Mi|ne|ra|lo|gie 〈f. 19; unz.〉 Wissenschaft von den Mineralien
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Mi|ne|ra|lo|gie [↑ Mineral u. ↑ -logie], die; -: die Wissenschaft von Zus. u. Vorkommen der Mineralien unter Einschluss von Kristallographie, Petrologie u. Lagerstättenkunde.
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Wissenschaft von der Zusammensetzung der Mineralien u. Gesteine, ihrem Vorkommen u. ihren Lagerstätten.
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Mineralogie
die, -, Fachrichtung der Naturwissenschaft, die sich mit der Untersuchung der Minerale befasst; sie wird allgemein in folgende Gebiete eingeteilt: 1) die Kristallkunde oder Kristallographie (Kristalle), die sich mit dem strukturellen und morphologischen Aufbau der Minerale beschäftigt; 2) die Mineralkunde (spezielle Mineralogie), in der die Minerale hinsichtlich ihrer Entstehung, ihrer äußeren Eigenschaften und ihrer Verbreitung beschrieben werden; 3) die Gesteinskunde oder Petrologie, die den Aufbau der Gesteine aus den Mineralen untersucht; 4) die Lagerstättenkunde und technische Gesteinskunde.
Die mineralogischen Kenntnisse der Antike sind erstmals in Theophrasts Schrift »Peri lithon« zusammengefasst, später v. a. in der »Historia naturalis« des Plinius des Älteren Mineralogie im heutigen Sinne ist hier aber ebenso wenig enthalten wie in den Steinbüchern (Lapidarien) des Mittelalters Erst zu Beginn der Neuzeit wurden die vorwiegend kompilatorischen Abhandlungen des Mittelalters erweitert in den Büchern des Paracelsus und des A. B. de Boodt. Ein wirklicher Fortschritt in der realistischen Naturbeschreibung findet sich bei G. Agricola. Das 17. Jahrhundert brachte die ersten kristallographischen Entdeckungen: von J. Kepler über Schneekristalle (1611), von E. Bartholinus zur Doppelbrechung des Lichtes am Calcit (1669) und die Entdeckung des Gesetzes der Winkelkonstanz an Kristallen durch N. Steno (1669). Die Entwicklung der Chemie im 18. Jahrhundert ermöglichte die Unterscheidung vieler neuer Minerale, v. a. durch T. O. Bergman, M. H. Klaproth, N. L. Vauquelin und J. F. A. Breithaupt. A. F. von Cronstedt förderte die Mineralsystematik. Er wurde so zu einem Vorläufer A. G. Werners, des »Vaters der Mineralogie«. R. J. Haüy wurde zum Begründer der Strukturtheorie der Kristalle. Diese enthielt bereits das Rationalitätsgesetz von C. S. Weiss (1809). Weiss führte die Kristallachsen und den Zonenbegriff in die Kristallographie ein und stellte 1815 die Kristallsysteme auf. Seine Bezeichnung der Kristallflächen wurde 1839 durch die millerschen Indizes ersetzt. Ausgehend von der Zonenlehre untersuchte J. F. C. Hessel die Symmetrieachsen (1830) und wies die 32 Symmetrieklassen nach. Diese Erkenntnis wurde lange A. Bravais, der auch die Raumgittertypen (Bravais-Gitter) ableitete, zugeschrieben. Die geometrische Kristallvermessung und -beschreibung der Minerale wurde u. a. von K. F. Rammelsberg, G. Rose und E. Mitscherlich (1819) betrieben. Mitscherlichs »kristallochemische Mineralsystem« ist noch heute die Grundlage der üblichen Systematik. P. H. Groth schließlich fasste die Erkenntnisse über Kristallform und chemische Konstitution zusammen, während V. M. Goldschmidt die Kristallvermessung entscheidend weiterentwickelte. T. Liebisch und C. F. M. Websky stellten die Verbindung zur Kristallphysik, besonders der Optik, her. Groth stellte die Theorie auf, dass ein Kristallgitter aus ineinander gestellten Punktgittern gleichartiger Atome bestehe. Er schuf damit die Grundlage für das Experiment M. von Laues (1912) zum Nachweis der Interferenz der Röntgenstrahlen. Die Symmetrie solcher Punktgitter-Ineinanderstellungen, d. h. die 230 Raumgruppen, wurden von A. M. Schoenflies (1891) und dem russischen Kristallographen J. S. Fjodorow (1890) abgeleitet. Durch die Kenntnis des Gitterbaus bekam die Kristallchemie wesentlich neue Aspekte (Goldschmidt, P. Niggli).
E. Nickel: Grundwissen in M., 3 Bde. (1-31973-83);
F. Klockmann: Lb. der M. (161978);
H. J. Rösler: Lb. der M. (51991);
G. Strübel: M. Grundlagen u. Methoden (21995);
S. Matthes: M. (51996).
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Universal-Lexikon. 2012.