung bestand bis in die römische Kaiserzeit. - Auf dem Stadthügel wurde ein befestigtes Palastareal mit Megaronbauten aus phrygischer Zeit festgestellt; Megaron II, wohl der königliche Palast, besaß einen Mosaikfußboden, Megaron IV war vielleicht ein Kybeletempel. Dahinter lagen Wirtschaftsräume (»Terrassenbau«). Die phrygische Stadtmauer des 8. Jahrhunderts v. Chr., von der Reste eines großen Torbaus (9 m breit, 23 m tief) erhalten sind, ist von einer persischen mit großem Torbau überlagert. - Bei Gordion liegt eine Nekropole mit hethitischen, phrygischen, lydischen und römischen Gräbern. Hervorzuheben ist der große Tumulus oder Tumulus M M mit einer Höhe von ursprünglich 80 m (heute 53) und einem Durchmesser von 250 m (heute 300). In ihm fanden die Ausgräber in den Überresten einer holzverschalten Kammer mit Giebeldach das Skelett eines wohl phrygischen Königs, die Reste von neun hölzernen, dreibeinigen Tischen sowie zwei hölzerne Anrichten, ferner Bronzegeschirr, -fibeln und Gürtel. Das Grab wird um 750-725 datiert. Unberührt war auch der Prinzentumulus oder Tumulus P (um 700), u. a. mit einer Anrichte, hölzernem Spielzeug (Tiere) und Tongefäßen in Tiergestalt. Funde zum Teil im Museum von Gordion, zum Teil in Ankara. Unter dem Tumulus im Südosten von Gordion bei einem hohen Kalksteinhügel fand man eine Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. durch Brand zerstörte Festungsanlage lydischer Zeit.
Universal-Lexikon. 2012.