Kulturheros,
Kulturbringer, eine in vielen polytheistischen Hochreligionen vorkommende männliche, meist götterähnliche oder göttliche Gestalt, der eine doppelte Funktion zukommt: Durch sie soll zum einen, häufig in Verbindung mit der Frage nach der Entstehung des Kosmos (kosmogon. Mythen), geklärt werden, woher die menschlichen Kulturgüter (z. B. Feuer, Getreide) und kulturellen Fertigkeiten (z. B. Schmiede- und Heilkunst, Städtebau) kommen, wobei oft die Kulturheroen als Götter und Schöpfer gedacht werden. Beispiele dafür sind Prometheus im griechischen Mythos, der aztekische Regengott Quetzalcoatl, der ägyptische Osiris sowie »göttliche« Urmenschen oder heroische Gestalten wie Gilgamesch (Sumer, Babylon, Assur). Zum anderen sollen Kulturheroen die Kluft zwischen den immer mächtiger und transzendenter gedachten Göttern und den Menschen überbrücken; in dieser Funktion gewinnen sie Züge von Heilbringern (in den indischen Religionen etwa die Avataras als Verkörperungen großer Götter in menschliche Gestalten) und göttliche Heroen (z. B. in der griechischen Religion Herakles oder Äskulap). Als göttlicher Schelm (»Trickster«), der sich durch komische oder unberechenbare Züge auszeichnet, kann der Kulturheros dabei auch als Gegenspieler der Götter auftreten.
Der göttl. Schelm, bearb. v. P. Radin u. a. (1954).
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Kul|tur|he|ros, der: Gestalt, der die Menschen nach mythischem Verständnis wichtige kulturelle Errungenschaften (wie z. B. das Feuer) verdanken.
Universal-Lexikon. 2012.