Ratibor,
polnisch Racibórz [ra'tɕibuʃ],
1) Kreisstadt in der Woiwodschaft Schlesien (bis 1998 Stadt in der aufgelösten Woiwodschaft Katowice [Kattowitz]), Polen, in Oberschlesien, 182 m über dem Meeresspiegel, an der Oder, 62 800 Einwohner; Regionalmuseum; Bau von Hochdruckkesseln und Eisenbahneinrichtungen, Maschinenbau, Brauerei (gegründet 1567), Zucker- und Bekleidungsindustrie.
Teilweise erhaltene Stadtmauer (um 1300) mit Turm (1574-90); Burg (13. Jahrhundert, mehrfach ausgebaut) mit gotischer Kapelle (1281-87); Dominikanerkirche Sankt Jacobi mit spätgotischer Halle (14. Jahrhundert, 1637-55 umgebaut, Fassade von 1874).
Bei einer 1108 erwähnten Burg bestand 1217 eine deutsche Marktsiedlung (vor 1235 planmäßig zur Stadt ausgebaut). 1281-1521 war Ratibor Hauptstadt des gleichnamigen Fürstentums. Ratibor kam 1945 unter polnische Verwaltung, die Zugehörigkeit zu Polen wurde durch den Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 anerkannt.
2) ehemaliges Fürstentum in Oberschlesien, entstand 1281 bei der Teilung des Herzogtums Oppeln, unterstand ab 1327 der Lehnshoheit Böhmens, war 1336-67 in Personalunion mit dem Herzogtum Troppau, kam 1521 an die piastischen Herzöge von Oppeln, wurde 1532 habsburgisch (in dieser Zeit mehrfach verpfändet, so bis 1551 an die Markgrafen von Ansbach, 1645-66 an die Krone Polens), 1742 preußisch. 1821 entstand das Mediatfürstentum Ratibor unter Landgraf Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg (* 1779, ✝ 1834); dieses geriet 1834 durch Erbschaft an die Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst (seit 1840 Herzöge von Ratibor). Durch den Versailler Vertrag (1919) fiel 1920 das zuvor zum Landkreis Ratibor gehörende Hultschiner Ländchen (Hultschin) an die Tschechoslowakei, 1921 ein anderer Teil an Polen. 1945 kam Ratibor unter polnische Verwaltung, seine Zugehörigkeit zu Polen wurde durch den Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 anerkannt.
Universal-Lexikon. 2012.