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Chichén Itzá
Chichén Itzá
 
[tʃi'tʃen it'sa], Zeremonialzentrum der vorkolumbischen Mayakultur in Nordyucatán, Mexiko. Die ältesten Siedlungsreste (Tonscherben) stammen aus der spätformativen Zeit (Tihosucophase, 300-100 v. Chr.). Bauten lassen sich erst für die spätklassische Zeit (600-900 n. Chr.) nachweisen. Um 918 wurde Chichén Itzá durch die aus Tabasco stammenden Itza (wahrscheinlich mexikanisierte Chontal-Maya) besetzt. Eine wohl rein mexikanische Gruppe traf um 987 ein. Ihre Führungsschicht dürfte aus Tolteken bestanden haben. Beide Gruppen verschmolzen mit der einheimischen Bevölkerung. Chichén Itzá wurde zum bedeutendsten Ort in Yucatán. Dabei spielte der »Heilige Brunnen« (Cenote) als Wallfahrtsort eine wichtige Rolle. Die weiträumig angelegten Baukomplexe dieser Zeit spiegeln deutlich das Vorbild des toltekischen Tula wider (Säulen- und Pfeilerhallen, Reliefschmuck an Pfeilern und Wänden, »Federschlangensäulen«, Chac-Mool, Darstellungen von Kriegern, Jaguaren, Federschlangen, Totenschädeln usw.). Von den zahlreichen bedeutenden Bauten sind hervorzuheben: so genanntes Nonnenkloster mit Anbau und »Kirche«, »Caracol«, so genanntes Grab des Hohen Priesters, Ballspielplatz mit Tempeln (darunter der Tempel des Jaguars), Kriegertempel, das »Castillo«, eine von einem Tempel gekrönte Stufenpyramide mit ursprünglich vier Außentreppen und der Tausendsäulenkomplex (eine ursprüngliche überdeckte Kolonnade um einen Hof). Um l200 wurde die Vorherrschaft Chichén Itzás durch den Aufstieg von Mayapán gebrochen, es blieb aber Wallfahrtsort. Der gesamte Komplex wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
 
Literatur:
 
K. Ruppert: C. I., architectural notes and plans (Washington, D. C., 1952);
 
Cenote of sacrifice, hg. v. C. C. Coggins u. O. C. Shane III (Austin, Tex., 1984).

Universal-Lexikon. 2012.