Tod|austragen,
Brauch, am Sonntag Lätare eine als Tod bezeichnete Puppe zu ertränken oder zu verbrennen; durch Synodalverbote schon 1366, 1371 und 1384 bezeugt und seit dem Dreißigjährigen Krieg über ganz Schlesien und Polen, noch heute in Teilen Österreichs, der Schweiz, Luxemburgs und Bayerns verbreitet. Seit der Nennung in J. Grimms »Deutsche Mythologie« (1835) wird das Todaustragen als eine Form des »Winteraustreibens« gedeutet (z. B. »Sommertagszug«). Es geht auf die Perikope des auf Lätare folgenden Donnerstags (Lukas 7, 11-16: Auferweckung des Jünglings von Nain) zurück und war damit Zeichen der Überwindung des Todes durch den Erlöser.
F. Sieber: Dt.-westslaw. Beziehungen in Frühlingsbräuchen. T. u. Umgang mit dem Sommer (Berlin-Ost 1968).
Universal-Lexikon. 2012.