Kanisch,
Kanesch, Kanis, zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. Name einer Stadt in Anatolien, heute Kụ̈ltepe, 21 km nordöstlich von Kayseri, Türkei. Der 19 m hohe Tell weist Siedlungsschichten vom Chalkolithikum bis zur Römerzeit auf. Die Stadt der frühen Bronzezeit (Schichten III-Ib) hatte einen Durchmesser von 550 m und war von Mauern umgeben. Sie besaß ein großes Palast- und Verwaltungszentrum, darunter ein Megaronhaus, sowie Wohnquartiere mit Plätzen und Straßen. Außerhalb der Mauern lag die Stadt der assyrischen Kaufleute (Karum), sie gehört zu Schicht II (um 1870-1770 v. Chr.), war dann verlassen und von etwa 1740 bis 1700 v. Chr. erneut besiedelt (Schicht Ib); statt Lehm- entstanden jetzt Steinhäuser. Karum-Kanisch hatte auch nichtassyrische Bewohner; es wurden reiche Keilschriftfunde gemacht, identisch mit schon vor den Ausgrabungen (1948 ff.) vereinzelt im Handel aufgetauchten kappadokischen Tafeln. Es sind dies (infolge eines Großfeuers) verhärtete Tontafeln, die die Archive der Kaufleute von Kanisch aus der zweiten Phase des Karum bilden. Sie nennen u. a. auch Herrschernamen, so z. B., als Eroberer von Kanisch, Anitta, zu dessen Zeit die Assyrer die Stadt verließen. Kanisch hieß bei den Hethitern Nesa (Nescha), ihre Sprache nannten sie Nesisch. In der Nähe des alten Hügels entstanden Nachfolgesiedlungen (11.-8. Jahrhundert und 7.-4. Jahrhundert), sie wurden unter hellenistischen Straßen gefunden. Kanisch ist Fundort bedeutender kappadok. Keramik, wobei die Gefäße des 18. und des 10. Jahrhunderts v. Chr. hervorzuheben sind. Ferner zahlreiche Siegelfunde. Die Bestattungen erfolgten in Steinkistengräbern.
Universal-Lexikon. 2012.