Aschkenas,
Plural Aschkenasim, im Alten Testament (1. Mose 10, 3) Name eines Volksstamms. - Im mittelalterlichen Judentum Bezeichnung für Mitteleuropa und Deutschland, später auch für Osteuropa und deren Bewohner allgemein, auch speziell für die Juden dieser Gebiete. Aschkenasisch nennt man ferner die dortige hebräische Sprachtradition und einen bestimmten Typus von jüdischer Liturgie und Ritus im Unterschied zum sefardischen Ritus (Sefarad). Deshalb gibt es im Staat Israel einen aschkenasischen und einen sefardischen Oberrabbiner.
Bis ins Spätmittelalter überwog der Anteil der sefardischen Juden in islamischen Gebieten, in der Neuzeit dagegen stieg der Anteil der Aschkenas innerhalb der jüdischen Gemeinschaft insgesamt bis auf 90 % (Anfang des 19. Jahrhunderts). Bis 1939 wanderten überwiegend aschkenasische Juden in Palästina ein; 1948 stellten sie 80 % der Bevölkerung des Staates Israel. Die verstärkte Einwanderung orientalischer Juden seit Ende der 40er-Jahre führte, verbunden mit ihrer höheren Geburtenrate, zu einer kontinuierlichen Abnahme des aschkenasischen Bevölkerungsanteils, der seit Mitte der 60er-Jahre auf (weit) unter 50 % sank. Nach 1989 wuchs die Zahl der Aschkenas in Israel wieder, v. a. infolge der Einwanderung aus der Sowjetunion beziehungsweise den Staaten der GUS (seit 1990 rd. 600 000).
Universal-Lexikon. 2012.