Paschtunen,
in Pakistan Pathanen, früher auch Afghanen, Volk in Afghanistan und Pakistan, insgesamt etwa 25 Mio. Angehörige, davon knapp 8 Mio. in Afghanistan (v. a. im Südosten und Osten) und knapp 17 Mio. in Pakistan (besonders im Nordwesten) sowie als Minderheit auch in Nordostiran (rd. 100 000). Mit dem Flüchtlingsstrom aus Afghanistan gelangten 1979-89 über 3 Mio. Paschtunen vorwiegend nach Pakistan, zu einem kleineren Teil auch nach Iran, Indien und ins westliche Ausland. Außerhalb der großen Städte wird die paschtunische Gesellschaft bis heute weitgehend durch das Stammeswesen geprägt. Die Zugehörigkeit zu einem Klan der über 60 durch Genealogien miteinander verbundenen Stämme bestimmt, besonders unter den bäuerlichen sowie den etwa 2 Mio. nomadischen Paschtunen, auch politischen Gefolgschaften. Im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet haben die Stämme ihre innere Autonomie bewahrt. Oberstes Gremium eines Stammes ist die Jirga (Ratsversammlung), die Probleme bis zur Einigung berät. Das Zusammenleben im Stamm und zwischen den Stämmen wird durch das Paschtunwali (im Kern ein Ehrenkodex) geregelt. Gleichzeitig sensibilisiert es Personen oder Gruppen gegenüber Ansehensverlust, wodurch häufige Konfliktsituationen entstehen. - Die Mehrheit der Paschtunen gehört dem sunnitischen Islam an. Ihre Sprache ist das Paschtu (Paschto).
B. Glatzer: Nomaden von Gharjistān (1977);
Universal-Lexikon. 2012.