Weltenbrand (umgangssprachlich)
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Welt|krieg ['vɛltkri:k], der; -[e]s, -e:Krieg, an dem viele Länder der Welt, besonders die Großmächte beteiligt sind:
einen [neuen] Weltkrieg anzetteln; zwischen den beiden Weltkriegen.
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Wẹlt|krieg 〈m. 1〉
1. 〈i. w. S.〉 Krieg, an dem viele Länder beteiligt sind, unter denen sich vor allem auch die einflussreichsten, mächtigsten Länder der Welt befinden
2. 〈i. e. S.〉 der Krieg von 1914-1918 (Erster \Weltkrieg) sowie der von 1939-1945 (Zweiter \Weltkrieg)
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Wẹlt|krieg, der:
Krieg, an dem viele Länder der Welt, besonders die Großmächte beteiligt sind:
der Erste, Zweite W.;
einen [neuen] W. anzetteln;
zwischen den [beiden] -en.
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Weltkrieg
[erstmals 1814 von F. L. Jahn mit Bezug auf die Befreiungskriege gebraucht], englisch World War [wəːld wɔə], französisch Guerre Mondiale [gɛːr mɔ̃'di̯al], ein globaler, zahlreiche Staaten und Völker einbeziehender militärischer Konflikt, bei dem die Kampfhandlungen sich auf fast alle Kontinente und Weltmeere erstrecken und (wie in den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts) auch den Luftraum erfassen können.
Eine erdumspannende militärische Auseinandersetzung war bereits der Siebenjährige Krieg (1756-63); die Kriegshandlungen der europäischen Mächte in Übersee beschränkten sich damals allerdings auf wenige kurze sowie punktuelle Schlachten und Gefechte. Nachdem im 19. Jahrhundert eine von Nationalismus und Imperialismus geprägte Großmachtpolitik und Diplomatie an Bedeutung gewonnen und aufgrund des nunmehr weltweiten Handels und Verkehrs auch die Konkurrenz um die Beherrschung der Absatz- und Rohstoffmärkte sowie der Verkehrswege stark zugenommen hatten, darüber hinaus die Entwicklung der Technik (einschließlich des Nachrichtenwesens) und der Industrie immer größere Fortschritte mit Auswirkungen auch auf den militärischen Bereich machte, bestanden Voraussetzungen und gewachsene Gefahren für den Ausbruch überregionaler militärischer Auseinandersetzungen. Erst die beiden großen Kriege des 20. Jahrhunderts waren allerdings Weltkriege im eigentlichen Sinne, wobei der Erste Weltkrieg (1914-18) hinsichtlich seiner Opfer, des Ausmaßes der Zerstörung wie auch in Bezug auf die militärisch-territorialen Dimensionen durch den Zweiten Weltkrieg (1939-45) noch erheblich übertroffen wurde. Selbst die wenigen in beiden Weltkriegen neutral gebliebenen Staaten konnten sich kriegsbedingten Nebenwirkungen nicht entziehen.
Im Unterschied zu früher geführten »Kabinettskriegen« beziehungsweise zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Staaten oder begrenzten Bündnissen war für die Weltkriege des 20. Jahrhunderts charakteristisch: Konfrontation von Millionenheeren, Einsatz einer gewaltigen Militärmaschinerie mit entsprechenden logistischen und Nachschubproblemen, Bedeutungsverlust der Kavallerie sowie des Pferdes als Transporttier der Armee, erstmalige Verwendung von Luft- und Panzerwaffen (am Ende des Zweiten Weltkriegs der Kernwaffen), die völlige Ausrichtung der nationalen Wirtschaften auf die Bedürfnisse des Krieges (»Heimatfront«, Vorrang der Waffen- und Munitionsproduktion). Die Zivilbevölkerung, die ohnehin mit fortschreitender Kriegsdauer von wachsenden Entbehrungen (z. B. einer sich verstärkenden Rationierung der Versorgungsmittel, dem zunehmenden Einsatz von Frauen in der Wirtschaft und schweren Verlusten in der Familie durch den Tod männlicher Angehöriger an den Fronten) betroffen war und sich einer geistigen Mobilmachung ausgesetzt sah, wurde außerdem in einem bis dahin unbekannten Maße in die Kriegshandlungen einbezogen, die sich oft gezielt gegen sie richteten (z. B. Bombenterror gegen Städte, Vernichtungsaktionen gegen ganze Bevölkerungsgruppen im Zweiten Weltkrieg); die Zerstörung materieller und kultureller Güter führte zur Verwüstung großer Territorien (schon im Ersten Weltkrieg, verstärkt jedoch im Zweiten Weltkrieg u. a. durch die von deutschen Truppen angewandte Taktik der »verbrannten Erde«). Beide Weltkriege zogen zum Teil gesellschaftliche Umwälzungen nach sich (u. a. Oktoberrevolution in Russland 1917, Errichtung von kommunistischen »Volksdemokratien« nach dem Zweiten Weltkrieg) oder riefen grundlegende Veränderungen im internationalen Staatensystem beziehungsweise der politischen Weltordnung hervor (z. B. im Ergebnis des Ersten Weltkriegs Zerfall von Vielvölkerstaaten, Bildung neuer Länder; nach dem Zweiten Weltkrieg Entstehung des Ostblocks, Teilung Deutschlands und Europas im Gefolge des Ost-West-Konflikts); auch die Machtkonstellation zwischen den Ländern veränderte sich erheblich. Unter dem Eindruck der Kriegskatastrophe waren nach beiden Weltkriegen internationale Bemühungen darauf gerichtet, den Frieden weltweit zu sichern, u. a. durch einen Kriegsächtungspakt (Briand-Kellogg-Pakt von 1928), besonders aber durch die Gründung zwischenstaatlicher Organisationen (1919/20 Völkerbund, 1945 Vereinte Nationen), deren Effizienz jedoch häufig unter den Interessengegensätzen der Weltmächte litt.
