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Gitterbaufehler
Gitterbaufehler,
 
Gitterfehler, Gitterstörungen, die in einem Realkristall stets vorhandenen lokalen Abweichungen von der räumlich-periodischen Anordnung der Gitterbausteine des idealen Kristallgitters. Sie entstehen entweder bereits bei der Bildung des Kristalls oder nachträglich durch plastische Verformung, Bestrahlung u. a. Man unterscheidet: 1) nulldimensionale Gitterbaufehler (atomare Fehlstellen, Punktdefekte), das sind u. a. mit höherwertigeren, d. h. weniger Elektronen aufweisenden Kationen desselben chemischen Elements besetzte Gitterpunkte des Kristallgitters (Elektronendefektstellen), zusätzlich zwischen den Gitterpunkten eingebaute Atome oder Ionen (Zwischengitteratome), unbesetzte Gitterpunkte (Gitterlücken, Leerstellen), Fremdatome oder -ionen auf Gitterpunkten oder auf Zwischengitterplätzen (chemische Gitterbaufehler) sowie Frenkel-Defekte und Schottky-Defekte. 2) Eindimensionale Gitterbaufehler sind die Versetzungen, die man sich z. B. im Falle einer Stufenversetzung durch Einschieben einer Netzebene oder durch Herausnehmen eines Netzebenenstückes vorstellen kann, wobei der Burgers-Vektor ein Maß für Richtung und Betrag der Verzerrung in der Versetzungslinie, der Linie größter Verzerrung im Kristall, ist. Bei einer Schraubenversetzung bilden die senkrecht zur Versetzungslinie stehenden Netzebenen eine Schraubenfläche. 3) Zweidimensionale Gitterbaufehler mit flächenhafter Ausdehnung sind weitaus am häufigsten die Korngrenzen, die sich während der Erstarrung, während der Erholung (als Kleinwinkelkorngrenzen) oder der Rekristallisation (als Großwinkelkorngrenzen) an den Stoßstellen der Kristallite ausbilden. Hierzu gehören auch die Zwillingsgrenzen, bei denen Kristallzwillinge spiegelbildlich bestimmte Winkel zueinander einnehmen; die Korngrenze ist dabei die Spiegelebene. Spezielle zweidimensionale Gitterbaufehler sind auch die Stapelfehler (flächenhafte Fehler), die durch eine Abweichung von der Schichtenfolge paralleler Netzebenen bei bestimmten Kristallstrukturen bedingt sind.

Universal-Lexikon. 2012.