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Weltmodelle
Weltmodelle,
 
1) Astrophysik: kosmologische Weltmodelle, mathematische Beschreibungen der großräumigen Struktur des Weltalls sowie deren zeitliche Entwicklung, die ein empirisch und theoretisch begründetes Bild der Welt zu geben versuchen. Weltmodelle beruhen auf Beobachtungen, die das Weltall als Ganzes betreffen, wobei lokale Einzelheiten vernachlässigt werden (z. B. Hubble-Effekt, mittlere Massendichte im Weltall, kosmische Hintergrundstrahlung). Theoretisch liegt ihnen eine Gravitationstheorie, im Allgemeinen die allgemeine Relativitätstheorie, zugrunde. Die unter Beachtung dieser Rahmenbedingungen abgeleiteten Modelle der Welt werden als Standardweltmodelle bezeichnet (Kosmologie).
 
 2) Zukunftsforschung: wissenschaftliche Darstellungen, in denen meist mithilfe von computergestützten Simulationen zurückliegende Entwicklungstrends und Strukturen in den Bereichen Bevölkerung, Ernährung, Rohstoffe, Energie und Umwelt sowie Wirtschaft und ihre wechselseitigen Abhängigkeiten zu Prognosen für die künftige Entwicklung der Menschheit hochgerechnet und Handlungsalternativen für die politischen Entscheidungsträger aufgezeigt werden. Häufig kommen Weltmodelle zu pessimistischen Ergebnissen, z. B. hinsichtlich Armut und Hunger, Ausbeutung der Erde, Umweltverschmutzung.
 
Unterschieden werden Computersimulationsmodelle, eher deskriptive Bestandsaufnahmen und Analysen sowie Maßnahmenkataloge und Handlungsempfehlungen für wichtige Politikbereiche (Weltwirtschaft, Entwicklungspolitik, Umweltschutz und Rohstoffpolitik, Energiepolitik, Bevölkerungspolitik). Als Weltmodelle können verschiedene Berichte an den Club of Rome, die amerikanische Studie Global 2000, Berichte der Nord-Süd-Kommission (Nord-Süd-Konflikt), der Bericht der UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung (»Our common future«, 1987; deutsch »Unsere gemeinsame Zukunft«), das UN-Umwelt- und Entwicklungsprogramm »Agenda 21« (1992) u. a. bezeichnet werden.
 
Die Aussagefähigkeit der Weltmodelle ist umstritten, da sie im Wesentlichen auf Trendfortschreibungen beruhen, nur eine begrenzte Zahl von Einflussfaktoren einbeziehen und in der Regel keine Verhaltensänderungen berücksichtigen. Weltmodelle bieten aber Orientierungshilfen für notwendige Lern- und Umdenkprozesse.

Universal-Lexikon. 2012.