DER ERSTE WELTKRIEG
Vorgeschichte und Kriegsausbruch 1914
Die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs, der »Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts«, ist außerordentlich facettenreich. Unmittelbar auslösendes Moment, seinerseits jedoch wiederum mit einer komplizierten vorangegangenen Entwicklung behaftet (Balkanfrage), war die südslawische Nationalbewegung auf dem Balkan. Sie war im 19. Jahrhundert mit dem Osmanischen Reich und nach dessen Verdrängung aus Europa im 1. Balkankrieg (1912/13) mit Österreich-Ungarn in Konflikt geraten. Dieser sich zuspitzende Konflikt führte zur Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau durch den serbischen Nationalisten Gavrilo Princip im Attentat von Sarajevo (28. 6. 1914, das über die Julikrise 1914 zum Beginn des Ersten Weltkriegs führte.
Die europäischen Großmächte (Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien, Russland) sowie das Osmanische Reich, ergänzt um die beiden überseeischen Großmächte USA und Japan, stellten mit ihrer imperialistisch ausgerichteten Politik, mit ihren Rivalitäten und ihren Bündnissen in einer Kette von Auseinandersetzungen und Krisen das entscheidende Konfliktpotenzial bereit, durch das mittels eines scheinbar nebensächlichen Faktors der bewaffnete Zusammenstoß ausgelöst wurde.
Gegenüber Großbritannien und Frankreich mit ihrem ausgedehnten Kolonialbesitz in Übersee und gegenüber Russland mit seinen quasikolonialen Territorien auf dem asiatischen Kontinent waren Italien und das Deutsche Reich als Nationalstaaten relativ spät (1861 beziehungsweise 1871) entstanden und dementsprechend bemüht, sich als Großmächte Geltung zu verschaffen (in Deutschland manifest im Streben nach einem »Platz an der Sonne«). Österreich-Ungarn dagegen stand in der Tradition des alten österreichisches Kaiserreichs und setzte diese trotz der Niederlage gegen Preußen (1866) in neuer Form für ein halbes Jahrhundert fort. Von der Peripherie Europas her balancierte Großbritannien als stärkste See- und Wirtschaftsmacht die übrigen europäischen Großmächte durch seine Politik des Gleichgewichts dergestalt aus, dass das Empire in Übersee unbehelligt blieb. Dieses europäische Gleichgewicht (»Balance of Power«) sahen die Großmächte durch die deutsche Reichsgründung ins Wanken geraten, zumal zu befürchten stand, dass das wirtschaftlich wie militärisch erstarkende Deutsche Reich die expansive Politik der Gründungszeit beibehalten würde. Die Eingliederung Elsass-Lothringens ließ einen Abbau der nach dem Krieg von 1870/71 mehr oder weniger stark bestehenden deutsch-französischen Spannungen nicht zu, und das weltpolitische Ausgreifen des Deutschen Reiches, besonders nach 1890, wurde von Großbritannien in Zusammenhang mit dem deutschen Flottenbau als direkte Bedrohung empfunden. Russlands Vordringen auf dem Balkan zog wiederum Reaktionen Österreich-Ungarns nach sich, das seine Interessensphäre beeinträchtigt sah. Der deutsche Versuch, die Orientkrise durch den Berliner Kongress (1878) zu lösen, war im Grundsätzlichen erfolgreich, konnte jedoch die österreichisch-russischen Spannungen nicht beseitigen, zumal Russland in der Folge verstärkt zu einer panslawistischen Prestigepolitik auf dem Balkan überging, was wiederum den Interessen Österreich-Ungarns zuwiderlief. Die im Anschluss an den Berliner Kongress betriebene deutsche Bündnispolitik (1879 Zweibund mit Österreich-Ungarn, 1882 durch den Beitritt Italiens zum Dreibund erweitert) zog eine Gegenkoalition nach sich: 1893/94 wurde der russisch-französische Zweiverband geschlossen, der durch ein System bilateraler Absprachen Großbritanniens mit Frankreich (Entente cordiale, 1904) und Russland (Petersburger Vertrag, 1907) zur Tripelentente erweitert wurde. Entscheidend für die Abwendung Großbritanniens vom Deutschen Reich waren weniger die später dann propagandistisch hochgespielte Handelsrivalität zwischen beiden Staaten und die deutschen Kolonialerwerbungen (besonders in Afrika) als vielmehr die Aufrüstung der kaiserlichen Marine durch das Tirpitzsche Flottenbauprogramm, durch das Großbritannien seine Vormachtstellung auf den Meeren gefährdet sah. Eine Herausforderung Großbritanniens auf den Meeren und in Übersee stellte das Gleichgewicht der Mächte infrage, besonders da das Deutsche Reich zur stärksten Militär- und Wirtschaftsmacht auf dem Kontinent herangewachsen war. Das Bestreben, dieses Gleichgewicht durch Eindämmung der deutschen Dynamik zu wahren, war ebenso kennzeichnend für die britische Politik der Zeit, wie für die deutsche Politik das Bemühen erkennbar war, die, wie Reichskanzler B. von Bülow 1906 formulierte, Einkreisung des Deutschen Reichs zu durchbrechen.
Die Politik des gegenseitigen feindseligen Misstrauens verstärkte sich in einer Reihe von diplomatischen Spannungen, die abwechselnd im Westen und Osten angesiedelt waren und die in etwa den späteren Kriegsfronten entsprachen: Nach Bildung der Entente cordiale (1904) nahm die deutsche Reichsregierung die Niederlage Russlands im Russisch-Japanischen Krieg (1904-05) sowie die sich anschließende erste russische Revolution zum Anlass, das durch die Lähmung der russischen Politik auf dem Kontinent fast völlig isolierte Frankreich mit der ersten der beiden Marokkokrisen (1905/06) unter Druck zu setzen. Der deutsche Versuch, die Entente cordiale zu sprengen, scheiterte jedoch, die britisch-französische Zusammenarbeit verstärkte sich in der Folge.
