Rohstoffe,
allgemeine Bezeichnung für diejenigen Bestandteile der Natur, die von Menschen gezielt angeeignet und genutzt werden. Dazu gehören zunächst alle mineralischen Rohstoffe, die durch langzeitige geologische Prozesse entstanden sind. Weiter zählen alle organischen Rohstoffe dazu, die in der Land-, Forst- oder Meereswirtschaft erzeugt beziehungsweise gewonnen werden. Neben den bekannten Rohstoffen wie Erdöl, Erzen, landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Holz oder Fisch sind auch die grundlegenden Umweltbereiche Wasser, Boden und Luft von entscheidender Bedeutung; im betriebswirtschaftlichen Sinne bezeichnen Rohstoffe oft sogar pauschal alle Ausgangsmaterialien, die im Fertigungsprozess in die Zwischen- und Endproduktion eingehen oder als Hilfsstoffe verbraucht werden. Im Zuge des Strukturwandels von der Industrie- zur Informations- beziehungsweise Wissensgesellschaft wird besonders Information zunehmend als Rohstoff und damit als weiterer Produktionsfaktor (neben Kapital, Arbeit und Boden) betrachtet.
Als Synonym für Rohstoffe wird häufig die Bezeichnung (natürliche) Ressourcen verwendet, die im weiteren Sinn auch nichtstoffliche Ressourcen einschließt, z. B. Ressourcen an Energie oder Information, an Kapital oder Arbeitsleistung. Rohstoffe werden systematisch unterschieden nach den natürlichen Eigenschaften (biotisch beziehungsweise organisch, abiotisch beziehungsweise anorganisch), nach dem Grad der Regenerierbarkeit (nachwachsend, nicht nachwachsend), der Herkunft (z. B. für pflanzliche Rohstoffe die Biosphäre, für Erze die Lithosphäre, für Fisch die Hydrosphäre oder für Sauerstoff die Atmosphäre) oder dem Verwendungszweck (Energiegewinnung, Ernährung, technische Produkte). Konventionelle Energierohstoffe, z. B. Kohle, Erdöl, Erdgas oder Uran, werden durch die Nutzung (Antrieb, Wärmegewinnung, Beleuchtung) letztlich in Wärme und unerwünschte (Schad-)Stoffe umgewandelt. Rohstoffe zur Ernährung oder für technische Produkte hingegen sind in der Regel nach ihrer Nutzung in veränderter chemischer Zusammensetzung beziehungsweise Konzentration noch verfügbar und damit grundsätzlich, aber nur zu einem gewissen Teil und unter erneutem Verbrauch von Energie durch Recycling als Sekundärrohstoffe wiederzugewinnen.
Vorhandensein und Nutzung
Rohstoffe sind aus geologisch-mineralogischen, klimatischen oder biologischen Gründen ungleichmäßig über die Erde verteilt. Je nach Entstehungsbedingungen (z. B. in Sedimenten oder vulkanischen Gesteinen) oder nach Wachstumsanforderungen (Temperatur, Bodenqualität) ergeben sich besonders vorteilhafte Standorte für Abbau (Lagerstätten) oder Ernte. - Die Größe eines Vorrats an Rohstoffen kann nur geschätzt werden. Als Rohstoffreserven bezeichnet man die nach dem heutigen Stand der Technik wirtschaftlich gewinnbaren Vorräte an nicht erneuerbaren Rohstoffen. Wird die Menge der Rohstoffreserven durch den durchschnittlichen Jahresverbrauch geteilt, erhält man die statische Reichweite, die für ein einzelnes Fördergebiet anzeigen kann, wann die Rohstoffquelle erschöpft ist - gleich bleibende Nachfrage und Fördertechnik vorausgesetzt. Unter globalen Gesichtspunkten spiegeln sich hierin allenfalls die Strategien der Rohstoffunternehmen beziehungsweise der Rohstoffanbieterländer: So nimmt die statische Reichweite der Rohölreserven trotz steigenden Verbrauchs seit Jahrzehnten zu, da bestehende Lager neu bewertet und neue Lager entdeckt werden.
