Kopenhagener Deutung
[nach der Wirkungsstätte von N. Bohr], die von N. Bohr und W. Heisenberg 1926/27 gegebene Deutung der modernen Quantentheorie und ihrer Ergebnisse. Ausgehend von der durch M. Born gegebenen statistischen Deutung der quantenmechanischen Wellenfunktionen als Wahrscheinlichkeitsamplituden, wird das Auftreten statistischer Zusammenhänge mit der prinzipiellen Ungenauigkeit der Messung komplementärer Größen begründet. Sie beruht weiter auf der Komplementarität von Teilchen- und Wellenbild, wonach zur vollständigen Beschreibung der atomaren und subatomaren Erscheinungen beide Aspekte notwendig sind (Welle-Teilchen-Dualismus). Die Kopenhagener Deutung berücksichtigt die Notwendigkeit, auch mikrophysikalische Experimente mit den Begriffen der (makroskopischen) klassischen Physik zu beschreiben, und zeigt, dass die durch heisenbergsche Unschärferelationen eingeengte Objektivierung der Ergebnisse von Beobachtungen zur statistischen Beschreibung mikrophysikalischer Erscheinungen zwingt: Die Quantentheorie liefert nur die Wahrscheinlichkeit des Eintretens von Ereignissen, erlaubt aber nicht eine raumzeitliche Beschreibung dessen, was zwischen zwei Beobachtungen geschieht. Da jeder Versuch, eine solche Beschreibung zu finden, zu Widersprüchen führt, ist der Begriff »Geschehen« auf die Beobachtung zu beschränken.
Universal-Lexikon. 2012.