Die nächste große Krise, die bosnische Annexionskrise (1908/09), war im Osten lokalisiert: Die Annexion von Bosnien und Herzegowina, die 1878 nur okkupiert worden waren, durch Österreich-Ungarn rief einen scharfen Protest Serbiens hervor, das sich von Russland unterstützt sah. Deutschland zwang mit einem verhüllten Ultimatum das militärisch noch immer geschwächte Russland zum Nachgeben, das seinerseits Serbien zum Rückzug veranlasste. Es blieben die wachsende nationale Erbitterung in Serbien und die innere Ausweglosigkeit in Bosnien und Herzegowina: Eine erste heranwachsende Generation von Intellektuellen begehrte gegen die anhaltende Verweigerung der politischen Selbst- oder wenigstens Mitbestimmung auf. Diese und weitere Spannungen machten den Balkan zum »Pulverfass Europas« und förderten eine großserbische Agitation, die das Ziel der Unabhängigkeit der südslawischen Völker verfolgte und den Weg bereitete für das vom serbischen Geheimbund »Schwarze Hand« 1914 organisierte Attentat von Sarajevo.
In der 2. Marokkokrise (1911) manövrierte das Deutsche Reich bereits hart am Rand des Weltkriegs, erstmals unter dem starken Druck einer vom Alldeutschen Verband aufgebrachten öffentlichen Meinung, der sich die meisten bürgerlichen Parteien im Reichstag anschlossen. Auf dem Höhepunkt der Krise wich die Reichsregierung vor einer britischen Warnung zurück, fühlte sich aber jetzt erst recht »eingekreist« und in ihrer Politik gehemmt. Die Armee hatte zum sofortigen Krieg gedrängt, die Marine auf Zurückhaltung, weil sie noch Rüstungsdefizite sah. Im Nachklang der 2. Marokkokrise scheiterte im Februar 1912 der letzte britische Versuch einer beiderseitigen Flottenrüstungsbeschränkung (Haldane-Mission, Haldane, Richard Burdonan) der deutschen Forderung nach britischer Neutralität in einem Kontinentalkrieg, und zwar ohne Rücksicht darauf, wer der Angreifer sei.
Den letzten großen Konflikt vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs stellten die beiden Balkankriege als logische Fortführung der orientalischen beziehungsweise der Balkanfrage und der damit verbundenen europäischen Krise im 19. Jahrhundert dar: Der militärische Zusammenbruch des Osmanischen Reichs im 1. Balkankrieg (1912/13) und des von Österreich-Ungarn protegierten Bulgarien im 2. Balkankrieg (1913) kam indirekt einer Niederlage des Deutschen Reichs und Österreich-Ungarns gleich. Eine Warnung des Reichskanzlers T. von Bethmann Hollweg vor der Dynamik der südslawischen Bewegung, die von Serbien repräsentiert wurde und sich von nun an gegen Österreich-Ungarn richtete, führte zu einer Mitteilung des britischen Außenministers Sir Edward Grey an den deutschen Botschafter in London, Deutschland könne in einem Kontinentalkrieg nicht mit der Neutralität Großbritanniens rechnen. Auf Greys Äußerung hin berief Kaiser Wilhelm II. den »Kriegsrat« vom 8. 12. 1912 ein, auf dem die Entschlossenheit des Generalstabschefs H. von Moltke deutlich wurde, den nun als unvermeidlich angesehenen Konflikt bei nächster Gelegenheit auszutragen. Rüstungstechnische Sachzwänge der Marine ließen jedoch frühestens den Sommer 1914 als günstigsten Zeitpunkt erscheinen: Der Ausbau Helgolands zum Unterseeboothafen und die Erweiterung des Kaiser-Wilhelm-Kanals (heute Nord-Ostsee-Kanal) zur Aufnahme von Schlachtschiffen waren abzuwarten.
Die Krise zwischen dem Deutschen Reich und Russland um die Entsendung einer 1913 berufenen Militärdelegation unter O. Liman von Sanders ins Osmanische Reich zur Reorganisation des türkischen Heeres spitzte die Auseinandersetzung zwischen beiden Staaten weiter zu und verwies erneut auf einen seit einem Jahrhundert weltpolitisch neuralg. Punkt: Konstantinopel und die Meerengen. Dagegen zeichnete sich durch die Vereinbarungen über eine eventuelle Aufteilung der portugiesischen Kolonien in Afrika (August/Oktober 1913), über die Fortführung des Baus der Bagdadbahn sowie über die Region des Persischen Golfs (Juni 1914) eine deutsche-britische Détente am Vorabend des Ersten Weltkriegs ab.
Nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo am 28. 6. 1914 lag die Initiative zunächst bei Wien. Dort drängte eine Kriegspartei unter Generalstabschef F. Graf Conrad von Hötzendorf und Außenminister L. Graf Berchtold auf rasche Ausnutzung des Attentats zu einem militärischen Schlag gegen das politisch längst unbequem gewordene Serbien. Zur Absicherung war jedoch die deutsche Rückendeckung gegen Russland unerlässlich, weshalb es Berlin oblag, durch den »Blankoscheck« vom 5./6. 7. 1914 Österreich-Ungarn ein Signal zum Handeln zu geben. Berlin wagte den »Sprung ins Dunkle« (Bethmann Hollweg), damit Wien seinen Rang als Großmacht und seinen Wert als Bündnispartner des Deutschen Reichs durch eine umgehende »Kraftäußerung« auf dem Balkan beweisen konnte. Deutschland hoffte, die Großmächte aus dem Konflikt heraushalten zu können (Lokalisierung des Krieges), nahm aber das Risiko eines großen Krieges in Kauf. Vermittlungsversuche der übrigen Mächte nach Überreichung des österreich-ungarischen Ultimatums an Serbien (23. 7.) wehrte Deutschland ab. Erst als Großbritannien noch nach der österreichisch-ungarischen Beschießung Belgrads den Vorschlag für eine Botschafterkonferenz unterbreitete (29. 7.), versuchte Berlin erfolglos, Wien zu bewegen, den Krieg gegen Serbien abzubrechen. Jetzt setzten sich die deutschen Militärs angesichts der Teilmobilmachung in Russland vom 29. 7. (Anordnung zur Generalmobilmachung am 30. 7.) mit ihrem Präventivkriegskonzept durch, zumal sie in dieser Situation auf Österreich-Ungarn als Bündnispartner setzen konnten.