Ob ein Stoff als Rohstoff von Interesse ist, hängt u. a. von seiner Nützlichkeit in Produktions- und Konsumtionsprozessen wie von seiner Verfügbarkeit ab. So waren Metallerze in der Steinzeit ohne Bedeutung, da die technischen Voraussetzungen zu ihrer Nutzung fehlten. Erdöl erfuhr mit der Entwicklung der Verbrennungsmotoren Ende des 19. Jahrhunderts eine massiv gesteigerte Nachfrage. Uran wurde bis zur Entdeckung der Kernspaltung lediglich als Farbzusatz in Glasuren verwendet und ist heute Rohstoff in Kernkraftwerken und für den Bau von Kernwaffen.
Insgesamt potenzierte sich der Rohstoffverbrauch im Laufe der Industrialisierung. Allein im 20. Jahrhundert hat sich der weltweite Verbrauch an abiotischen und biotischen Rohstoffen mehr als verzehnfacht. Der steigende Konsum, v. a. in den industrialisierten Staaten und in Schwellenländern wie z. B. China oder Indien mit ihrem starken Bevölkerungszuwachs führt zu einem immer größeren Bedarf an Rohstoffen.
Nach übereinstimmender Ansicht der Staatengemeinschaft der Welt gefährdet der mit dem Abbau beziehungsweise Anbau von Rohstoffen verbundene Umweltverbrauch inzwischen die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit. Auf dem Umweltgipfel der Vereinten Nationen 1992 in Rio de Janeiro wurde daher in der Agenda 21 und weiteren Vereinbarungen u. a. ein umfangreiches Programm für einen nachhaltigen und schonenden Umgang mit Rohstoffen beschlossen. Nach dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung soll unser Wirtschaften den Grenzen der natürlichen Umwelt angepasst werden, z. B. um der globalen Erwärmung und damit einer drohenden Klimakatastrophe Einhalt zu gebieten und um kommenden Generationen mindestens vergleichbare Lebensbedingungen zu erhalten.
Wirtschaftliche Aspekte
Nicht nachwachsende Rohstoffe wurden bislang überwiegend von rohstoffarmen, aber technologiereichen Industrieländern nachgefragt und haben auch heute noch einen bedeutenden Anteil am Welthandel. Die Weiterverarbeitung erfolgt häufig nicht in den Förder- beziehungsweise Anbauländern, was sowohl auf technologischen Vorsprung als auch auf handelspolitische Beschränkungen seitens der Industriestaaten zurückzuführen ist. Immer mehr Förderländer errichten aber eine eigene Verarbeitungsindustrie (z. B. Raffinerien, Grundstoffchemie), um einen höheren Anteil an der Wertschöpfung zu sichern. Während die Mengen an geförderten Rohstoffen seit Jahren mindestens gleich bleiben beziehungsweise kontinuierlich steigen, z. B. bei Energierohstoffen, nimmt der Anteil von Rohstoffen an der Wertschöpfung in den Industrienationen kontinuierlich ab. Mit dem rapiden technologisch-wirtschaftlichen Fortschritt der letzten Jahrzehnte, unter anderem im Informations- und Kommunikationssektor, geht stattdessen eine Verlagerung der Wertschöpfung zu Dienstleistungen einher.
