Kụltsprache,
die von Priestern beim Vollzug kultureller Handlungen gesprochene Sprache. Meist repräsentiert sie nur den älteren Sprachzustand einer bestimmten Sprache (Kirchenslawisch), zum Teil ist sie eine kunstvoll gestaltete Sprache mit beabsichtigten Archaismen (Sanskrit). Eine Kultsprache kann durch Mission in andere Sprachgebiete eindringen (Arabisch nach Hinterindien und in andere nichtarabische Gebiete, die lateinische Kirchensprache zunächst nach Mitteleuropa, dann in alle Kontinente). Ihre weitgehende Unverständlichkeit gilt nicht als Nachteil, sie wird vielmehr von den Gläubigen oft als angemessene Absonderung des Heiligen vom Profanen empfunden. Kultsprachen können jedoch auch der übernationalen Bildung und Verständigung in religiösen Dingen dienen; z. B. die lateinische Sprache in der katholischen Kirche. Das Christentum der Ostkirchen hat als liturgische Sprachen verschiedene Kultsprachen bewahrt (Geez in Äthiopien, Altsyrisch, Altgeorgisch, Koptisch). In den archaischen Kulturen entstanden Kultsprachen durch die Überzeugung, die Götter müssten in »ihrer« Sprache verehrt werden (Sumerisch im nachsumerischen Mesopotamien, Hattisch bei den Hethitern).
Universal-Lexikon. 2012.