So entwickelte sich die Julikrise 1914 nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien (28. 7.) innerhalb einer Woche aus dem vom Deutschen Reich angestrebten Balkankrieg über den einkalkulierten und durch die Starrheit der militärischen Planung zwangsläufigen Kontinentalkrieg mit Kriegserklärungen des Reichs an Russland (1. 8.) und Frankreich (3. 8.) zu dem für Deutschland unerwünschten und durch den Durchmarsch durch das neutrale Belgien provozierten Weltkrieg, der mit der britischen Kriegserklärung am 4. 8. 1914 Wirklichkeit wurde.
Die im Versailler Vertrag in Art. 231 festgeschriebene alleinige Kriegsschuld des Deutschen Reichs hat sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der deutschen und internationalen Geschichtswissenschaft heftige Auseinandersetzungen ausgelöst (Fischer-Kontroverse; benannt nach dem Historiker F. Fischer). Das Ausmaß der deutschen Verantwortung für den Kriegsausbruch ist unter den deutschen Historikern bis heute umstritten. Zur Beurteilung der Kriegsschuldfrage sind nicht nur die deutschen Aktionen, sondern auch die aller kriegführenden Mächte vor und während der Julikrise einzubeziehen.
In sämtlichen am Krieg beteiligten Staaten kam es zu spontanen, von nationalistischer Begeisterung getragenen Demonstrationen für den Krieg. Im Deutschen Reich wurde das »Augusterlebnis« verklärt; damit waren die Ende Juli 1914 noch in zahlreichen deutschen Städten durchgeführten Antikriegskundgebungen völlig in den Hintergrund gedrängt worden.
Da Italien als Mitglied des Dreibunds den Bündnisfall nicht erfüllt sah und zunächst neutral blieb, ergab sich folgende Mächtekonstellation: der ursprüngliche Zweibund Deutschland und Österreich-Ungarn, später erweitert durch das Osmanische Reich (November 1914) und Bulgarien (Oktober 1915), als Mittelmächte gegen die Tripelentente (Großbritannien, Frankreich, Russland), dazu Serbien und Belgien (nach dem deutschen Einmarsch am 4. 8. 1914) und Japan (23. 8.). Die Tripelentente, ein ursprünglich lockeres Arrangement, schloss sich erst am 5. 9. 1914 im Londoner Vertrag zu einem förmlichen Bündnis zusammen, mit Verbot des Separatfriedens, wie es auch der Zweibund beziehungsweise Dreibund vorsah. Diesem Kriegsbündnis der Ententemächte schlossen sich die übrigen Gegner der Mittelmächte als »Alliierte« an, später auch die USA, die als »Assoziierte« auf eine gewisse Distanz hielten. Wichtigste Kriegsteilnehmer aufseiten der Alliierten waren später Italien - mit Kriegserklärung an Österreich-Ungarn (Mai 1915) und an Deutschland (August 1916) - sowie Rumänien, Portugal (1916), die USA, Griechenland, China, Brasilien und die meisten anderen lateinamerikanischen Staaten (1917). Neutral blieben bis zuletzt im Wesentlichen die Schweiz, die Niederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen, Spanien.
Die militärische Dimension des Krieges
Kampfhandlungen fanden wegen der globalen Ausdehnung des Mächtesystems auf fast allen Kontinenten und den meisten großen Meeren, daneben auch schon im Luftraum statt. Schwerpunkt der Kämpfe zu Land war Europa mit je zwei Hauptfronten (West- und Ostfront) und Nebenfronten (Südosten mit wechselnden Schauplätzen: Serbien, Rumänien, Salonikifront; Südfront: Italien, ab 1915). Hinzu kamen als Verlängerung der Südostfront drei Fronten des Osmanischen Reichs: gegen Russland im Kaukasus und in Armenien, gegen Großbritannien in Irak und an der Suezfront (beziehungsweise ab Ende 1917 in Palästina), vorübergehend auch im Kampf um die Meerengen (1915).
Kräfteverhältnis zu Beginn des Krieges:
Weil in Deutschland - anders als in Frankreich - nahezu die Hälfte der Wehrpflichtigen nicht zum Wehrdienst einberufen worden war, verfügte Frankreich über ein Feldheer von 1, 86 Mio. Mann (bei 36,6 Mio. Einwohner) gegenüber Deutschland mit 2,29 Mio. Mann (bei 67 Mio. Einwohner) und Österreich-Ungarn mit 1,42 Mio. Mann (bei 51 Mio. Einwohner). Da Russland und Serbien zusammen rd. 3,6 Mio. Mann aufbrachten, standen den Mittelmächten mit etwa 3,7 Mio. Mann rd. 5,8 Mio. Mann der Alliierten (einschließlich Großbritannien und Belgien) an Landtruppen gegenüber.
