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Zyklentheorie
Zyklentheorie,
 
1) Geologie: die Vorstellung, dass die Erdgeschichte in Zyklen verlief, d. h. in einem periodischen Wechsel von Zeiten ruhiger Entwicklung (Evolution) mit solchen wesentlich gesteigerter geologischer Kräfte und Vorgänge (Revolution). In der lang dauernden Phase der Evolution bildeten sich große Senkungsräume, die Geosynklinalen, die sich mit dem Abtragungsschutt der benachbarten aufsteigenden Gebiete, den Geantiklinalen, füllten (Epirogenese). In der Phase der Revolution wurden die Geosynklinalsedimente zusammengestaucht, verfestigt und als Gebirge über den Meeresspiegel herausgehoben (Orogenese). - Von H. Stille stammt die Lehre vom geotektonischen Zyklus (Geosynklinale - Orogenese - Hebung - Abtragung - Einebnung), zu dem ein geomagmatischer Zyklus (initial - synorogen - subsequent - final) parallel verläuft. Es wird angenommen, dass in der Erdfrühzeit die Erdkruste mehrfach durch eine Reihe solcher Großzyklen verfestigt, in einer anschließenden Regenerationsphase aber immer wieder mobilisiert wurde. Der algonkische Umbruch leitete den Großzyklus ein, der bis heute anhält und die assyntische, kaledonische, variskische und alpidische Faltungsära (Faltungsphasen, Übersicht) umfasst. (Geosynklinale)
 
 2) Geomorphologie: geographischer Zyklus, Erosionszyklus, nach einer Theorie von W. M. Davis der regelhafte Ablauf von den Stadien, die die morphologische Entwicklung der Erdoberfläche durchläuft: Nach der Hebung eines ebenen Krustenteils (Urform) entsteht eine Hügellandschaft mit noch wenig entwickelten Tälern (Jugendstadium), danach ein Bergland mit breiten, ausgeglichenen Tälern (Reifestadium); deren Wasserscheiden werden schließlich abgetragen, sodass sich eine fast ebene bis flachwellige Rumpffläche herausbildet (Greisenstadium). Nach den unterschiedlichen, klimabedingten Abtragungskräften wird ein humider, arider, nivaler und mariner Zyklus unterschieden. So anregend diese Zyklentheorie auf die Entwicklung der geographischen Wissenschaft gewirkt hat, ist sie in dieser schematisierenden Form heute nicht mehr haltbar.
 
Literatur:
 
W. Penck: Die morpholog. Analyse (1924).

Universal-Lexikon. 2012.