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Tientsin
Tientsin,
 
amtlich chinesisch Tianjin [-dʒɪn], Stadt im Norden Chinas, südöstlich von Peking, 153 km2, mit 9,0 Mio. Einwohnern drittgrößte Stadt des Landes, als Verwaltungsgebiet (regierungsunmittelbare Stadt im Rang einer Provinz) 11 300 km2 und (1999) 9,57 Mio. Einwohner Tientsin liegt im Nordosten der Nordchinesischen Ebene, 5 m über dem Meeresspiegel, am Zusammenfluss von Kaiserkanal, Ziya He, Yonding He und Daqing He zum Hai He, der die gesamte Stadt durchfließt, und reicht als Provinz bis zum Küstenmeer Bo Hai. Tientsin besitzt viele wissenschaftlich-kulturelle Einrichtungen: Nankai-Univ (gegründet 1919), TU (gegründet 1960), mehrere Hochschulen (u. a. für Technik, Kunst und Musik, Medizin, Pädagogik), astronomisches Observatorium, zahlreiche Forschungsinstitute (für Geologie und Mineralogie, Gemüsebau), Kolleg für Akupunktur (für Ausländer), Bibliothek, Kunst-, Buch- und Stadthistorisches Museum, Kulturpalast der nationalen Minderheiten und Festhalle des Volkes. Tientsin ist das wichtigste Handels- und Industriezentrum Nordchinas mit Außenhandelsbüro und zahlreichen Banken westlich und Industriebetrieben, die v. a. nach 1949 entstanden, östlich des Hai He. Die wichtigsten Industriezweige sind Maschinen-, Schiff-, Fahrzeug-, Apparate- und Gerätebau, Erdölraffinerie (Pipeline vom Erdölfeld Daqing an der Bucht Bo Hai), chemische, Stahl-, elektrotechnisch-elektronische, feinmechanische, optische, Papier-, Textil- und Nahrungsmittelindustrie sowie Teppichherstellung (die bedeutendste in China; Teppichmesse). Der Hochseehafen Tianjin Xingang (Jahresumschlag etwa 20 Mio. t) ist einer der größten Außenhandelshäfen Chinas; er ist außerdem der wichtigste Flusshafen im Einzugsgebiet des Hai He. In seiner Nähe entstand die für ausländisches Kapital geöffnete Sonderwirtschaftszone Tanggu. Tientsin liegt im Schnittpunkt der Eisenbahnlinien Schanghai-Peking und Peking-Shenyang, hat eine U-Bahn (seit 1984; 1990: etwa 12 km) und einen Flughafen.
 
Geschichte:
 
Tientsin war in der Mingzeit (1368-1644) Grenzgarnisonstadt und Umschlagplatz für den Getreidehandel zwischen dem Großen Kanal (Kaiserkanal) und Peking. Die Stadt wurde im Westen v. a. durch die Verträge von Tientsin (1858) bekannt (China, Geschichte). Die Öffnung als Vertragshafen (1860) ließ die Stadt rasch aufblühen. Tientsin wurde 1976 von einem Erdbeben stark zerstört, beim Wiederaufbau erweitert; Teile der Altstadt südlich des Südabschnitts des Kaiserkanals blieben erhalten.

Universal-Lexikon. 2012.