Das Kriegsjahr 1914 - Vom Bewegungs- zum Stellungskrieg an der West- und an der Ostfront:
Gemäß dem durch H. von Moltke modifizierten Schlieffenplan erfolgte der deutsche Aufmarsch mit dem Schwerpunkt gegen Frankreich (7 Armeen im Westen). Um den Festungsgürtel Frankreichs zu umgehen und dessen Heer in einer großen Umfassungsoperation zu besiegen, war die Durchquerung des neutralen Belgien mit einem starken rechten Flügel vorgesehen. Nach der Besetzung Luxemburgs (2. 8.) und Lüttichs (7. 8.) begann am 18. 8. der Vormarsch aller deutschen Armeen (20. 8. Einnahme von Brüssel). Die Grenzschlachten Ende August brachten keine Entscheidung; die deutschen Truppen überschritten Anfang September die Marne östlich von Paris. Die erfolgreiche Gegenoffensive der Entente (6.-9. 9.) zwischen Paris und Verdun zwang die deutschen Armeen zum Rückzug hinter die Aisne. Die Marneschlacht war der erste Wendepunkt im Verlauf des Krieges; mit ihr scheiterte die deutsche Strategie zur Vermeidung eines Zweifrontenkrieges; es kam zu einer Führungskrise in der Obersten Heeresleitung (OHL) Deutschlands (14. 9. Chef des Generalstabes H. von Moltke durch E. von Falkenhayn abgelöst). Gegenseitige Überflügelungsversuche im Herbst dehnten die Front bis zur Nordsee aus (»Wettlauf zum Meer«). In den folgenden zwei Schlachten in Flandern (Okober/November) mit dem Schwerpunkt bei Ypern schlugen alle deutschen Versuche fehl, zur französischen Kanalküste vorzudringen. Danach erstarrte die Westfront im Stellungs- und Grabenkrieg.
Der in Ostpreußen eingefallenen russischen Njemen-Armee trat die deutsche 8. Armee am 20. 8. bei Gumbinnen entgegen. Auf die Nachricht vom Anmarsch der Narew-Armee brach der deutsche General M. von Prittwitz die Schlacht ab und befahl den Rückzug hinter die Weichsel. Er wurde durch General P. von Hindenburg (Stabschef General E. Ludendorff) ersetzt, der sich zum Angriff auf die Narew-Armee entschloss. Nach deren Vernichtung bei Tannenberg (26.-31. 8.) wandte sich Hindenburg gegen die Njemen-Armee und besiegte sie an den Masurischen Seen (6.-14. 9.).
Das österreich-ungarische Heer stieß auf Lublin und Lemberg vor, schlug russische Truppen bei Kraśnik (25. 8.) und Komarów (1. 9.), musste jedoch im September vor der russischen Übermacht in die Karpaten und hinter die Wisłoka zurückweichen. Zu seiner Unterstützung wurde die aus Teilen der 8. gebildete deutsche 9. Armee unter Hindenburg nördlich von Krakau eingesetzt. Sie drang im Oktober bis Iwangorod und südlich von Warschau vor; von Umfassung bedroht, zog sie sich nach Oberschlesien zurück. Infolgedessen mussten auch die inzwischen an den San und bis Iwangorod vorgegangenen österreichisch-ungarischen Armeen wieder in die Karpaten und nach Krakau zurückgenommen werden. Am 1. 11. wurde Hindenburg Oberbefehlshaber Ost. Er überließ den Schutz Oberschlesiens dem verbündeten Heer sowie schwachen deutschen Kräften und stellte die 9. Armee unter General A. von Mackensen bei Thorn zum Angriff bereit, der am 11. 11. begann und zur Einkesselung mehrerer russischer Korps um Lodz führte (Schlacht vom 17. bis 25. 11.). Durch den Vorstoß starker russischer Kräfte von Nordosten wurde der deutsche linke Umfassungsflügel eingeschlossen. Ihm gelang der Durchbruch auf Brzeziny (24. 11.). Im Dezember wurden die Russen hinter die Bzura und obere Pilica und bei Krakau zurückgedrängt. Danach ging auch die Ostfront zum Stellungskrieg über.
Der Feldzug gegen Serbien begann am 12. 8. mit einem erfolglosen österreichisch-ungarischen Vorstoß über die Drina. Ein neuer Angriff im September führte nach schweren Kämpfen am 2. 12. zur Einnahme Belgrads; er endete infolge eines serbischen Gegenstoßes mit dem Rückzug hinter Drina und Save.
Die Kämpfe im Westen und Osten 1915:
In der Winterschlacht in der Champagne (16. 2.-19. 3.), der Frühjahrsschlacht im Artois (9. 5.-18. 6.) und der Herbstschlacht im Artois und in der Champagne (22. 9.-14. 10.) versuchten die Franzosen und Briten unter steigendem Kräfte- und Materialeinsatz vergeblich, die deutsche Abwehrfront im Westen zu durchbrechen. Ein deutscher Angriff zur Abschnürung des Ypern-Bogens (22. 4.-24. 5.) kam über Anfangserfolge nicht hinaus (am 22. 4. bei Ypern durch die Deutschen erster großer Gasangriff in der Kriegsgeschichte).
Im Osten, wo schon am 31. 1. 1915 erstmals von deutscher Seite (9. Armee) bei Bolymow (rd. 50 km westlich von Warschau) in den Kämpfen Giftgas eingesetzt worden war, das aber aufgrund niedriger Temperaturen wenig wirksam wurde, schlug Hindenburg den russischen Nordflügel vernichtend in der Winterschlacht in Masuren (7.-27. 2.). Die im Januar an der österreichisch-ungarischen Karpatenfront eingesetzte deutsche Südarmee warf die nach Ungarn vorgedrungenen Russen wieder zurück. Nach der Kapitulation der österreichischen Festung Przemyśl (22. 3.) rückten russische Truppen erneut in die Karpaten vor. Zur Entlastung des Verbündeten griff die deutsche 11. Armee unter Mackensen am 2. 5. bei Gorlice-Tarnów an und durchbrach die russische Front in Galizien. Mitte Mai wurde der San überschritten, am 3. 6. Przemyśl, am 22. 6. Lemberg eingenommen. Dann stießen die Verbündeten zwischen Bug und Weichsel nach Norden vor. Mitte Juli traten die deutschen Armeen in Polen und Litauen zum Angriff an. In schneller Folge fielen im August und September Iwangorod, Warschau, Kowno, Brest-Litowsk, Grodno und Wilna. Ende September wurde die Offensive in einer von der Bukowina über Pinsk nach Dünaburg und längs der Düna zur Rigaer Bucht verlaufenden Linie eingestellt.
