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Comedia
Comẹdia
 
[spanisch] die, -/-s, in der spanischen Literatur Bezeichnung für das gesamte nationale Kunstdrama des letzten Drittels des 16. und des 17. Jahrhunderts, von der das religiös-allegorische Auto sacramental (Auto) und das witzig-knappe Entremés zu unterscheiden sind. Die Comedia ist in bewusster Abkehr von der gebildeten Tradition der humanistisch-aristotelischen Theaterpoetik gestaltet worden. Sie ist in drei Akte (»jornadas«) gegliedert, respektiert die Einheiten von Ort und Zeit nicht, kennt ausgeprägte Nebenhandlungen, verwendet eine große metrische Vielfalt (Polymetrie) und vermischt ernste mit komischen Elementen, wie besonders die Gestalt der komischen Person (»gracioso«) zeigt. Die Comedia richtet sich an ein wenig gebildetes, städtisches Publikum (»vulgo«), dem sie im Sinne des Barock Wertvorstellungen wie Ehre, Königstreue und Religiosität vermittelt. Stoffquelle der Comedia ist v. a. die spanische Geschichte (Chroniken, Romanceros). Nach Vorformen in Valencia hat besonders Lope F. de Vega Carpio der Comedia auf den Madrider Corralbühnen im Freien ihre endgültige Form gegeben (dazu seine Abhandlung »Arte nuevo de hacer comedias en este tiempo«, 1609). Ihm folgten u. a. Tirso de Molina, A. Moreto y Cavana, P. Calderón de la Barca. Im 18. Jahrhundert wurde die Comedia zwar weiter gespielt, von den Theoretikern eines neoklassischen Theaters jedoch abgelehnt. Der deutschen Romantik galt die Comedia als das poetische Theater schlechthin. Die über 30 000 erhaltenen Comedias wurden schon früh, etwa bei P. Corneille, zur Stoffquelle des europäischen Theaters.
 
Literatur:
 
Das span. Theater, hg. v. K. Pörtl (1985).

Universal-Lexikon. 2012.