Mont-Saint-Michel
[mɔ̃sɛ̃mi'ʃɛl], 78 m hohe Granitinsel (900 m Umfang) an der Küste der Normandie, im Département Manche, Frankreich, mit dem Fremdenverkehrsort Le Mont-Saint-Michel (72 Einwohner). Die Insel ist mit dem Festland durch einen 2 km langen Straßendamm verbunden. Die Bucht von Mont-Saint-Michel weist einen hohen Tidenhub (15 m) auf; bei Ebbe gibt das Meer bis 12 km Watt frei. - Mont-Saint-Michel war wohl schon im 6. Jahrhundert von Mönchen bewohnt. Zu Beginn des 8. Jahrhunderts errichtete der Bischof von Avranches eine Michaelskapelle, die sich zu einer der meistbesuchten Wallfahrtsstätten Frankreichs entwickelte. 966 gründete Herzog Richard I. von der Normandie an ihrer Stelle eine Benediktinerabtei, die sich zu einem blühenden kulturellen Zentrum mit reichem Außenbesitz entwickelte. Seit den Normanneneinfällen des 8./9. Jahrhunderts entstand eine befestigte Siedlung, 1254 wurde der Mont-Saint-Michel königliche Festung, die auch im Hundertjährigen Krieg französisch blieb. Während der Französischen Revolution säkularisiert, war die Insel bis 1863 Strafanstalt; anschließend erfolgte eine umfangreiche Restaurierung. - Die Anlage auf der Insel ist ein einzigartiges Denkmal mittelalterlicher Kloster- und Festungsarchitektur (UNESCO-Weltkulturerbe). Die romanische Kirche (1022-1135) ruht auf drei Krypten, die als Subkonstruktion verwendete alte karolingische Kirche (Notre-Dame-sous-Terre, 10. Jahrhundert); die Abteikirche erhielt im 15./16. Jahrhundert, durch eine neue »Krypta der dicken Pfeiler« gestützt, einen spätgotischen Chor (mit dem »Escalier de Dentelle«, einer reich mit Bauplastik geschmückten Treppe); das dreistöckige gotische Klostergebäude des 13. Jahrhunderts (»La Merveille«) umfasst u. a. die »Salle des Chevaliers« (vierschiffiger Rittersaal), das Refektorium und den Kreuzgang.
Universal-Lexikon. 2012.