Die Ereignisse auf den Nebenfronten 1915:
Italien schloss sich nach ergebnislosen Verhandlungen mit Wien über territoriale Kompensationen (Trentino) der Entente an und erklärte am 23. 5. Österreich-Ungarn den Krieg (dem Deutschen Reich erst am 28. 8. 1916). Generalstabschef General L. Cadorna setzte die Masse des Heeres am Isonzo zum Durchbruch auf Laibach ein; in den ersten vier Isonzoschlachten (Juni-November) konnten die schwachen österreichisch-ungarischen Kräfte nur auf ihre Hauptstellung zurückgedrängt werden.
Das Osmanische Reich hatte im August 1914 mit Deutschland ein Bündnis geschlossen und trat im November in den Krieg ein. Die von Kriegsminister Enver Pascha geführten Hauptkräfte versammelten sich um Konstantinopel. Ein türkischer Angriff auf die russischen Truppen im Kaukasus endete im Januar 1915 mit einem schweren Rückschlag. Ebenso scheiterte ein Vorstoß gegen den Suezkanal. Nach einem erfolglosen britisch-französischen Flottenangriff auf die Dardanellen (18. 3.) landeten die Alliierten am 25. 4. auf der Halbinsel Gallipoli, konnten aber die türkische Abwehrfront nicht durchbrechen und mussten Ende 1915 abziehen. Vom Persischen Golf auf Bagdad vorstoßende britische Truppen wurden von den Türken am 22. 11. bei Ktesiphon geschlagen und in Kut al-Amara eingeschlossen, wo sie am 29. 4. 1916 kapitulierten.
Um Landverbindung mit der Türkei zu erhalten, entschlossen sich die deutsche und die österreichisch-ungarische Heeresleitung im Spätsommer 1915 zum Angriff auf Serbien. Bulgarien verpflichtete sich in einer Militärkonvention (6. 9.) zur Teilnahme. Unter Mackensen erzwangen die deutsche 11. und die österreichisch-ungarische 3. Armee im Oktober den Übergang über Donau und Save. In schweren Kämpfen wurden die Serben im Oktober und November vernichtend geschlagen. Zu ihrer Unterstützung landeten am 5. 10. britisch-französische Truppen (»Orientarmee«) bei Saloniki. Sie drangen im November nach Makedonien vor und wurden im Dezember von den Bulgaren über die griechische Grenze zurückgeworfen. Mit der Eroberung Montenegros und Albaniens durch österreichisch-ungarische Kräfte im Januar/Februar 1916 schloss der Balkanfeldzug der Mittelmächte ab.
Die Kämpfe an der West- und Ostfront und gegen Italien 1916:
Anfang 1916 entschloss sich Falkenhayn zum Angriff auf Verdun, der am 21. 2. mit einem tiefen Einbruch begann (Toter Mann, Höhe 304, Forts Douaumont und Vaux). Die Schlacht um Verdun (Februar-Dezember), mit der der Gegner »ausgeblutet« werden sollte, entwickelte sich dann aber zu einer Material- und Zermürbungsschlacht um jeden Fußbreit Boden, in der beide Seiten schwere Verluste erlitten (insgesamt mehr als 700 000 Mann). Ein am 15. 5. einsetzender österreichisch-ungarischer Angriff in Tirol zur Entlastung der Isonzofront musste wieder eingestellt werden, als am 4. 6. die russische Brussilow-Offensive gegen den Süden der Ostfront begann. Sie konnte erst im August zum Stehen gebracht werden. Ein am 24. 6. begonnener britisch-französischer Großangriff an der Somme wurde in fünfmonatigem Kampf abgewehrt. Der Misserfolg vor Verdun, die Sommekrise und die rumänische Kriegserklärung an Österreich-Ungarn (27. 8.) führten am 29. 8. zur Ablösung Falkenhayns als Generalstabschef durch Hindenburg, dem Ludendorff als Erster Generalquartiermeister zur Seite gestellt wurde. Die neue Oberste Heeresleitung stellte den Angriff auf Verdun ein und entschloss sich zur Offensive gegen Rumänien. Ein bulgarischer Vorstoß in die Dobrudscha (Anfang September) endete im Oktober mit der Besetzung Konstanzas und Cernavodăs. Die deutsche 9. Armee unter Falkenhayn besiegte die nach Siebenbürgen vorgestoßenen Rumänen bei Hermannstadt (26.-29. 9.) und Kronstadt (7./8. 10.). Im November erkämpfte sie den Übergang über die Südkarpaten (Transsilvanische Alpen) und drängte den Gegner gemeinsam mit der am 23. 11. bei Swischtow über die Donau gegangenen Donau-Armee nach Osten zurück. Nach schwerer Niederlage am Argeş (1.-3. 12.) räumten die Rumänen die Walachei. Die Verbündeten besetzten am 6. 12. Bukarest. - An der makedonischen Front wehrten deutsch-bulgarische Kräfte im Herbst einen großen Angriff der Saloniki-Armee ab. Am Isonzo versuchten die Italiener in fünf weiteren Schlachten (Juni-November) erfolglos, die österreichisch-ungarischen Stellungen zu durchbrechen. Eine russische Offensive in Armenien warf die Türken weit zurück.
Trotz des Sieges über Rumänien und der Abwehr aller Angriffe war die Lage der Mittelmächte Ende 1916 ernst. Die 1914 errichtete britische Fernblockade in der Nordsee und im Kanal begann zu wirken (Hungersnot in Deutschland, »Kohlrübenwinter« 1916/17). Die Donaumonarchie wurde durch die innere Opposition der Slawen und den Tod Kaiser Franz Josephs I. (21. 11.) erschüttert; Versuche seines Nachfolgers, Karls I., einen Sonderfrieden zu erreichen (Sixtus-Affäre), bewirkten eine Entfremdung zu Deutschland. Im Deutschen Reich sprengte der Streit um die Kriegsziele die nationale Einheitsfront der politischen Parteien; die Proklamation eines Königreichs Polen (5. 11.) brachte nicht die erhoffte polnische Unterstützung. Das Friedensangebot der Mittelmächte (12. 12.) wurde von der Entente abgelehnt; auch eine Friedensnote (18. 12.) des amerikanischen Präsidenten W. Wilson, der für einen »Frieden ohne Sieg« eintrat, blieb wirkungslos. Zur Fortführung des Krieges forderten Hindenburg und Ludendorff die Heranziehung aller zivilen Kräfte zur Ankurbelung der Rüstungsindustrie und Ernährungswirtschaft (Hindenburgprogramm, Vaterländische Hilfsdienst).
