Straßenmusik,
Form der Musikausübung auf Straßen, Plätzen, Bahnhöfen und anderen öffentlichen Räumen, die im Entwicklungsprozess der populären Musik eine nicht unwichtige Rolle spielt, auch wenn sie in vielen Fällen nur die traurige Endstation einer erfolglosen Musikerkarriere darstellt und dann zur letzten Möglichkeit des Überlebens wird. Zugleich ist sie aber auch so etwas wie die harte Schule des Lebens für zahlreiche junge Musiker, die hier ein Gefühl für die Gesetzmäßigkeiten der populären Musik, für das, was »geht« und »nicht geht«, entwickeln lernen, auch ohne dass die unmittelbare materielle Not sie dazu treibt. Es sind nicht wenige unter den prominenten Musikern, die auf diese Weise einmal angefangen haben. Zum anderen hat diese Form der Musikausübung immer wieder Ausgangspunkte für neuartige Spielweisen und Stilformen geliefert, vom New-Orleans-Jazz bis hin zum Hip-Hop unserer Tage sind aus diesem Zusammenhang wichtige Anregungen für die Entwicklung der populären Musikformen gekommen. In ihrem Charakter städtischer Volksmusik vergleichbar, unterscheidet sie sich von dieser doch durch das enge Wechselverhältnis zu den professionellen Formen der populären Musik. Straßenmusik ist immer aus dem gespeist, was zu ihrer Zeit jeweils populär ist und von den Medien verbreitet wird. Und doch stellt sie eine Alternative dazu dar, weil sie weder institutionelle und kommerzielle Zwänge kennt, noch auf einen professionellen Status festgelegt ist. Zum Straßenmusikanten ist jeder berufen, der sich dazu in der Lage fühlt, was nicht nur kreative Freiräume bedeutet, sondern letztendlich auch das breite Potenzial der Freizeittalente in die populäre Musik eingebracht hat. Insofern ist der Stellenwert der Straßenmusik und -musiker vielfach erheblich unterschätzt.
Universal-Lexikon. 2012.