Kaifeng,
Stadt in der Provinz Henan, China, 6 km südlich des Hwangho, 507 800 Einwohner; Chemiefachhochschule, Museum; Baumwoll- und Seidenindustrie, Landmaschinenbau, Getreide- und Ölmühlen. Kaifeng ist Eisenbahnknotenpunkt und Marktort für den Erdnussanbau in den Sanddünen des Hwangho, von dessen Hochwassern es oft bedroht und schwer beschädigt wurde (besonders 1642).
Im Nordwesten an der Stelle des ehemaligen Songpalastes der Drachenpavillon Longting (17. Jahrhundert) auf massivem, pyramidenartig sich verjüngendem Podest. Im Süden die 555 gegründete Xiangguo-(Hsiangguo-)Klosteranlage; der heutige Gebäudekomplex (1766) umfasst die Große Schatzhalle, eine oktogonale, mit glasierten Ziegeln gedeckte Halle sowie eine Halle zur Aufbewahrung der Sutren. Im Nordosten die dreizehnstöckige, mit braun glasierten Reliefziegeln verkleidete Eisenpagode Tieta (53,4 m hoch) von 1049, die als Wahrzeichen der Stadt gilt. Im Südosten die Stufenpagode Bota (ursprünglich 977); auf die drei unteren erhaltenen Geschosse des ursprünglich neunstöckigen Baus wurde in der Mingzeit ein Glockenturm gesetzt.
Kaifeng, eine der ältesten Städte Chinas, deren Anfänge wohl bis in die Zeit der Shang (16.-11. Jahrhundert v. Chr.) zurückreichen, war im 3. Jahrhundert n. Chr. Hauptstadt der Weidynastie, später verschiedener Staaten zur Zeit der Fünf Dynastien (907-960) und bis zur Eroberung durch die Dschurdschen (1126) der Nördlichen Songdynastie (960-1127). Kaifeng hatte eine (gut belegbare) jüdische Gemeinde (1163 Bau der ältesten bekannten Synagoge). Aufgrund seiner vorzüglichen Verkehrslage war Kaifeng schon früh ein wichtiger Mittelpunkt mehrerer Straßensysteme des chinesischen Reiches und beherrschte v. a. die Route von Peking nach Hankou (heute zu Wuhan) und Guilin im Süden. Bis 1955 war es Provinzhauptstadt.
Universal-Lexikon. 2012.