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Unbefleckte Empfängnis
I
Unbefleckte Empfängnis,
 
lateinisch Concẹptio immaculata, katholische Theologie: die Lehre, dass Maria, die Mutter Jesu Christi - natürlich als Kind ihrer Eltern geboren -, im Augenblick ihrer Empfängnis durch die besondere Gnade Gottes vor der Erbsünde bewahrt blieb. In der Bibel nicht ausdrücklich enthalten, wurde die Auffassung von der U. E. zunächst (u. a. in Interpretation von Lk 1, 28: Maria die »Gnadenvolle«) besonders von östlichen Theologen vertreten. Seit dem Mittelalter wurde sie auch unter den westlichen Theologen diskutiert, besonders in den zwischen Franziskanern (J. Duns Scotus) als Befürwortern und Dominikanern als ihren theologischen Gegnern geführten Auseinandersetzungen um die Heiligung und Erlösungsbedürftigkeit Marias. Seit dem 16. Jahrhundert kirchlich besonders gegen die Reformatoren und die Jansenisten propagiert, wurde die U. E. 1854 von Papst Pius IX. als Dogma verkündet. Das Fest der U. E. (»Mariä Erwählung«) wird am 8. 12. gefeiert. - Die evangelische Theologie lehnt die U. E. als nicht schriftgemäß ab.
 
II
Unbefleckte Empfängnis,
 
1854 durch Papst Pius IX. verkündetes Dogma der katholischen Kirche. Es bezieht sich nicht, wie oft irrtümlich angenommen wird, auf die Empfängnis Jesu (Jungfrauengeburt), sondern besagt, dass Maria von dem Augenblick ihrer eigenen Zeugung an vor der Erbsünde bewahrt worden ist und nie von ihr bedroht war. Der Begriff der Erbsünde bedeutet seit den Anfängen der christlichen Kirche, dass jeder Mensch - ohne persönliches Verschulden - die Sünde mit seiner Geburt »erbt«. Und weil durch Sexualität die Erbsünde weitergegeben wird, ist auch sexuelle Lust sündig. Maria ist bei ihrer Zeugung vor der Erbsünde und damit auch vor der sexuellen Lust bewahrt worden. Diese Lehre wurde schon von den frühen Kirchenvätern ersonnen, da es für sie unvorstellbar war, dass Maria zugleich Mutter Gottes und von der Erbsünde »befleckt« sein konnte. Deshalb sprach man sie von der allen übrigen Menschen angeborenen Erbsünde frei, die in der kirchlichen Tradition in engem Zusammenhang mit Sexualität, sinnlicher Lust und Körperlichkeit stand.
 

Universal-Lexikon. 2012.