Die Preisbildung für Rohstoffe aus begrenzten Beständen erfolgt nach eigenen Gesetzmäßigkeiten. Aufgrund der natürlich vorgegebenen Unvermehrbarkeit oder von Standortvorteilen sind diese Rohstoffe bereits »an sich« wertvoll, das heißt, der Preis müsste zusätzlich zu den Förder- und Transportkosten den natürlichen Knappheitswert (Rente beziehungsweise Zins) widerspiegeln. So ist etwa der Wert eines Baumbestandes oder eines Heringsschwarms vom künftigen Nachwachspotenzial abhängig, um die Nachhaltigkeit der Nutzung zu gewährleisten. Diese Knappheit von Rohstoffen und damit ihre angemessene Bewertung wäre im theoretischen Ideal aus der künftigen Nachfrage, aus den künftigen Möglichkeiten zur Reserven- beziehungsweise Bestandsvergrößerung und durch Berücksichtigung der gesamten Umweltbelastungen von der Gewinnung über die Nutzung bis zur Entsorgung gegeben. Dieser Modellvorstellung stehen in der Praxis erhebliche Umsetzungsprobleme entgegen. Die wesentlichsten Hemmnisse entstehen durch unklare beziehungsweise verzerrte Eigentumsrechte, durch eine oligopolartige Marktstruktur (wenige Konzerne), durch die praktische Unmöglichkeit, technologischen Wandel vorauszusehen, durch mangelnde internationale Abstimmung oder durch den fehlenden Anreiz zur Einbeziehung der Umweltbelastungen vom Rohstoffabbau über die Nutzung bis zur Entsorgung.
Die Exploration, Erschließung und Förderung von Rohstoffen setzt meist Investitionen in erheblichem Umfang voraus. Sowohl Anbieter als auch Verarbeiter sind deshalb prinzipiell an stabilen Märkten und an vertikalen Konzernstrukturen (vom Bohrloch bis zur Tankstelle oder vom Verpackungsrohstoff bis zur Müllverbrennung) interessiert. Dies hat zur Konzentration auf wenige multinationale Konzerne beigetragen, die sich den Rohstoffmarkt in einem lockeren Oligopol aufteilen und deren Planungen deutlich von den Vorstellungen z. B. eines Rohstoffanbieterlandes abweichen können. In den 90er-Jahren sind die stabilen Märkte jedoch weitgehend zusammengebrochen, was in vielen Fällen zu einer weiteren Steigerung der Rohstoffförderung geführt hat, da viele Anbieterländer die geringeren Gewinne durch höheren Ausstoß kompensieren wollen.
Durch die zunehmende Automatisierung und Globalisierung von Produktionsprozessen sinkt in weiten Bereichen sowohl der Bedarf an Erwerbsarbeit als auch der Rohstoffverbrauch je Produkt. Gleichzeitig steigt aber der totale Rohstoffbedarf im Zuge einer überproportional wachsenden Nachfrage nach Produkten. Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit wird deshalb eine Erhöhung der Ressourcenproduktivität gefordert, also des Nutzens, der aus einer bestimmten Menge an Rohstoffen gewonnen werden kann.
Im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung von Rohstoffen wird auch die Forderung erhoben, dass zukünftige Nutzenverluste als Folge des heutigen Verbrauchs (z. B. durch den Treibhauseffekt oder das Ozonloch) den heutigen Nutzern als Kosten angelastet werden müssten. Die realen Märkte haben jedoch eine zeitliche Reichweite von maximal einigen Monaten. Für Rohstoffe mit tendenziell schwankenden Preisen existieren organisierte Warenterminbörsen, in denen Rohstoffe nicht nur auf Termin gehandelt werden, sondern in Form von standardisierten Kontrakten als abstrakte Ver- und Ankäufe von Optionen. Wichtige Rohstoffbörsenplätze sind z. B. London (Metalle, Diamanten, Erdöl), New York (Metalle, Erdöl), Chicago (landwirtschaftliche Rohstoffe), Bremen (Baumwolle). Die Preisentwicklung wird in Indizes erfasst; bekannt sind z. B. der Reuter-Index (Großbritannien), der Moody-Index (USA) oder der HWWA-Index (Hamburg).
