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Neunaugen
Neunaugen,
 
Pricken, Bricken, Petromyzonidae, seit dem Oberkarbon (seit rd. 300 Mio. Jahren) nachgewiesene fischähnliche Familie der Rundmäuler (Cyclostomata) mit unpaarem Flossensaum; Rückenflossen ohne paarige Flossen und ohne Schuppen. Das Skelett wird von einer elastischen Rückensaite (Chorola dorsalis) gebildet. Das napfartige Saugmaul hat raspelartige Hornzähne und eine stempelförmige Zunge; es dient zum Ansaugen an Steine (Petromyzon »Steinsauger«) oder an lebende Fische. Die sieben Kiementaschen (einschließlich Nasenöffnung und Auge also »neun Augen«), durch einen knorpeligen Kiemenkorb gestützt, öffnen sich getrennt nach außen und münden gemeinsam in den Schlund. Die Eier werden im Frühjahr in Gruben oder Nestern abgesetzt und befruchtet. Die Larven (Querder) haben einen hufeisenförmigen Mund, kaum entwickelte Augen und wurden früher als selbstständige Art (Ammocoetes branchialis) beschrieben; sie verwandeln sich in 2-4 Jahren. Neunaugen sterben nach dem Laichen.
 
Das 10-16 cm lange Bachneunauge (Lampetra planeri) laicht sofort nach der Verwandlung und nimmt keine Nahrung mehr auf. Das Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) wird bis 50 cm lang; es laicht im Oberlauf der Flüsse. Die Larven wandern nach der Verwandlung in das Meer und steigen nach mehrjähriger Fresszeit laichreif wieder in die Flüsse. Beim Meerneunauge (Meerpricke oder Lamprete, Petromyzon marinus) dauert der Meeraufenthalt länger; diese bis zu 1 m lange Art ist ein Fischparasit (besonders bei den Seeforellen) in den Großen Seen Nordamerikas. Das Flussneunauge ist vom Aussterben bedroht, Meer- und Bachneunauge sind in Mitteleuropa stark gefährdet.
 

Universal-Lexikon. 2012.