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Feddersen Wierde
Fẹddersen Wierde,
 
vorgeschichtliche Wurt 15 km nördlich von Bremerhaven, mit einem Durchmesser von 200 m und einer Höhe von 4 m über dem Meeresspiegel. Das von etwa 50 v. Chr. bis 450 n. Chr. ständig bewohnte germanische Bauerndorf entstand als Flachsiedlung und wurde seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. durch künstliches Aufwerfen von Erde und Stallmist zu einer Wurt ausgebaut (Schutz gegen Meeresüberflutungen). Während der Blütezeit im 3. Jahrhundert bestand die radial um einen Dorfplatz angelegte Siedlung aus 28 großen, dreischiffigen Hallenhäusern mit vereinigtem Wohn- und Stallteil (bis zu 29 m lang) samt zugehörigen Speichern, die zu umzäunten Wirtschaftseinheiten zusammengeschlossen waren. Seit dem 2. Jahrhundert lässt sich eine stärkere soziale Gliederung feststellen (Häuptlingsfamilie auf einem Herrenhof mit Versammlungshalle, daneben kleinere Häuser für die auf dem Hof beschäftigten Handwerker), ferner lebhafte Beteiligung an dem damals einsetzenden Handel mit dem Römischen Reich (Funde von römischem Importgeschirr). Die überwiegend von Viehwirtschaft (bis zu 450 Rindern), aber auch von Ackerbau lebenden sächsischen Bewohner verließen um 450 die Wurt, wahrscheinlich in Richtung England.
 
Literatur:
 
W. Haarnagel, in: Das Dorf der Eisenzeit u. des frühen MA., hg. v. H. Jankuhn u. a. (1977);
 
Archäolog. u. naturwissenschaftl. Unters. an ländl. u. frühstädt. Siedlungen im dt. Küstengebiet vom 5. Jh. v. Chr. bis zum 11. Jh. n. Chr., hg. v. G. Kossack u. a., Bd. 1 (1984).

Universal-Lexikon. 2012.