eine bevölkerungswissenschaftliche Theorie über die Entwicklung der Geburten- und Sterbeziffer während der Phase des Übergangs eines Landes von der Agrar- zur Industriegesellschaft. In traditionellen Gesellschaften ist sowohl die Geburten- als auch die Sterberate hoch, sodass die Wachstumsrate der Bevölkerung sehr gering ist (rd. 1%). Durch medizinischen Fortschritt beginnt zunächst die Sterberate, mit zunehmender allgemeiner Bildung und einsetzender Industrialisierung auch die Geburtenrate zu sinken. In dieser Übergangsphase, in der sich zurzeit fast alle Entwicklungsländer befinden, kommt es zu einem starken Bevölkerungswachstum. Erst wenn sich Geburten- und Sterberate auf niedrigem Niveau stabilisieren, stellt sich Nullwachstum der Bevölkerung ein. Man hofft, diese Entwicklung in den Entwicklungsländern durch Familienplanungsprogramme und Wirtschaftshilfe beschleunigen zu können. Das Modell des demographischen Übergangs ist von der europäischen Bevölkerungsgeschichte abgeleitet, die Theorie des demographischen Übergangs entstand vor dem Zweiten Weltkrieg. Sie konnte nicht voraussehen, dass die Sterberate in unserer Zeit in den hoch entwickelten Industrieländern größer als die Geburtenrate sein würde, sodass die Bevölkerung ohne dauernde Einwanderungen schrumpft. Diese Bevölkerungsschrumpfung in den Industrieländern (ohne Einwanderungen) wird von der biographischen Theorie der Fertilität erklärt.
Josef Schmid: Bev. u. soziale Entwicklung. Der d. Ü. als soziolog. u. polit. Konzeption (1984);
J.-C. Chesnais: Demographic transition (a. d. Frz., Oxford 1992).
Universal-Lexikon. 2012.