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1. 〈i. e. S.〉 systemat. Bebauen des Bodens mit Nutzpflanzen
2. 〈i. w. S.〉 auch die Viehhaltung
● \Ackerbau treiben
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Ạcker|bau, der <o. Pl.>:
systematische Bebauung des Ackers mit Nutzpflanzen; Feldbau, Agrikultur:
A. treiben;
die A. treibenden Völker;
☆ von A. und Viehzucht keine Ahnung haben (ugs.; von einer Sache nicht das Geringste verstehen).
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Ackerbau,
Agrikultur, Nutzung des landwirtschaftlichen Bodens, im weiteren Sinn einschließlich der Nutzung natürlichem Grünlands, der Viehhaltung, bei intensiver Ausgestaltung auch der landwirtschaftlichen Nebenbetriebe (Brennereien, Trocknereien u. a.); im engeren Sinn alle am Produktionsfaktor Boden durchgeführten Maßnahmen, die der besten Nutzung der natürlichen Grundlagen (Boden und Klima) für die Produktion von Kulturpflanzen dienen. Der Ackerbau schafft die Grundlagen für den Pflanzenanbau; beide Disziplinen haben die Aufgabe, hohe Erträge an Nahrung und Rohstoffen aus gesunden Pflanzen zu erzeugen und die Produktivkraft des Bodens zu erhalten und zu verbessern.
Die Ackerbaulehre nutzt die Erkenntnisse der Bodenkunde und beschäftigt sich unter Berücksichtigung der Klimafaktoren mit den Eingriffen des Menschen zur Förderung des Pflanzenwachstums: Düngung, Bodenbearbeitung, Fruchtfolge, Saatpflege. Die natürlichen Grundlagen können auf Dauer nur genutzt werden, wenn die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit durch Kulturmaßnahmen gesichert wird.
Der Ackerbau ist die wichtigste Form der »produzierenden Nahrungswirtschaft«, die, regional verschieden, beim Beginn der Sesshaftwerdung des Menschen die »aneignende Wirtschaftsform« der Jäger und Sammler weitgehend ablöste. Früheste Formen des Ackerbaus finden sich im 9. Jahrtausend v. Chr. in Vorderasien (Fruchtbarer Halbmond), in Nordthailand und Mexiko im 7. und 6. Jahrtausend v. Chr. Künstliche Bewässerung ist in Vorderasien spätestens im 5. Jahrtausend v. Chr. betrieben worden. Mit dem Beginn des Ackerbaus ist wahrscheinlich die Domestikation von Tieren (Haustiere) verknüpft.
Seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. breitete sich der Ackerbau, von Vorderasien ausgehend, entlang den Mittelmeerküsten und über die Balkanhalbinsel nach Mitteleuropa aus. Hier wurde er zunächst, wie auch in Vorderasien, als Hackbau mit Hacken, Grabstöcken und Spaten aus Holz oder Knochen betrieben, seit der späten Jungsteinzeit (um 3000 v. Chr.) als Pflugbau mit dem einfachen Hakenpflug und dem Ochsen als Zugtier am Doppeljoch aus Holz. Angebaut wurden Gerste, Hirse und mehrere Weizenarten. Diese Pflanzen wurden zum Teil aus Vorderasien eingeführt, teilweise aber auch aus heimischen Wildgräsern entwickelt. Als Dünger verwendete man tierische und menschliche Exkremente, später auch Komposte. Das Saatgut verbesserte man durch die Auswahl der größten Samen und Körner.
Seit der Bronzezeit waren Hafer, Weizen, Roggen und Hirse, Erbse, Linse, Möhre, Mohn und Flachs, später auch Raps und Hanf bekannt.
Als Betriebsform war bis zum Frühmittelalter die ungeregelte Feld-Gras-Bestellung üblich, seit dem Ende der Bronzezeit jedoch oft auf fest umgrenzten Feldern (Celtic fields), die zu großen Ackerfluren zusammengeschlossen wurden. Geerntet wurde seit der Jungsteinzeit mit Sicheln. Die Technik des Ackerbaus blieb über Jahrhunderte hinweg unverändert. Nachdem man in karolingischer Zeit zur Dreifelderwirtschaft übergegangen war, steigerte man die Erträge im Hochmittelalter durch weitere grundlegende Neuerungen (Agrarrevolution); der Pflug wurde verbessert, die Zugkraft der Tiere besser ausgenutzt: statt des Ochsens spannte man nun vielfach das im Unterhalt teurere Pferd mit dem Kummet vor den Pflug. Durch Rodungen wurden neue Anbauflächen erschlossen.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurden, begünstigt durch den allgemeinen Aufschwung der biologischen und chemischen Forschung sowie durch neue Erkenntnisse über die chemisch-physikalischen Grundlagen des Pflanzenwachstums, die landwirtschaftlichen Methoden entscheidend verbessert. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Lehre vom Ackerbau (Agronomie) durch die Werke von Albrecht von Thaer und v. a. Justus von Liebig begründet und auf naturwissenschaftliche Grundlagen gestellt.
Außerhalb der alten Hochkulturgebiete war Pflugbau vor Ankunft der Europäer nur bei Berbergruppen Nordwestafrikas und in Hochäthiopien verbreitet. Bei manchen Naturvölkern wird bis heute der Wanderfeldbau (Brandrodungsfeldbau) praktiziert. (Bauer, Landwirtschaft)
E. Klapp: Lb. des Acker- u. Pflanzenbaues (1967);
The domestication and exploitation of plants and animals, hg. v. P. J. Ucko u. G. W. Dimbley (London 1969);
Lex. der neuzeitl. Landwirtschaft, Bd. 2: A., Pflanzenbau, Grünlandwirtschaft (1974);
G. E. Fussell: Farming in prehistory (London 1975);
K. R. Schultz-Klinken: Haken, Pflug u. A. A.-Systeme des Saatfurchen- u. Saatbettbaues in urgeschichtl. u. geschichtl. Zeit (1981);
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Ạcker|bau, der <o. Pl.>: systematische Bebauung des Ackers mit Nutzpflanzen; Feldbau, Agrikultur: A. treiben; die A. treibenden (mit Ackerbau beschäftigten, vom Ackerbau lebenden) Völker; 580 Einwohner, die sich vorwiegend von A. und Viehzucht ernähren (Hörzu 19, 1973, 33); *von A. und Viehzucht keine Ahnung haben (ugs.; von einer Sache nicht das Geringste verstehen): Mein Eindruck: Der junge Mann hatte keine Ahnung von A. und Viehzucht (Spiegel 15, 1990, 246).
Universal-Lexikon. 2012.