As|sy|rer 〈m. 3〉 Angehöriger eines Volkes in Mesopotamien, das vom 2. Jahrtausend bis 600 v. Chr. im Vorderen Orient kulturell führend war; oV Assyrier
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As|sy|rer, der; -s, -:
Ew.
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I Assyrer,
Volk des Altertums, die Bewohner von Assyrien; sprachen einen als Assyrisch bezeichneten Dialekt des Akkadischen.
II
Assyrer
Das Gebiet um Assur am Tigris hatte schon im 18. Jahrhundert v. Chr. der Usurpator Schamschi-adad I. (er herrschte etwa 1745 bis 1712) zu einer größeren politischen Einheit zusammengefasst, zu der Mari und Teile Syriens am oberen Euphrat gehörten; dieses altassyrische Reich war dann aber unter seinen Söhnen von dem aufstrebenden Babylonien erobert worden. In der Folge gerieten die Herrscher Assyriens in die Abhängigkeit vom churritischen Mitanni-Reich, bis der assyrische König Assur-uballit I. (ca. 1353-18) die Unabhängigkeit erstritt; er legte sich im diplomatischen Verkehr den Titel Großkönig zu. Assyrien wurde allmählich gleichberechtigter Partner der damaligen Großmächte Ägypten und Babylonien sowie des Hethiterreichs. Vorübergehend beherrschten die Assyrer unter Tukulti-Ninurta I. (ca. 1233-1197) sogar Babylonien.
Nach einer Schwächephase und erneutem Erstarken unter Tiglatpileser I. (ca. 1115-1077) entwickelte sich Assyrien schließlich zur Großmacht. Adad-nerari II. (911-891) stellte die Macht nach Norden und Osten wieder her; seitdem war Babylonien unter assyrischer Oberhoheit. Assurnasirpal II. (883-59) machte unter Einsatz äußerster Härte und durch Massendeportationen - die auch von anderen assyrischen Herrschern praktiziert wurden - die syrischen Kleinstaaten bis zum Mittelmeer tributpflichtig; er verlegte die Residenz von Assur ins nördlicher gelegene Kalach, das er großzügig ausbauen ließ. Die Assyrerkönige Salmanassar III. (858-24) und später Tiglatpileser III. (744-27) dehnten das Reich nach Norden gegen die Urartäer, nach Westen gegen die nach dem Zusammenbruch des Hethiterreiches selbstständig gebliebenen Kleinfürstentümer Syriens und Kilikiens und - allerdings ohne Dauererfolg - nach Nordosten gegen Mannäer, Kimmerier und schließlich auch die Meder aus.
Sargon II. (722-04), der Salmanassar V. vom Thron verdrängte, legte auf Kriegszügen nach Syrien, Palästina und Urartu, Medien und Babylonien die Grundlagen für Assyriens größte Machtausdehnung; er erbaute als seine neue, nach ihm wieder verlassene Hauptstadt Dur-Scharrukin, noch nördlich von Ninive gelegen. Sein Sohn Sanherib (704-681), der mit weiteren Feldzügen die Reichseinheit erhielt, baute ab 701 Ninive prachtvoll zur Residenz aus. Auch Sanheribs Sohn Asarhaddon (680-69) musste das Reich durch erneute Feldzüge nach Westen und Süden konsolidieren; 671 eroberte er Ägypten.
Dessen Sohn Assurbanipal (669 bis etwa 627) konnte mit einem Sieg über das aufständische Nordbabylonien 648 und über Elam 639 noch einmal für kurze Zeit die Reichseinheit festigen; Ägypten ging allerdings 655 wieder verloren. Unter dem offenbar sehr gebildeten Assurbanipal entstand die bedeutendste Bibliothek des Alten Orients in Ninive mit einst ca. 5000 Keilschrifttafeln, die sich heute zum Großteil im Britischen Museum in London befinden.
Seine Nachfolger konnten jedoch die Nordostflanke des assyrischen Reiches gegen den Druck der verbündeten Meder unter König Kyaxares und der Babylonier unter König Nabupolassar aus der Dynastie der semitischen Chaldäer nicht mehr länger halten: 614 wurde Assur erobert und zerstört, 612 Ninive und Kalach, und Assyrien sank zur Bedeutungslosigkeit herab. Nebukadnezar II. (605-562), Sohn Nabupolassars, konnte Babylonien noch einmal zur Großmacht machen und dehnte seine Herrschaft bis Südpalästina aus, wo er 597 Jerusalem eroberte, den salomonischen Tempel zerstörte und die Bevölkerung in die Babylonische Gefangenschaft deportierte (bis 587). Kyros II., der Perserkönig, eroberte Babylon schließlich (539) und zerstörte das neubabylonische Chaldäerreich.
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As|sy|rer, der; -s, -: Ew.
Universal-Lexikon. 2012.