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Wirklichkeit
Realität

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Wirk|lich|keit ['vɪrklɪçkai̮t], die; -:
Zustand, wie man ihn tatsächlich antrifft, erlebt; Bereich dessen, was als Gegebenheit, Erscheinung wahrnehmbar ist:
die raue, harte, politische Wirklichkeit; du musst endlich lernen, dich mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen; was er sagte, war von der Wirklichkeit weit entfernt.
Syn.: Fakt, Realität, Sachlage, Tatsache.
Zus.: Berufswirklichkeit, Schulwirklichkeit.

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Wịrk|lich|keit 〈f. 20
1. 〈Philos.〉
1.1 Sein, Dasein, das, was wirkt, was wirksam ist
1.2 das, was nicht nur Schein od. Möglichkeit ist, Realität
2. 〈allg.〉 das Wirklichsein, die Tatsachen, das Leben in allen seinen Erscheinungsformen
● in der Kunst die \Wirklichkeit darstellen; in \Wirklichkeit war es ganz anders; der \Wirklichkeit ins Auge sehen 〈fig.〉 sich keine falschen Vorstellungen machen, das Leben, eine Sache so betrachten, wie es bzw. sie wirklich ist

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Wịrk|lich|keit , die; -, -en [spätmhd. wirkelicheit]:
[alles] das, Bereich dessen, was als Gegebenheit, Erscheinung wahrnehmbar, erfahrbar ist:
die raue, harte, heutige, gesellschaftliche, politische W.;
die graue W. des Alltags;
sein Traum ist W. geworden (hat sich verwirklicht);
die W. verfälschen, entstellen, verklären;
unsere Erwartungen blieben hinter der W. zurück (erfüllten sich nicht ganz);
in W. (wie sich die Dinge verhalten) ist alles ganz anders;
sich mit der W. auseinandersetzen.

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Wirklichkeit
 
[mittelhochdeutsch würke(n)lich, würklich, eigentlich »tätig«, »wirksam«, zu Werk],
 
 1) allgemein: die Realität, die sich in unterschiedliche Wirklichkeitsbereiche gliedert und unter verschiedenen Aspekten (z. B. ästhetische, ethische, logische Art, als Erlebenswirklichkeit, Sachwirklichkeit) zu erkennen gibt.
 
 2) Philosophie: die Realität im Unterschied zur Möglichkeit und zum Schein; bei Aristoteles die Entelechie als erreichter, verwirklichter Zweck, im Unterschied zur Dynamis, dem Vermögen: Etwas ist wirklich, wenn es seine Natur vollständig entwickelt hat, z. B. wenn sich aus dem Samen die Rosenblüte entfaltet hat. Bei I. Kant gehört Wirklichkeit als eine Kategorie der Modalität (neben Möglichkeit und Notwendigkeit) zu den begrifflichen Grundlagen von Erfahrungserkenntnis als das, »was mit den materialen Bedingungen der Erfahrung (der Empfindung) zusammenhängt«. Aus sprachphilosophischer Sicht besteht ein Sachverhalt oder er ist wirklich, wenn die ihn darstellende Aussage wahr ist (z. B. bei L. Wittgenstein: Aussage als »logisches Bild« oder »Modell« der Wirklichkeit). Die Entwicklung der Naturwissenschaften hat die neuzeitliche Wirklichkeitsauffassung nachhaltig geprägt. Einerseits ging daraus eine durchgängige Spaltung der Wirklichkeit in die objektive Welt der Tatsachen und die subjektiv-geistige Wirklichkeit des Menschen hervor. Andererseits zeigt sich »Wirklichkeit« als wesentlich durch die erkennende, konstruierende und handelnde Aktivität des Menschen in Wissenschaft und Technik geprägt und ist von ihr nicht zu trennen. Die Erkenntnis der modernen Physik, dass das Beobachten eines Objekts ein in das Beobachtete eingreifender und dieses damit verändernder Vorgang ist, hat dazu geführt, die Wirklichkeit nicht mehr wie in der Antike als eine sich gleich bleibende, an sich seiende Ordnung aufzufassen; auch gilt der handelnde Mensch der gegenständlichen Welt nicht als grundsätzlich überlegen. Subjekt und Objekt werden als Teile eines gemeinsamen, historisch bestimmten Wirkungszusammenhangs verstanden.
 
Literatur:
 
W. u. Wissen. Realismus, Antirealismus u. W.-Konzeptionen in Philosophie u. Wiss.en, hg. v. H. J. Sandkühler (1992).

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Wịrk|lich|keit, die; -, -en [spätmhd. wirkelicheit]: [alles] das, Bereich dessen, was als Gegebenheit, Erscheinung wahrnehmbar, erfahrbar ist: die raue, harte, heutige, gesellschaftliche, politische W.; die graue W. des Alltags; sein Traum ist W. geworden (hat sich verwirklicht); so war sie doch W., meine Begegnung mit Löffel-Franz (Loest, Pistole 121); Am Ende des Films begreift sie, dass W. und Fantasie einander nicht ausschließen dürfen (Wilhelm, Unter 114); die W. verfälschen, entstellen, verklären; Wozu da ... noch fremde -en an sich herankommen lassen? (Böll, Erzählungen 344); Jeanne dachte darüber nach, ob sie mit diesen schlichten Worten die W. traf (H. Weber, Einzug 427); die Erkenntnis der W.; Dabei werde die Polizei ständig ihre Taktik auf die W. einzustellen haben (Volksblatt 5. 12. 84, 11); unsere Erwartungen blieben hinter der W. zurück (erfüllten sich nicht ganz); in W. (wie sich die Dinge verhalten) ist alles ganz anders; Jenny heißt ja in W. (eigentlich) Norbert Bugdal (Praunheim, Sex 226); sich mit der W. auseinander setzen; was er sagte, war von der W. weit entfernt, hatte keinen Bezug zur W.

Universal-Lexikon. 2012.