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Satanismus
Sa|ta|nịs|mus 〈m.; -; unz.〉
1. eingeborene Grausamkeit, Bösartigkeit u. Verderbtheit; →a. Dämonismus
2. Besessenheit vom, Neigung zum Bösen
3. Verehrung des Teufels als Travestie christlicher Riten, soweit ihnen ein Dualismus von Gut u. Böse zugrunde liegt
4. 〈Lit.〉 literar. Richtung, die das Böse u. Grausame verklärt, ähnlich dem Sadismus

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Sa|ta|nịs|mus, der; -:
Verehrung des Satans.

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Satanịsmus
 
der, -, zusammenfassende Bezeichnung für geistige Strömungen und (quasireligiöse) Bewegungen, deren Anschauungen und (rituelle) Praktiken sich teils auf die Umwertung der überlieferten christlichen Satansvorstellungen stützen, teils völlig losgelöst davon (d. h. ohne Bezug auf einen personifizierten Satan oder Teufel) eine allgemeine Philosophie der Unmoral und des Bösen zur Grundlage haben; als Begriff im 19. Jahrhundert aufgekommen. Religionsgeschichtlich ist der Satanismus im dualistischen Weltbild der antiken und mittelalterlichen Gnosis verwurzelt. Der heutige moderne Satanismus ist antichristlich beziehungsweise achristlich, aber auch anarchistisch oder nihilistisch ausgerichtet, vereint sehr heterogene Elemente und drückt sich in Form organisierter Satanskulte, z. B. der kalifornischen »Church of Satan« (schwarze Messe), und - als »Ad-hoc-Satanismus« - in spontanen Formen satanistischer Praxis aus. In stark kommerzialisierter Form beeinflusst der Satanismus den Lebensstil Jugendlicher (»Gruftis«, »schwarze Szene«), die Musik (Heavymetal) und hat auch seinen Ausdruck im Film (Kenneth Anger, * 1932; »Rosemaries Baby«, 1968, von R. Polanski, nach dem Roman von Ira Levin, * 1929) und in der Literatur (S. King) gefunden. Allen Formen des Satanismus gemeinsam ist die bewusste Entwertung allgemein geltender ethischer Prinzipien bis hin zur »religiösen« Verklärung des Bösen und der Selbstidentifizierung mit ihm, wobei A. Crowley als Vorbild gilt, der sich als die Inkarnation des Bösen schlechthin verstand (1896 Vision, dass er das mit der Zahl 666 bezeichnete große Tier aus Offenbarung des Johannes 13 sei). Satan beziehungsweise Luzifer stehen als Symbol für den hedonistischen Lebensdrang des autonomen Individuums sowie der vor allem orgiastisch-sexuell gedeuteten Lebenskraft.
 
Geistesgeschichtlich wurzeln die satanistischen Auffassungen weniger im mittelalterlichen Teufelsglauben, sondern haben im (nach-)aufklärerischen literarischen Satanismus (de Sade, Byron, Baudelaire, Huysmans u. a.) ihren Ausgang genommen, in dessen Kontext auch der Begriff »Satanic School« für eine das Böse, Dunkle verklärende Richtung von Literaten auftaucht (R. Southey, 1821). Im definitiven Sinn davon zu unterscheiden ist die neugnostische Satanologie beziehungsweise Luziferreligion okkultistische und theosophische Autoren und Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts (E. Lévi, H.-P. Blavatsky, R. Steiner u. a.).
 
Literatur:
 
M. Praz: Liebe, Tod u. Teufel. Die schwarze Romantik (a. d. Ital., 1963);
 A. Rosenberg: Praktiken des S. (1965);
 K. R. H. Frick: Satan u. die Satanisten, 3 Bde. u. Reg.-Bd. (1982-88);
 F.-W. Haack: Anmerkungen zum S. (1991);
 Joachim Schmidt: S. Mythos u. Wirklichkeit (1992);
 J. Dvorak: S. Schwarze Rituale, Teufelswahn u. Exorzismus (Neuausg. 31994);
 M. Introvigne u. E. Türk: S. Zw. Sensation u. Wirklichkeit (1995);
 J. Symonds: Aleister Crowley - das Tier 666 (a. d. Engl., Neuausg. 1997);
 H.-J. Ruppert: S. Zw. Religion u. Kriminalität (1998).
 
Weitere Literatur: schwarze Messe.

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Sa|ta|nịs|mus, der; -: 1. Teufelsverehrung. 2. (Literaturw.) Darstellung des Bösen, Krankhaften u. Grausamen in der Literatur.

Universal-Lexikon. 2012.