Thomasin von Zerklaere
[- tsɛr'klɛːrə], mittelhochdeutscher Dichter, * Friaul um 1186, ✝ nach 1215. Seine Familie entstammte dem Stadtadel von Cividale del Friuli, er selbst war Domherr in Aquileja, wo er mit dem Hof Wolfgers von Erla, des dortigen Patriarchen (1204-18) und früheren Bischofs von Passau (und Mäzens Walthers von der Vogelweide) in Kontakt stand. Thomasin schrieb in seiner Jugend - wahrscheinlich in provenzalischer Sprache - eine (nicht erhaltene) höfische Sittenlehre. 1215 verfasste er mit dem moralphilosophisch-didaktischen Werk »Der wälsche Gast« (nahezu 14 800 Verse) ein im Mittelalter weit verbreitetes (24 Handschriften) Lehrgedicht, das auch die erste deutschsprachige Hofzucht enthält und sich v. a. an die adelige Hofgesellschaft wandte.
Ausgabe: Der Welsche Gast, herausgegeben von F. W. von Kries, 4 Bände (1984-85).
Universal-Lexikon. 2012.