Vitruv
[v- ], eigentlich Vitruvius, römischer Militärtechniker und Ingenieur, * wohl um 84 v. Chr., ✝ nach 27 v. Chr.; verfasste zehn Bücher über Architektur und Bautechnik (»De architectura libri decem«), die er wohl nach 27 v. Chr. abschloss. In ihnen verarbeitete er griechisch-hellenistische Lehrmeinungen mit den Erfahrungen der älteren römischen Praktiker. Als einziges aus dem Altertum erhaltenes architekturtheoretisches Werk mit einer Proportionslehre (Kanon), die er besonders an der Tempelarchitektur ausführte, ist es nicht nur eine wichtige Quelle für die Kenntnis antiker Baukunst, sondern zugleich das Lehrbuch, das Künstler und Architekten seit der Renaissance entscheidend beeinflusst hat (Leonardo da Vinci, L. B. Alberti u. a.). Von Vitruvs Bauten sind Reste der Basilika in Fano erhalten.
Ausgaben: De architectura libri decem, herausgegeben von F. Krohn (1912); De architectura libri decem. Zehn Bücher über Architektur, übersetzt von C. Fensterbusch (51991).
B. Ebhardt: Die zehn Bücher der Architektur des V. u. ihre Hg. Mit einem Verz. der vorhandenen Ausg. u. Erl. (1918, Nachdr. Ossining, N. Y., 1962);
F. Pellati: Vitruvio (Rom 1938);
H. Koch: Vom Nachleben des V. (1951);
M. Fuhrmann: Das systemat. Lb. Ein Beitr. zur Gesch. der Wiss. in der Antike (1960);
H. Knell: V.s Architekturtheorie (21991);
Dictionnaire des termes techniques du De architectura de Vitruve, hg. v. L. Callebat u. P. Fleury (Hildesheim 1995);
H.-J. Fritz: V. Architekturtheorie u. Machtpolitik in der röm. Antike (1995);
H.-W. Kruft: Gesch. der Architekturtheorie (41995).
Universal-Lexikon. 2012.