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Wolga
Wọl|ga, die; -:
Fluss in Russland.

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Wọlga
 
die, Vọlga, im Altertum griechisch Rha, im Mittelalter im Persischen und Arabischen Hịl, tatarisch Etẹl oder Itẹl, größter Strom Europas und wichtigste Wasserstraße Russlands, 3 531 km lang (vor der Flussregulierung 3 685 km) mit einem Einzugsgebiet von 1,36 Mio. km2. Sie entspringt in den Waldaihöhen in 228 m über dem Meeresspiegel und mündet 28 m unter dem Meeresspiegel südlich von Astrachan ins Kaspische Meer. Das mittlere Gefälle beträgt nur 0,00725 %. Der Jahresabfluss von 254 Mrd. m3 (zum größten Teil aus Schmelzwasser) ist nach der Regulierung ziemlich gleichmäßig; bei Wolgograd 8 060 m3/s, früher bei Hochwasser 52 000 m3/s. Die Wolga ist ab Rschew auf 3 265 km schiffbar. Im Oberlauf durchfließt sie kleinere Seen, u. a. den Wolgasee (seit 1843 gestaut), wendet sich dann in waldreichen Niederungen nach Norden und wird bei Iwankowo, wo der Moskaukanal abzweigt, zum Wolgastausee (auch Moskauer Meer, Iwankowoer Stausee; 1937 fertig gestellt, 327 km2, 1,12 Mrd. m3 Fassungsvermögen, mit Kraftwerk: 30 MW), der ersten der acht Wolgastaustufen (Wolgakaskade) mit Wasserkraftwerken, gestaut. Danach folgen Uglitscher Stausee (249 km2, 1,2 Mrd. m3; 110 MW) und der Rybinsker Stausee (Rybinsker Wolga-Wasserkraftwerk 330 MW), wo der Wolga-Ostsee-Wasserweg beginnt. Die Wolga wendet sich nun nach Südosten, durchschneidet die Danilow- und Galitschhöhen, tritt in die Unschaniederung und wird bei Gorodez zum Nischnij-Nowgoroder Stausee (1955 fertig gestellt, 1 590 km2, 8,7 Mrd. m3; 520 MW) gestaut. Bis dahin wichtige Nebenflüsse sind Twerza, Mologa, Scheksna und Unscha. Im nach Süden gerichteten Mittellauf folgt sie nach Aufnahme der Oka dem Westrand der Wolgahöhen, einer im Mittel 150-200 m hohen, maximal bis 375 m über dem Meeresspiegel aufragenden, stark zertalten Hügellandschaft zwischen der Okamündung und Wolgograd, die im rechtsseitigen steilen Bergufer zur Wolga abbricht. Ihm gegenüber liegt das flache linksseitige Wiesenufer. Nach erneutem Stau an der Engstelle von Tscheboksary bei Nowotscheboksarsk zum Tscheboksaryer Stausee (2 274 km2, 13,8 Mrd. m3; 1 404 MW) wendet sich die Wolga nun scharf nach Süden, nimmt von links die Kama (wichtigster der 2 600 Wolganebenflüsse) und die Samara auf und geht bis Wolgograd von einem großen Wasserspeicher in den anderen über: oberhalb der Samaraschleife wird sie zum Samaraer Stausee (6 450 km2, 58 Mrd. m3; 2 300 MW), bei Balakowo zum Saratower Stausee (1 831 km2, 12,9 Mrd. m3; 1 360 MW) und bei Wolschskij zum Wolgograder Stausee (3 117 km2, 31,5 Mrd. m3; 2 563 MW) gestaut. Bei Wolschskij zweigt von der unteren Wolga der linke, schiffbare Nebenarm Achtuba (520 km lang) ab. Im Unterlauf, auf den letzten 800 km, empfängt die Wolga als Fremdlingsfluss in der Kaspischen Senke keine Nebenflüsse mehr. In Wolgograd zweigt der Wolga-Don-Schifffahrtskanal ab. Das etwa 19 000 km2 große, zum Teil geschützte Wolgadelta beginnt 46 km nördlich von Astrachan; es weist über 800 Wasserarme auf; schiffbar ist nur der Bachtemir-Arm.
 
Die Wolga ist die wichtigste Transportader Russlands, durch sinkenden Wasserpegel (derzeit 2,5 cm/Jahr) wird jedoch die Schifffahrt zunehmend behindert. Die Schifffahrtsrinne muss ständig ausgebaggert werden. Durch Kanäle ist sie mit Moskau, der Ostsee, dem Weißen, Asowschen und Schwarzen Meer verbunden. Am Unterlauf der Wolga befinden sich mehrere Bewässerungsgebiete, im Delta große Reiskulturen. Negative Auswirkungen auf die Ökologie und auf den Fischfang haben die starke Wasserverschmutzung durch die angesiedelte Petrochemie, die Einleitung ungeklärten Abwassers der Kommunen, zwei ufernahe Kernkraftwerke (Balakowo, Twer) sowie die Stauseetreppe, die die Fischwanderung (Stör) und Selbstreinigung des Flusses behindert.
 
Literatur:
 
J. Kassin u. M. Redkin: Die W. (Leipzig 21986).
 

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Wọl|ga, die; -: Fluss in Russland.

Universal-Lexikon. 2012.