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Tuwinien,
Republik Tuwạ, Republik Tuwinien, amtlich tuwinisch Tyva Respublika, russisch Tuwịnskaja Respụblika, Kurzbezeichnung Tuwạ, Tywạ, Teilrepublik innerhalb der Russischen Föderation, im äußersten Südwesten Ostsibiriens, grenzt an die Mongolei, 170 500 km2, (2000) 311 400 Einwohner; Hauptstadt ist Kysyl. Tuwinien umfasst als Kernland das von hohen, stark zerschnittenen Gebirgsketten eingeschlossene Tuwinische Becken (vorwiegend von Gras- und Wermutsteppe bedecktes, am Oberen Jenissej gelegenes hügeliges Becken, etwa 400 km lang, bis 70 km breit, 600 bis 900 m über dem Meeresspiegel), das durch das Tuwinische Bergland oder Tuwabergland (in der Obrutschewkette bis 2 895 m über dem Meeresspiegel) vom Todschabecken (150 km lang, 800 bis 1 800 m über dem Meeresspiegel gelegen und vom Großen Jenissej oder Bij-Chem durchflossen) im Nordosten Tuwiniens getrennt wird. Höchster Gipfel ist mit 3 976 m über dem Meeresspiegel der Mongun-Taiga im Südwesten des Landes. In Kysyl befindet sich der geographische Mittelpunkt Asiens. Das Klima ist streng kontinental (Julimittel 15-20 ºC, Januarmittel —28º bis —35 ºC, 150-400 mm mittlerer Jahresniederschlag). In den Becken herrscht Steppe vor, die Nordabdachungen der Gebirge werden von Taiga (Wälder aus Zirbelkiefer, Lärche und Kiefer; insgesamt 50 % der Fläche bewaldet) bedeckt.
Nach der Volkszählung von 1989 waren von den Bewohnern 64,3 % Tuwiner, 32,0 % Russen, je 0,7 % Chakassen und Ukrainer, 0,4 % Tataren und 1,9 % Angehörige anderer Nationalitäten. 48 % der Einwohner wohnen in Städten.
Die Wirtschaft basiert auf der Landwirtschaft und dem Bergbau. Weideland nimmt 27 % der Landesfläche ein. Verbreitet sind Schaf- (Gewinnung von Mohärwolle), Rinder-, Kamel-, Yak- und die traditionelle Pferdezucht, im Nordosten auch Pelztierhaltung und Renzucht. In bewässerten Gebieten des Tuwinischen Beckens werden teilweise auch Getreide und Futterpflanzen angebaut. Gefördert werden Gold, Asbest, Kobalt- u. a. Buntmetall- sowie Eisenerze, Quecksilber und Steinkohle. Die umfangreichen Bodenschätze sind erst zum Teil erschlossen. Die Industrie (Standorte Kysyl, Ak-Dowurak) verarbeitet v. a. land- und forstwirtschaftliche Produkte. Die Straßen von Kysyl nach Minussinsk (436 km) und von Ak-Dowurak nach Abasa (237 km) stellen die Verbindung zur Transsibirischen Eisenbahn beziehungsweise deren Zweigbahn her. Auf dem Oberen und Großen Jenissej wird Binnenschifffahrt betrieben. Bei Kysyl befindet sich ein Flughafen.
Das Gebiet Tuwiniens, seit dem Paläolithikum besiedelt, war vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. von den ostasiatischen Hunnen (Xiongnu) beherrscht und gehörte seit dem 6. Jahrhundert zum alttürkischen Großreich. Im 8. Jahrhundert von den Uiguren, im 9. Jahrhundert von den Kirgisen und 1207 von Dschingis Khan erobert, blieb es bis ins 18. Jahrhundert unter mongolischer Herrschaft. Seit 1757 als Urjanchaj unter mandschurisch-chinesischer Herrschaft, erklärte es nach der Revolution in China 1912 seine Unabhängigkeit; seit 1914 war es russisches Protektorat, wurde 1921 als Tannu-Tuwa (so bis 1926 genannt) formal unabhängige Volksrepublik, 1944 autonomes Gebiet, 1961 ASSR innerhalb der RSFSR. Im Zuge des politischen Umbruchs in der UdSSR kam es 1990 zu Ausschreitungen einheimischer Nationalisten gegen den russischen Bevölkerungsteil. 1991 benannte sich die Republik in Tyva Respublika um.
Universal-Lexikon. 2012.