Herzog Ẹrnst,
in der ältesten Fassung (fragmentarisch überliefert) um 1160/70 entstandenes mittelhochdeutsches vorhöfisches Epos eines vermutlich mittelfränkischen Dichters; der einzige mittelhochdeutsche Versroman, der sich thematisch an die deutsche Reichsgeschichte anschließt. Er greift Motive aus verschiedenen »Empörersagen« auf, so den Kampf Herzog Liudolfs gegen seinen Vater Otto den Großen (953) und seinen Onkel Heinrich, Herzog von Bayern, sowie Elemente des Aufstands Ernsts II. von Schwaben gegen seinen Stiefvater Kaiser Konrad II. und der Auseinandersetzungen zwischen Fürsten und königlicher Gewalt. Der Hauptteil des Werks besteht jedoch aus fabulösen Abenteuern im Orient, für die im Gefolge der Kreuzzüge des 12. Jahrhunderts besonderes Interesse erwacht war. Das Werk erfuhr später mannigfache mittelhochdeutsche und lateinische Bearbeitungen in Vers und Prosa bis hin zum Prosaroman des späten 15. Jahrhunderts (fünf Drucke vor 1500), dem Schauspiel L. Uhlands (1818) und der parodistischen Dramatisierung von P. Hacks (1957).
H. E., hg. v. J. Behr (1979).
Universal-Lexikon. 2012.