Kạunas,
bis 1915 russisch Kọwno, deutsch Kauen, zweitgrößte Stadt Litauens, an der Mündung der Wilija in die Memel, 415 300 Einwohner; Wissenschafts-, Bildungs-, Kultur- und Wirtschaftszentrum; katholischer Erzbischofssitz; Universität (1922-50, 1989/90 wieder gegründet), TU (1950 gegründet), medizinische, veterinärmedizinische Akademie und zwei weitere Hochschulen, Geschichts-, Kunstmuseum u. a., Gemäldegalerie, zoologischer Garten. Die Industrie (vielseitige Leicht-, v. a. Textil- und Lebensmittelindustrie, aber auch Maschinen-, Elektromotoren-, Fernsehgerätebau, chemische und pharmazeutische Industrie) ist mit etwa einem Viertel an der litauischen Industrieproduktion beteiligt; Hafen, Flughafen. Am südöstlichen Stadtrand der Kaunaser Stausee (Memel).
Reste des Backsteinschlosses aus dem 13. bis 17. Jahrhundert (1812 stark zerstört) sind erhalten. Der Dom (Kathedrale), die Juragis-Kirche und die Vytautas-Kirche sind spätgotische Hallenkirchen. Spätgotischer Hansekontor (Perkunashaus, 15. Jahrhundert) mit reich verziertem Giebel; Rathaus (ab 1542) mit barockem Turm; Jesuitenkolleg mit Kirche (1660 bis Mitte 18. Jahrhundert); barockes Bernhardinerinnenkloster mit Dreifaltigkeitskirche (1634).
In Kaunas, einer der ältesten litauischen Städte (schon für das 11. Jahrhundert bezeugt), wurde im 13. Jahrhundert eine Burg erbaut. In den Kämpfen zwischen Litauen und dem Deutschen Orden war Kaunas lange Zeit umstritten, bis dieser die Stadt 1362 eroberte und zerstörte und ihr gegenüber an der Mündung der Wilija 1384 eine Burg erbaute. 1404 wurde Kaunas wieder litauisch, erhielt 1408 Stadtrechte und war im Mittelalter Sitz eines Hansekontors. Seit der 3. Polnischen Teilung (1795) bei Russland, wurde Kaunas Gouvernementhauptstadt (1843) und zu einer starken Festung ausgebaut. 1919/20-40 war es anstelle des von Polen besetzten Wilna provisorische Hauptstadt Litauens. Während der deutschen Besetzung (1941-44) Errichtung eines Gettos für Juden, von denen viele ermordet oder in Konzentrationslager deportiert wurden.
Universal-Lexikon. 2012.