Akademik

Scheidt
Scheidt,
 
1) Kaspar, Dichter, * um 1520, ✝ Worms 1565; Schulmeister in Worms; Onkel und Lehrer J. Fischarts. Er übertrug F. Dedekinds lateinisches Gedicht »Grobianus« (1549) in deutsche Reimpaare und erweiterte es volkstümlich (herausgegeben 1551).
 
 2) Samuel, Komponist und Organist, getauft Halle (Saale) 3. 11. 1587, ✝ ebenda 24. 3. 1654; war 1608/09 Schüler von J. P. Sweelinck in Amsterdam, 1609 Hoforganist in Halle (Saale), 1620 Hofkapellmeister, 1628-30 »Director musices« für die drei großen Kirchen der Stadt und ab 1638, nach kriegsbedingten Wirren und internen Streitigkeiten, wieder Hofkapellmeister. Scheidt war einer der bedeutendsten mitteldeutschen protestantischen Kirchenmusiker des 17. Jahrhundert Sein Orgelwerk (Choralvariationen, Fantasien, Toccaten usw.) führt die von Sweelinck ausgehende Tradition weiter. Seine »Symphonien« (Ensemblestücke mit Generalbass) zeigen den Einfluss des italienischen konzertierenden Stils. In seiner Vokalmusik vollzieht sich die zeittypische Entwicklung vom vielstimmigen motettischen Satz über Chorwerke mit Instrumenten und Basso continuo bis zu geringstimmigen geistlichen Konzerten. Im Druck erschienen von ihm »Cantiones sacrae« (1620; Motetten), »Paduana, galliarda. ..« (1621; Tanzsätze), »Concertus sacri« (1621), »Geistliche Concerten« (4 Bände, 1631-40), »Liebliches Krafft-Blümelein« (1635), »Tabulatura nova« (3 Teile, 1624; Orgelwerke, erstmals in Deutschland in moderner Fünfliniennotation), »LXX Symphonien« (1644), »Tabulatur-Buch« (1650; Orgelchoräle).
 
Literatur:
 
C. Mahrenholz: S. S. Sein Leben u. sein Werk (1924, Nachdr. 1968);
 E. Gessner: S. S.s geistl. Konzerte (1961).
 

Universal-Lexikon. 2012.