Sollers
[sɔ'lɛrs], Philippe, französischer Schriftsteller, eigentlich P. Joyaux [ʒwa'jo], * Talence (Département Gironde) 28. 11. 1936; wandte sich nach Anfängen in traditioneller Erzählweise (z. B. in dem Roman »Une curieuse solitude«, 1958; deutsch »Seltsame Einsamkeit«) dem Nouveau Roman zu (»Le parc«, 1961; deutsch »Der Park«), zu dessen wichtigsten Repräsentanten er gehörte. Als Mitbegründer der Zeitschrift »Tel Quel« (1960) ist er seit den 60er-Jahren eine der zentralen Gestalten der französischen Literatur. Seine neuartige poetologische Konzeption bezog Denkansätze u. a. aus Psychoanalyse, Philosophie, Linguistik und Gesellschaftstheorie ein, Literatur war für ihn der von allen Verweisfunktionen auf eine außersprachliche Realität freie, rein materialistische (d. h. allein an der Sprache als System aufeinander bezogener Zeichen orientierte) Text, wobei das Schreiben und die Reflexion darüber eine untrennbare Verbindung eingingen (z. B. in dem Roman »Drame«, 1965). Wechselnde gesellschaftspolitische Orientierungen führten ihn zu marxistischen, maoistischen, schließlich zu katholischen Positionen und zur Auseinandersetzung mit der Nouvelle Philosophie. 1982 wurde »Tel Quel« aufgelöst; mit »Femmes« (1983) kehrte Sollers zum traditionellen Erzählen zurück, wie auch »Portrait du joueur« (1984; deutsch »Portrait des Spielers«) trägt dieser Roman autobiographische Züge, erotische Szenen nehmen breiten Raum ein. Als neues Forum für seine Essays zu kulturellen und gesellschaftlichen Themen gründete Sollers 1983 die Zeitschrift »L'Infini«.
Weitere Werke: Romane: Le défi (1957); L'intermédiaire (1963); Nombres (1968); Lois (1972); H (1973); Paradis, 2 Bände (1981-86); Le cœur absolu (1987); Les folies françaises (1988); Le lys d'or (1989); La fête à Venise (1991); Le secret (1992); Studio (1997).
Essays: Logiques (1968); Sur le matérialisme (1974); L'assomption (1985); Théorie des exceptions (1986); Drame (1990); La guerre du goût (1994).
Universal-Lexikon. 2012.