Nọtker III.,
Nọtker Labeo [»der Großlippige«], Notker Teutonicus, Notker der Deutsche, frühscholastischer Theologe, * um 950, ✝ 29. 6. 1022; Benediktinermönch aus thurgauischer Adelsfamilie, Leiter der Sankt Gallener Klosterschule und der Bibliothek; Lehrer Ekkehards IV.; seine kommentierten Übersetzungen lateinischer Schulautoren (Martianus Capella, Boethius), theologische Werke, zahlreiche Texte der Heiligen Schrift sowie von Texten der Artes liberales und seine eigenen, in Lateinisch, einer lateinisch-deutschen Mischsprache sowie volkssprachlich verfassten Arbeiten stehen in engem Zusammenhang mit dem klösterlichen Schulunterricht und Notkers Bemühen um ein komplexes Sprachverständnis. Seine hervorragende Kenntnis des Lateinischen und des Deutschen ermöglichten ihm ein semantisch hochdifferenziertes Übersetzen und die Entwicklung einer strikt phonetisch orientierten graphematischen Systematisierung des Alemannischen (Notkers Anlautgesetz: im Wort- und Silbenanlaut nach stimmlosen Konsonanten Schreibung p, t, k für b, d, g; Schreibung b, d, g nur nach Vokalen sowie nach l, m, n, r); daneben finden sich bedeutende Ansätze zu einem Interpunktionssystem, das allerdings ohne Nachwirkungen blieb. Notkers bedeutendstes und über Sankt Gallen hinaus wirkendes Werk ist die volkssprachliche Übersetzung und Kommentierung des Psalters.
Ausgaben: Die Werke Notkers des Deutschen, begründet von E. H. Sehrt und T. Starck, fortgesetzt von J. C. King und P. W. Tax, 14 Teile (Neuausgabe 1972-96).
Universal-Lexikon. 2012.