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Parler
Pạrler,
 
weit verzweigte Architekten- und Bildhauerfamilie des 14. Jahrhunderts; der Name entstand aus der ursprünglichen Berufsbezeichnung »Parlier« (Stellvertreter eines Bauhüttenmeisters). - Bedeutende Vertreter:
 
 1) Heinrich, Architekt, * um 1300, Vater von 3), Großvater von 2); war in Köln als Parlier (Polier) beim Dombau tätig, ab etwa 1320 vermutlich am Bau des Langhauses der Heiligkreuzkirche in Schwäbisch Gmünd. 1351 begann er dort den Hallenchor, eine der großartigsten Leistungen der deutschen Spätgotik und Vorbild für eine Reihe weiterer Bauten. In ihm verbinden sich Formen der gotischen Kathedrale mit Bauideen der Zisterzienser und der Bettelorden zu einer neuen Raumauffassung.
 
 2) Heinrich, genannt H. von Gmụ̈nd, Architekt und Bildhauer des späten 14. Jahrhunderts, Enkel von 1); schuf die Figur des »Heiligen Wenzel« im Dom zu Prag (1373). Vermutlich war er auch in Brünn (Chorbau von Sankt Jakob, Pietà in Sankt Thomas, 1385) und Köln (Petersportal des Doms) tätig. Er ist vielleicht identisch mit einem am Bau des Mailänder Doms beteiligten Baumeister gleichen Namens.
 
 3) Peter, Architekt und Bildhauer, * Schwäbisch Gmünd 1330 oder 1333, ✝ Prag 13. 7. 1399, Sohn von 1); wurde 1353 oder 1356 von Kaiser Karl IV. nach Prag berufen, um den 1344 von Matthias von Arras begonnenen Dombau fortzuführen. Der 1385 geweihte Chor zeigt neben den von seinem Vater in Schwäbisch Gmünd ausgebildeten typischen Merkmalen der Parler-Architektur neue Bauformen (Parallelrippengewölbe des Chors, Netz- und Sterngewölbe der Sakristei und der Wenzelskapelle, erstes Fischblasenmaßwerk der deutschen Spätgotik). Neuartig in Idee und Ausführung ist auch das umfassende bauplastische Programm, u. a. im Chorumgang die sechs Grabmäler der Przemysliden (als eigenhändig gesichert das Grabmal Ottokars I., 1377), am Triforium 21 Porträtbüsten von Mitgliedern der kaiserlichen Familie, Prager Erzbischöfen, am Dombau beteiligten Personen, darunter die des Künstlers selbst (1375-85). Mit seinen Skulpturen wirkte Parler richtungweisend auf den weichen Stil.
 
Weitere Werke: Karlsbrücke und der Altstädter Brückenturm in Prag (1357); Chorumgang von Sankt Bartholomäus in Kolín (1360-85); Chor der Allerheiligenkirche auf dem Hradschin in Prag (1370 ff.).
 
Literatur:
 
Die P. u. der schöne Stil 1350-1400. .., hg. v. A. Legner, Ausst.-Kat., 6 Bde. (1978-80);
 B. Baumüller: Der Chor des Veitsdomes in Prag (1994).

Universal-Lexikon. 2012.