Die West- und Ostfront 1917 und der Zusammenbruch Russlands:
In Erwartung einer neuen Großoffensive der Alliierten im Sommegebiet wurde die Front Mitte März in die stark ausgebaute »Siegfriedstellung« (rückwärtiges Stellungssystem im Raum westlich von Lille bis zum Damenweg) zurückgenommen. Darauf griffen die Alliierten im April und Mai unter extremem Kräfte- und Materialeinsatz an der Aisne und in der Champagne sowie bei Arras an, wurden aber in beweglicher Verteidigung abgewiesen. Ebenso wenig vermochten die Briten in der Schlacht in Flandern (31. 7.-November) größere Erfolge zu erzielen. Ihr Geländegewinn unter Einsatz neuartiger Panzerwagen in der am 20. 11. begonnenen Tankschlacht bei Cambrai ging bei dem deutschen Gegenangriff (Ende November/Anfang Dezember) wieder verloren.
In Russland brach am 12. 3. (nach julianischem Kalender 27. 2.) die Februarrevolution aus, Zar Nikolaus II. dankte am 15. 3. ab. Die neue Provisorische Regierung entschloss sich auf Drängen der Entente zu einer Offensive (Kerenskij-Offensive), die am 1. 7. begann und die österreichisch-ungarische Front in Galizien teilweise zurückdrückte. Der Gegenangriff der Verbündeten bei Tarnopol (19. 7.) verdrängte die Russen aus Ostgalizien und der Bukowina; die Eroberung Rigas (3. 9.) und der baltischen Inseln (Ösel, Dagö, Moon, 12.-21. 10.) vollendete deren militärische Niederlage. Mit der Oktoberrevolution kamen am 7. 11. (nach julianischem Kalender 25. 10.) die Bolschewiki an die Macht. Sie schlossen am 5./15. 12. Waffenstillstand und traten am 22. 12. in Friedensverhandlungen ein, die aber erst nach dem deutschen Einmarsch in Livland und Estland und der Besetzung der Ukraine am 3. 3. 1918 zum »Diktatfrieden« von Brest-Litowsk führten. Den Kriegszustand mit Rumänien beendete am 7. 5. 1918 der Friede von Bukarest. Finnland schloss am 7. 3. 1918 einen Sonderfrieden mit dem Deutschen Reich und vertrieb danach mithilfe deutscher Truppen unter General R. Graf von der Goltz die Bolschewiki.
Die Kämpfe gegen Italien, in Makedonien und in der Türkei 1917:
Die Lage an der Isonzofront war nach weiteren italienischen Angriffen im Frühjahr und August/September 1917 aufs äußerste gespannt. Zur Entlastung griffen deutsche und österreichisch-ungarischen Kräfte unter General O. von Below am 24. 10. am oberen Isonzo an. Sie durchbrachen die italienische Stellung bei Flitsch-Tolmein, besiegten die Italiener bei Udine (28. 10.-3. 11.) und warfen sie hinter die Piave zurück. Die deutsch-bulgarische Front in Makedonien trotzte allen Angriffen der Alliierten, denen sich Griechenland nach Abdankung König Konstantins am 27. 6. anschloss. Im Irak drängten die Briten die Türken im März bis über Bagdad zurück. Eine britische Offensive auf Palästina führte am 10. 12. zur Einnahme Jerusalems.
Die Lage 1917 und die deutsche Offensive 1918:
Durch den Zusammenbruch Russlands und den Sieg in Oberitalien waren die Mittelmächte entlastet worden. Andererseits hatte der nach schweren politischen Auseinandersetzungen von Deutschland am 1. 2. 1917 begonnene uneingeschränkte U-Boot-Krieg nicht die erhoffte entscheidende Wirkung gehabt, führte aber zum Kriegseintritt der USA (6. 4.). Die Verschlechterung der Ernährungs- und Rohstofflage, Zerfallserscheinungen in der Donaumonarchie, die durch die Friedensresolution des Reichstags (19. 7.) gewachsene innenpolitische Spannung in Deutschland und das zu erwartende Eingreifen amerikanischer Truppen erforderten eine baldige Beendigung des Krieges. Die Oberste Heeresleitung entschloss sich, eine militärische Entscheidung durch eine große Offensive im Westen zu suchen. Der am 21. 3. 1918 zwischen Arras und La Fère in 70 km Breite eingeleitete Angriff wurde nach großen Anfangserfolgen am 4. 4. östlich von Amiens gestoppt; ein am 9. 4. beginnender Angriff beiderseits von Armentières kam nach Erstürmung des Kemmelberges (25. 4.) ebenfalls zum Stehen. Um die gegnerischen Reserven aus Flandern abzuziehen, erfolgte am 27. 5. ein neuer großer Angriff zwischen Soissons und Reims; er führte in wenigen Tagen bis zur Marne bei Château-Thierry, blieb jedoch mit dem rechten Flügel am 13. 6. vor Compiègne und Villers-Cotterêts stecken. Weitere deutsche Offensiven zwischen Montdidier und Noyon (9.-14. 6.) sowie an der Marne und in der Champagne (15.-17. 7.) scheiterten ebenso.
