Ruthenen,
1) veraltete Bezeichnung für die Ukrainer.
2) bis 1918 Bezeichnung für die vor 1772 im polnisch-litauischen Staat und danach in der Habsburgermonarchie - in den Kronländern Galizien und Bukowina sowie in den nordostungarischen Komitaten Máramaros, Bereg, Ung, Sáros, Zemplén und Szepes am Fuß der Karpaten (karpatoruthen. Gebiete; nach 1918 Karpato-Ukraine) - lebenden Westukrainer; 1910 etwa 4 Mio. Angehörige (etwa 7,9 % der Bevölkerung). Sie waren in Galizien (Kirchenprovinz Lemberg) und Ungarn meist griechisch-katholischen (unierten) Glaubens, in der Bukowina überwiegend orthodox. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nannten sie sich selbst Russinen, erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts immer häufiger Ukrainer.
3) Russinen, Rusinen, Eigenbezeichnung Rusnạki, ukrainischer Volksstamm in Serbien (Wojwodina) und Kroatien (v. a. Slawonien), etwa 30 000 Angehörige; Hauptort: Ruski Krstur (Batschka), weitere kulturelle Mittelpunkte in Novi Sad und Vukovar. Die Ruthenen stammen aus der Ost-Slowakei und der Karpato-Ukraine, die sie als ihre Urheimat ansehen. Sie wurden seit den 40er-Jahren des 18. Jahrhunderts von den Habsburgern in der Batschka angesiedelt und gehören der ruthenischen Kirche an. - Die Sprache der Ruthenen wird zum Teil zu den so genannten slawischen Mikroschriftsprachen (slawische Sprachen) gezählt, basiert auf ostslowakisch-westukrainischen Übergangsdialekten und verwendet die kyrillische Schrift.
4) die vor 1772 und 1920-39 in Polen lebenden, 1921 etwa 1,1 Mio. Menschen zählenden, mehrheitlich katholische Weißrussen; auch als Weißruthenen bezeichnet.
Universal-Lexikon. 2012.