Soziale, politische und rechtliche Aspekte
Die Sicherung des Zugriffs auf wichtige Rohstoffe wurde und wird von zahlreichen Konflikten und Kriegen begleitet. Aufgrund der strategischen Bedeutung von Rohstoffen betreiben die industrialisierten Nationen seit Jahrzehnten entsprechende Rohstoffsicherungsstrategien. Die Bundesregierung unterstützt die Rohstoffaktivitäten der Wirtschaft durch Hermes-Bürgschaften u. a. flankierende Maßnahmen, z. B. die Förderung von Explorationsvorhaben im In- und Ausland. Im Gegensatz zu anderen importabhängigen Verbrauchsländern wie den USA, Frankreich, Japan oder Russland werden aber keine nationalen Rohstoffreserven aufgebaut (Ausnahme Erdöl). Die Analyse von ausgewählten Rohstoffmärkten zeigt, dass derzeit Versorgungsprobleme auf den Weltmärkten kaum zu befürchten sind. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass es künftig bei Rohstoffen, die z. B. durch hohe Lagerstättenkonzentrationen für politische Instabilitäten besonders anfällig sind, zu Versorgungsengpässen oder hohen Preissteigerungen kommt. Auch kann ein derzeit funktionierender Wettbewerb durch Fusionen heutiger Konkurrenten oder durch die Verdrängung kleinerer Wettbewerder gefährdet sein.
Für viele Entwicklungs- und Schwellenländer sind Rohstoffexporte nach wie vor eine wichtige oder sogar die wichtigste Quelle für Deviseneinnahmen. Insbesondere für solche Rohstoffe, bei denen Entwicklungsländer als Anbieter dominieren und deren reale Tauschverhältnisse sich gegenüber Industriegütern tendenziell verschlechtern, wurde aus verteilungspolitischen Gründen eine Erlösstabilisierung entgegen den Markttendenzen gefordert. Derzeitige Lösungsstrategien umfassen Rohstoff-Abkommen und Versuche zur Kartellbildung, die allerdings in ihrer Wirksamkeit umstritten sind. Der Zusammenbruch des Zinnrats 1985 oder das wiederholte Zerbrechen von Kaffeeabkommen zeigen die Schwierigkeiten, anhaltend gegen Marktmacht zu agieren. Dagegen kann die von der OPEC verfolgte Rohstoffpolitik zur Sicherung der Erdölpreise zumindest auf zeitweilige Erfolge verweisen. Andere längerfristig für die Produzenten erfolgreiche Systeme zur Stabilisierung von hohen Rohstoffpreisen entgegen den Markttendenzen sind z. B. das Diamantenkartell oder der EU-Agrarmarkt mit seinem umfangreichen Subventionssystem, die im Wesentlichen zulasten der Verbraucher beziehungsweise Steuerzahler wirken. Lösungen aus Sicht einer nachhaltigen Entwicklung, wie handelbare Verbrauchszertifikate und eine allgemeine Erhöhung der Ressourcenproduktivität, könnten zu einer Stabilisierung bei gleichzeitigem Abbau besonders problematischer Subventionen beitragen. Neben strategischen Aspekten der Versorgungssicherheit spielt dabei die Sicherung von Arbeitsplätzen eine erhebliche Rolle, z. B. in der deutschen Kohlepolitik. Ein gezielter Umbau solcher Subventionen trüge auch zu höherer Flexibilität auf der Nachfrageseite bei, denn die Anwendung von Technologien mit höherer Effizienz oder größerer Umweltverträglichkeit führt zu einem höheren Sachkapitaleinsatz und damit zu einer Verteuerung der Energiepreise. Diese Verteuerung bewirkt tendenziell einen relativen Rückgang beziehungsweise eine Verschiebung der Nachfrage nach bestimmten Energieträgern und beeinflusst somit die Energiemärkte (Least-Cost-Planning).
