Akademik

Potenzial
Möglichkeit; Anlage; Gegebenheit; Potential; Eignung; Fähigkeit; Qualifikation; Vermögen; Kompetenz; Befähigung; Fertigkeit; Tauglichkeit

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po|ten|zi|al 〈Adj.〉 oV potential
1. eine Möglichkeit enthaltend, als Möglichkeit vorhanden
2. eine Möglichkeit ausdrückend
[<spätlat. potentialis „nach Vermögen, tätig wirkend“; zu lat. potens „mächtig“]

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po|ten|zi|al, potential <Adj.> [spätlat. potentialis = nach Vermögen, tätig wirkend]:
1. (bildungsspr.) (nach den Gegebenheiten) möglich (aber nicht tatsächlich gegeben); als Möglichkeit vorhanden:
die -e Leistung einer Maschine.
2. (Philos.) die bloße Möglichkeit betreffend.
3. (Sprachwiss.) die Möglichkeit, das mögliche Eintreten von etw. ausdrückend; als Potenzialis stehend:
ein -er Konditionalsatz.

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Potenzial
 
[zu spätlateinisch potentialis »nach Vermögen«] das, -s/-e,  
 1) bildungssprachlich für: Gesamtheit aller verfügbaren Mittel, Energien; Leistungsfähigkeit.
 
 2) Physik: im engeren Sinn eine skalare, nur vom Ortsvektor r (x, y, z) abhängende Funktion V = V (r), aus der sich durch Gradientenbildung andere physikalische Größen ableiten lassen, wenn diese durch ein wirbelfreies Vektorfeld gegeben sind (lokales Potenzial). Beispiele sind das Gravitationspotenzial, das elektrische Potenzial, das Geschwindigkeits- beziehungsweise Strömungspotenzial (Potenzialströmung) für die auf beliebige Massenpunkte wirkenden Kräfte oder Feldstärken. Für ein Kraftfeld F (r) = grad V (r) ist das zugehörige Potenzial V (r) die potenzielle Energie (auch kurz als Potenzial bezeichnet). Die Potenzialdifferenz V (r2) — V (r1) ist ein Maß für die Arbeit, die verrichtet werden muss, um einen Massenpunkt längs eines beliebigen Weges von r1 nach r2 zu bringen. Beim elektrischen Potenzial ϕ ergibt dessen negativer Gradient die elektrische Feldstärke E = —grad ϕ. Das elektrische Potenzial ist bis auf einen konstanten Faktor gleich der potenziellen Energie einer Einheitsladung am entsprechenden Punkt des elektrischen Feldes; die Potenzialdifferenz zwischen zwei Feldpunkten wird als elektrische Spannung bezeichnet. - Ein Potenzial kann nicht absolut gemessen werden, sondern nur bezüglich eines Punktes, für den das Potenzial willkürlich festgelegt wurde, z. B. V (0) = 0. Flächen und Kurven, auf denen ein Potenzial überall den gleichen Wert hat, werden als Äquipotenzialflächen beziehungsweise -kurven bezeichnet. In bestimmten Fällen können verschiedene lokale Potenziale zu einem Vektorpotenzial (oder einem Tensorpotenzial) zusammengefasst werden. Grundsätzlich lassen sich quellenfreie Wirbelfelder durch Rotationsbildung aus einem Vektorpotenzial ableiten; beispielsweise ergibt sich in der Magnetostatik die magnetische Induktion B = rot A aus dem (magnetischen) Vektorpotenzial A (r). In der Elektrodynamik lassen sich für schnell bewegte Ladungen elektrischer und magnetischer Potenziale nicht unabhängig einführen: sie können aber zum zeitabhängigen Viererpotenzial Aμ (r, t) = (A, cϕ) zusammengefasst werden (c Lichtgeschwindigkeit). Wegen der endlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit physikalischer Wirkungen ist der Einfluss der das Potenzial erzeugenden elektrischen Ladungen (am Ort r' zur Zeit t') zeitlich verzögert und es werden mit t = t' + |r - r'| / c retardierte Potenziale eingeführt (Retardierung).
 
Im weiteren Sinn wird als Potenzial eine von bestimmten physikalischen Größen (z. B. Ortskoordinaten oder Volumen eines thermodynamischen Systems) abhängende Funktion, die Potenzialfunktion, bezeichnet, aus der sich durch partielle Differenziation andere physikalische Größen (z. B. Kraft, elektrischer Feldstärke) ableiten lassen. So können aus thermodynamischen Potenzialen (wie innere Energie, Enthalpie) die wichtigsten Zustandsgrößen des Systems (wie Druck, Volumen) abgeleitet werden. Bei Stoffgemischen werden als weitere Größen das chemische Potenzial und, wenn geladene Teilchen vorliegen, das elektrochemische Potenzial eingeführt. (Yukawa-Potenzial)

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Po|ten|zi|al, (auch:) Potential, das; -s, -e [zu ↑potential]: 1. (bildungsspr.) Gesamtheit aller vorhandenen, verfügbaren Mittel, Möglichkeiten, Fähigkeiten, Energien: das wirtschaftliche, militärische P. eines Landes; das P. an Energie ist erschöpft; wo bleibt eigentlich das revolutionäre P. (Dierichs, Männer 259); Verbrauchsteuern sind nur beim Endverbraucher effektiv, weil dort noch erhebliche -e zur Einsparung bestehen (Woche 14. 2. 97, 14); Ein P. von etwa sechs Weltklasseathleten ... kostet heute viel Geld (Allgemeine Zeitung 4. 6. 85, 14); gegen Alzey wurde ... deutlich, welches P. in der Mannschaft steckt (Allgemeine Zeitung 6. 2. 85, 16); Eine Frau ist fähig ..., ihr erotisches P. genau dann am kühnsten einzusetzen, ... (Schreiber, Krise 28); Bereits die Eröffnungstakte ... beinhalten indessen ein P. von Entfaltungsmöglichkeiten (Melos 3, 1984, 106); Deshalb muss in der Zwischenzeit alles getan werden, um das demokratische P. dieser Länder zu stützen (Woche 14. 2. 97, 2); Vom kämpferischen P. der Italiener sei er überzeugt, vom spielerischen nicht (Presse 22. 11. 83, 6). 2. (Physik) a) physikalische Größe zur Beschreibung eines Feldes (7): das P. eines Kraftfeldes; b) (Mech.) potenzielle Energie eines Körpers.

Universal-Lexikon. 2012.