Ritenstreit,
Kontroverse innerhalb der katholischen Kirche im 17./18. Jahrhundert um die in Ostasien angewandte Missionspraxis des Jesuitenordens, die zum Zwecke der dauerhaften Befestigung der christlichen Botschaft in der jeweiligen Kultur (Inkulturation) deren Sitten und Gebräuche, besonders deren religiöse Riten respektierte und den neu bekehrten Christen die weitere Teilnahme an ihnen gestattete. Als Missionsmethode wurde die Akkommodation erstmals von M. Ricci in China praktiziert, der den Ahnenkult und die Konfuziusverehrung natürlich-religiös beziehungsweise (als familiäres Brauchtum) religiös neutral interpretierte und tolerierte. Nachdem sich bereits unter Riccis Nachfolger Niccolò Longobardi (* 1566?, ✝ 1655) Widerstände gegen diese Missionsmethode gebildet hatten, kam es im 18. Jahrhundert zum päpstlichen Verbot einer Teilnahme an nichtchristlichen Riten. In Indien suchte der Jesuit R. De Nobili eine Anpassung an die indische Kultur und Mentalität und akzeptierte die malabar. Riten. Nach langem Streit und zeitweiliger päpstlicher Duldung (1623 durch Gregor XV.) wurden auch diese von Benedikt XIV. 1744 verurteilt. Seit 1939 (China) beziehungsweise 1940 (Indien) gibt es eine beschränkte Teilnahmeerlaubnis für Katholiken an den einheimischen Riten.
Universal-Lexikon. 2012.