Eigentumsrechte an Rohstoffen können in einer Volkswirtschaft auf unterschiedliche Weise begründet sein. Für nicht nachwachsende Rohstoffe in der Erdkruste (Erze, Steine, Erden) sind sie zumeist in den nationalen Bergrechten geregelt. Bei landwirtschaftlich erzeugten, nachwachsenden Rohstoffen einschließlich der Produktionsbasis (zumeist des Bodens) gelten die üblichen zivilrechtlichen Eigentumsregeln. Problematischer ist die Regelung von Eigentumsrechten am Bestand wild lebender Tiere oder Pflanzen in allgemein zugänglichen Bereichen der Natur. Eine Übernutzung von Rohstoffen oder gar Ausrottung einer Art von Lebewesen kann dann erfolgen, wenn aus Sicht der einzelnen Nutzer kein Anreiz für eine Bestandsschonung oder -bewirtschaftung besteht. In derartigen Fällen versuchen der Staat oder die internationale Staatengemeinschaft den freien Zugriff auf die Bestände durch Reglementierung einzuschränken. Fangquoten, Fangtechnikbeschränkungen oder die Einrichtung von Fischereizonen sind die aus der Meeresfischerei bekannten Formen solcher Regelungen. Die Schaffung von ausschließlichen Wirtschaftszonen im 200-Seemeilen-Abstand von den jeweiligen Küsten hat z. B. die Zugriffsmöglichkeiten auf Meerestiere u. a. Rohstoffe in starkem Maße der nationalen Kontrolle übertragen (Fischereirecht). Für Länder mit großen Fischereiflotten, aber kurzer Küste hat dies Probleme geschaffen, die im Einzelfall auch zu internationalen Konflikten führten (z. B. isländischer Fischereikonflikt oder, im Falle gleichzeitig vermuteter Rohstoffvorkommen im Meeresboden, der Ägäiskonflikt zwischen der Türkei und Griechenland). Umstritten sind zum Teil die Zugriffsrechtsregelungen für Rohstoffe auf extraterritorialen Gebieten, z. B. dem Meeresgrund außerhalb der Hoheitsgebiete. Durch die Seerechtskonvention (Seerecht) wurde die Frage der Bewirtschaftung des Meeresbodens einer internationalen Meeresbodenbehörde übertragen, die Verträge an Unternehmen vergibt (Meeresbergbau). Ein 1991 verabschiedetes Zusatzprotokoll zum Antarktisvertrag untersagt aus Umweltschutzgründen den Abbau von Rohstoffen in der Antarktis für 50 Jahre.
Umweltaspekte
Die Weltwirtschaft gleicht einem Durchflusssystem, bei dem jährlich der Umwelt enorme Mengen von Rohstoffen entnommen und Abfälle beziehungsweise Emissionen in vergleichbaren Größenordnungen zurückgeführt werden. Stoffströme beschreiben dabei den Lebenszyklus, den Stoffe bei der Nutzung durch den Menschen durchlaufen, von der Gewinnung als Rohstoff über Produktion und Gebrauch bis hin zur Entsorgung. Aus Sicht der Umweltverträglichkeit hat sich die begrenzte Aufnahmefähigkeit der Natur für die anfallenden Emissionen und die zwangsläufig eines Tages selbst zu Abfall werdenden Produkte als entscheidender Faktor erwiesen.
Insgesamt ist die Menge der durch menschliche Aktivität in Bewegung gesetzten Stoffe heute viel größer als die natürlichen Stoffströme auf den Kontinenten. So müssen für die Gewinnung einer Tonne Rohkupfer heute durchschnittlich 800 Tonnen Abraum mit teils erheblichen Schadstoffgehalten oder mit Folgen für den Grundwasserhaushalt verlagert werden. Für die Anlandung einer Tonne Rohöl in deutschen Häfen muss bis zu eine Tonne Meeresboden in einer ökologisch sensiblen Zone durch permanente Ausbaggerung verlagert werden.
