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Pikardisch
Pikạrdisch,
 
nordostfranzösiche Mundart (gesprochen in der Picardie, im Artois und im belgischen Hennegau), die gegenüber der französischen Hochsprache folgende Charakteristika aufweist: 1) Bewahrung von lateinisch [k] vor [a], z. B. lateinisch castellum, pikardisch castiel, französisch château (»Burg«); 2) Entwicklung von lateinisch [k] vor [e] und [i] zu [tʃ], heute [ʃ], französisch [ts], heute [s], z. B. vulgärlateinisch radicina, pikardisch rachine, französisch racine (»Wurzel«); 3) Entwicklung von [e] vor Nasal zu [ɛ̃], französisch [ã], z. B. lateinisch gens, pikardisch gens [ʒɛ̃], französisch gens [ʒã] (»Volk«). Zwischen dem 12. und dem 14. Jahrhundert bestand eine reiche Literatur in pikardischer Sprache, darunter Heldenepen (Huon de Bordeaux), die Novelle Aucassin und Nicolette; im pikardischen Sprachraum entstanden ferner die Fabliaux und der Fuchsroman (Roman de Renart) sowie die Werke von J. Bodel und Adam de la Halle.

Universal-Lexikon. 2012.