Reinlichkeitserziehung
(Sauberkeitserziehung): Anleitung eines Kindes zur allmählichen Übernahme der selbstständigen Kontrolle seiner körperlichen Ausscheidungsfunktionen. Die Beherrschung der Blasen- und Darmregulierung stellt für das Kind den erstmaligen längeren Aufschub von Bedürfnisbefriedigungen dar und wird von der Entwicklungspsychologie wie auch von der Psychoanalyse als kritische Phase für die kindliche Persönlichkeitsstrukturierung begriffen. So werden u. a. später auftretende Ängste, Zwangsneurosen, trotzige und pedantische Verhaltensweisen sowie befremdliche oder gestörte Einstellungen zur Sexualität mit falscher, zu früher oder zu strenger Reinlichkeitserziehung in Zusammenhang gebracht. Nach heutigen Erkenntnissen sollte die Reinlichkeitserziehung nicht vor dem 2. Lebensjahr und auch dann möglichst schrittweise begonnen werden. Voraussetzungen dafür sind die willkürliche Beherrschung der Schließmuskeln (Ausreifung entsprechener Nervenbahnen), die Fähigkeit des Kindes zur Unterscheidung von Körperempfindungen sowie sein Wunsch nach größerer Selbstständigkeit. Wichtig ist ein sicheres und zugleich flexibles Verhalten der Bezugsperson(en) dem Kind gegenüber.
Siehe auch: vegetatives Nervensystem.
Universal-Lexikon. 2012.