Stoff- und Motivgeschichte,
Disziplin der vergleichenden Literaturwissenschaft, die das Vorkommen und die Wandlungen eines Stoffes oder Motivs in den Literaturen der Völker erforscht. Zunächst von den Brüdern Grimm als Rekonstruktionsinstrument in der Märchen-, Sagen- und Volksliedforschung eingesetzt, wurde sie von L. Uhland, K. Müllenhoff, J. Bolte u. a. fortgeführt und von W. Scherer in ihrem gattungsspezifischen Anwendungsbereich erheblich ausgeweitet. Einen ersten Höhepunkt erlebte die S.- u. M. zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit den Arbeiten und Zeitschriften von Max Koch (* 1855, ✝ 1931). Zu einer Neuorientierung und Wiederbelebung kam es in den 60er-Jahren durch die Hinwendung zu Fragen der Funktionalität von Stoff und Motiv innerhalb der Struktur der Dichtung.
R. Trousson: Un problème de littérature comparée. Les études de thèmes (Paris 1965);
E. Frenzel: S.- u. M. (21974);
E. Frenzel: Stoff-, Motiv- u. Symbolforschung (41978);
E. Frenzel: Vom Inhalt der Lit. (1980);
E. Frenzel: Motive der Weltlit. (41992);
E. Frenzel: Stoffe der Weltlit. (81992);
Franz A. Schmitt: S.- u. M. der dt. Lit. Eine Bibliogr. (31976);
Dictionnaire des mythes littéraires, hg. v. P. Brunel (Neuausg. Monaco 1994);
Universal-Lexikon. 2012.