Con|dục|tus 〈m.; -, -; Mus.; im MA〉 ursprünglich einstimmiger, die Liturgie begleitender Gesang in lat. Sprache, später auch mehrstimmig mit weltlichem Inhalt [lat., „Geleit; Eingangslied“]
* * *
a) einstimmiges lateinisches Lied des Mittelalters;
b) mehrstimmiger Gesang des Mittelalters, bei dem die Hauptmelodie in der Unterstimme liegt.
* * *
Condụctus
[mittellateinisch »Geleit«] der, -/-, bezeichnet seit dem 12. Jahrhundert das lateinische Lied mit rhythmisch-strophischem Text, das zunächst als »Geleit«-Gesang diente (z. B. wenn der Geistliche zum Lesepult schritt oder im geistlichen Spiel beim Auftritt einer Person). Um und nach 1200 zeigen die Quellen der Notre-Dame-Schule ein großes Repertoire an mehrstimmigen Conducti, bestimmt für Festlichkeit und Geselligkeit im kirchlichen und schulischen Leben. Die Texte bevorzugen politische Ereignisse und zeitkritische Fragen. Kennzeichen des Conductus sind die freie Erfindung der Ausgangsmelodie, gleicher Text in allen Stimmen und homorhythmischer Satz, der besonders an den Anfängen und Schlüssen der Lieder durch melismatische Partien (caudae) geschmückt sein kann. Im 13. Jahrhundert wurde der Conductus zunehmend von der Motette verdrängt.
E. Gröninger: Repertoire-Unters. zum mehrstimmigen Notre-Dame-C. (1939).
* * *
Universal-Lexikon. 2012.