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Mandeville
Mandeville
 
['mændəvɪl],
 
 1) Bernard de, englischer Schriftsteller und Philosoph niederländischer Herkunft, getauft Rotterdam 20. 11. 1670, ✝ Hackney (heute zu London) 21. 1. 1733; war Arzt; verfasste 1705 anonym die Satire »The grumbling hive, or knaves turned honest«, die mehrfach ergänzt 1714 unter dem Titel »The fable of the bees, or private vices, public benefits« (deutsch u. a. als »Fabel von den Bienen«) erschien. Mandeville radikalisierte T. Hobbes' Philosophie des Eigennutzes, indem er den menschlichen Egoismus als Grundlage wirtschaftlicher Prosperität ansah. Seine These, dass durch Zusammenspiel egoistischer Einzelinteressen ein höchster Gesamtnutzen erzielbar sei, wurde beispielhaft für die klassische Schule der Nationalökonomie.
 
Literatur:
 
R. I. Cook: B. M. (Boston, Mass., 1974);
 H. Monro: The ambivalence of B. M. (London 1975);
 W. H. Schrader: Ethik u. Anthropologie in der engl. Aufklärung (1984).
 
 2) Sir John, englischer Schriftsteller, * angeblich Saint Albans um 1300, ✝ Lüttich November 1372; stellte aus zahlreichen Quellen ein in anglonormannischer Sprache geschriebenes Reisebuch (»Voyages d'outre mer«, entstanden zwischen 1357 und 1371; ins Deutsche übertragen von dem Domherrn Otto von Diemeringen um 1400) zusammen, das als Führer für Pilger ins Heilige Land gedacht war, aber auch historisch-geographische Informationen über entferntere Länder wie Indien und China enthält; er selbst hatte nur Ägypten bereist.
 
Ausgaben: Mandeville's travels, herausgegeben von P. Hamelius, 2 Bände (1916, Nachdruck 1973); The travels of Sir J. Mandeville, herausgegeben von C. W. Moseley (1983).
 
Die Reisen des Ritters J. Mandeville durch das Gelobte Land, Indien und China, bearbeitet von T. Stemmler (1966); Das Reisebuch des Ritters J. Mandeville, übersetzt von G. E. Sollbach (1989).
 
Literatur:
 
J. W. Bennett: The rediscovery of Sir J. M. (New York 1954);
 K. Ridder: Jean de M.s »Reisen«. Studien zur Überlieferungsgeschichte. .. (1991).
 

Universal-Lexikon. 2012.