Durch die zunehmende Versiegelung bislang naturnaher Flächen mit abiotischen Rohstoffen und durch Nutzungsänderung werden zudem natürliche Stoffkreisläufe unterbrochen und nachhaltig zerstört. Hinzu treten weitere Risikopotenziale durch die Synthetisierung neuer Stoffe, die als Rohstoffe so im natürlichen Stoffwechsel nicht vorhanden sind.
Bergbau und die Verhüttung von nicht nachwachsenden Rohstoffen, aber auch der Raubbau an nachwachsenden Rohstoffen verursachen massive Umweltkatastrophen. Einige der bekannten Katastrophengebiete sind z. B. der peruanische und bolivianische Erzbergbau, die Phosphatgewinnung auf Inseln des Südpazifiks, die Nickelhütten von Norilsk in Russland oder Sudbury in Kanada, die Region um den Aralsee, das Eisenerzprojekt Carajas in Brasilien, die Ölfelder Nigerias oder die Brandrodungen im Amazonasbecken und in Indonesien. Zunehmend werden aber auch so harmlose Stoffe wie Sand und Kies allein durch die Massivität ihrer Gewinnung und Verarbeitung umweltrelevant. Um derartige Entwicklungen nachvollziehbar zu machen und frühzeitig zu erkennen, ist u. a. ein Ausbau des Instrumentariums der lebenszyklusweiten Ökobilanz vordringlich.
Zur Optimierung von Rohstoffverbrauch im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung bieten sich auf wirtschaftliche Seite Elemente des Umweltmanagements sowie des ökologischen Designs von Produkten und Dienstleistungen an. In vielen Fällen kann Recycling auf möglichst hohem Niveau zu erheblichen Entlastungen im Umweltverbrauch führen; hierbei sollte aber der gesamte Rohstoffverbrauch (einschließlich Energieverbrauch) für das Recycling nicht größer sein als für die Primärproduktion.
Auf politischer Seite bieten sich Instrumente einer Stoffpolitik, z. B. eine Förderung nachwachsender Rohstoffe und eine Ressourcenbesteuerung bei gleichzeitiger Senkung der Lohnnebenkosten an. Aus gesellschaftlicher Sicht ist eine Optimierung des Nachfrageverhaltens in Richtung auf eine rohstoffschonendere Befriedigung von Bedürfnissen (z. B. Mobilität, Ernährung, Wohnen) bedeutsam. Hierzu sind Elemente der Umweltbildung sowie der Verbraucherinformation, z. B. durch Kennzeichnung des Umweltverbrauchs von Produkten und Dienstleistungen, geeignet.
W. Gocht: Wirtschaftsgeologie u. R.-Politik (21983);
Die benutzte Erde. Ökosysteme, R.-Gewinnung, Herausforderungen, hg. v. der Alfred-Wegener-Stiftung (1994);
M. Schröck: Strateg. Ressourcenanalyse als Baustein einer erfolgreichen Restrukturierung (1994);
Oberflächennahe R., Beitrr. v. B. Wohlrab u. a. (1995);
Perspektiven nachwachsender R. in der Chemie, hg. v. H. Eierdanz (1996);
Mineralische R. und nachhaltige Entwicklung, hg. v. der Bundesanstalt für Geowissenschaften u. Rohstoffe u. a. (1999).
Zeitschriften und Jahrbücher: Metallstatistik, Jg. 54 ff. (1967; früher u. a. T.); Rohstoffwirtschaftl. Länderberichte, hg. v. der Bundesanstalt für Geowiss.en u. R. (1972 ff.);
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Rohstoffe: Begrenzte Ressourcen
Rohstoffe: Bedarf und Verbrauch
Rohstoffe: Entstehung von Lagerstätten
fossile Rohstoffe und Uran
mineralische Rohstoffe
Rohstoffe: Erzlagerstätten im Meer
Rohstoffe: Wirtschaft, Politik und Umwelt
Rohstoffe: Die Rohstofffrage als politisches Problem
Universal-Lexikon. 2012.