Die Gegenoffensive der Entente und der Zusammenbruch der Mittelmächte:
Auf alliierter Seite hatte General F. Foch im April 1918 den Oberbefehl über alle Landstreitkräfte übernommen. Er begann seine Gegenoffensive am 18. 7. mit einem Flankenstoß aus dem Wald von Villers-Cotterêts, der zur Zurücknahme der deutschen Front hinter die Vesle führte. Weitere am 8. 8. (»Schwarzer Tag des deutschen Heeres«) östlich von Amiens einsetzende, von Tanks und Flugzeugen unterstützte Angriffe drängten die Deutschen in die »Siegfriedstellung« zurück. Ende September traten die Alliierten in Flandern, im Artois und in der Champagne zur Generaloffensive an. Unter zähem Widerstand wichen die Deutschen im Oktober und Anfang November allmählich in die Antwerpen-Maas-Stellung zurück. Ursachen für diese Erfolge der Alliierten waren neben der völligen Erschöpfung der deutschen Kräfte das mit dem Eintreffen der Amerikaner (seit Juni 1918 militärisches Eingreifen der rd. 2 Mio. Mann starken Expeditionsstreitmacht unter General John J. Pershing) rasch steigende Übergewicht an Personal und Material sowie der Masseneinsatz von Tanks.
Inzwischen hatte Bulgarien nach dem Zusammenbruch der makedonischen Front (Mitte September) am 29. 9., die Türkei nach schweren Niederlagen in Palästina am 30. 10. Waffenstillstand mit der Entente geschlossen. Am 28. 10. durchbrachen die Alliierten die österreichisch-ungarische Front an der Piave. Daraufhin bat auch die Wiener Regierung um Waffenstillstand, der am 3. 11. in Kraft trat. Die neue Reichsregierung (Reichskanzler seit seit 3. 10. Prinz Max von Baden) hatte auf Drängen Ludendorffs (29. 9.) widerstrebend am 5. 10. den amerikanischen Präsidenten Wilson um Waffenstillstand und Einleitung von Friedensverhandlungen aufgrund seines Friedensprogramms vom 8. 1. 1918 ersucht (Vierzehn Punkte). Am 26. 10. wurde Ludendorff durch General W. Groener ersetzt. Im Deutschen Reich vermochte die Einführung des parlamentarischen Regierungssystems den Zusammenbruch nicht mehr aufzuhalten. Aus Meutereien bei der Hochseeflotte (besonders in Kiel und Wilhelmshaven) entwickelte sich die Novemberrevolution, die am 9. 11. zur Ausrufung der Republik durch P. Scheidemann mit nachfolgendem Thronverzicht des Kaisers und des Kronprinzen führte. Am 11. 11. 1918 wurde im Wald von Compiègne mit den Alliierten ein Waffenstillstand geschlossen, der u. a. die Räumung der besetzten Gebiete und Elsass-Lothringens binnen 14, die des linken Rheinufers mit den Brückenköpfen Mainz, Koblenz und Köln binnen 30 Tagen vorsah; weiterhin legte er die Freilassung aller Kriegsgefangenen ohne Gegenleistung, die Auslieferung der U-Boote sowie großer Mengen Waffen und rollenden Materials, die Internierung des Hauptteils der deutschen Hochseeflotte in Scapa Flow (Selbstversenkung am am 21. 6. 1919 ) und die Fortdauer der Blockade fest.
Seekrieg 1914-18:
Für den Krieg auf den Meeren und in Übersee lagen die Vorteile von vornherein bei Großbritannien, dessen Potenzial verstärkt wurde durch die Flotten und Hilfsmittel Frankreichs im Mittelmeer, Japans im Fernen Osten und (ab 1917) der USA im Atlantik. Die deutschen Überseekreuzer verschwanden in den ersten Kriegsmonaten von den Weltmeeren: Der moderne Schlachtkreuzer »Goeben« und der Kleine Kreuzer »Breslau«, die im Mittelmeer stationiert waren, brachen zu Kriegsbeginn nach Konstantinopel durch und bildeten unter osmanischer Flagge den Kern der osmanischen Flotte, die gegen die russische Schwarzmeerflotte kämpfte. Das deutsche ostasiatische Kreuzergeschwader unter Admiral M. von Spee besiegte zunächst schwächere britische Seestreitkräfte bei Coronel (1. 11. 1914), wurde aber im Gegenzug von einem überlegenen britischen Geschwader bei den Falklandinseln vernichtet (8. 12. 1914. Isolierte Kleine Kreuzer und zu Hilfskreuzern umgebaute Handelsschiffe fügten zwar der alliierten Handelsschifffahrt beträchtliche Schaden zu (bekannt wurde besonders die »Emden«), hatten aber keine strategische Wirkung. Ähnlich war die Unterseebootwaffe zunächst nur Aushilfsmittel gegen die überlegene britische Flotte. Gleichwohl führte der Anfangs- und Überraschungserfolg von »U 9« (Kapitänleutnant Otto Weddigen, * 1882, ✝ 1915) durch Versenkung von drei britischen Großen Kreuzern vor der niederländischen Küste (22. 9. 1914 in Deutschland zu einer Überbewertung der technischen und strategischen Möglichkeiten der Unterseeboote bis hin zur Erwartung, Großbritannien durch den uneingeschränkten Unterseebootkrieg in die Knie zwingen, später das militärische Eingreifen der USA an der Westfront verhindern zu können. Tatsächlich jedoch fiel zu Kriegsbeginn eine folgenschwere Vorentscheidung im Seekrieg gegen Deutschland. Anstelle der in Deutschland erwarteten engeren Blockade der Mündungen von Elbe, Weser und Ems verhängte Großbritannien sofort die weitere Blockade (Fernblockade): Die britische Home Fleet sperrte Kanal und Nordsee zwischen Norwegen und Schottland für die deutsche Schifffahrt. Mit ihrem nur bis Großbritannien reichenden Aktionsradius konnte die deutsche Hochseeflotte weder die Fernblockade brechen noch Teile der Home Fleet unter günstigen Bedingungen stellen und vernichten. In der Ostsee waren die deutschen Seestreitkräfte der russischen Flotte überlegen, doch fiel beim Auflaufen des Kleinen Kreuzers »Magdeburg« auf eine russische Mine (26. 8. 1914 das deutsche Codebuch in russische Hände und wurde der britischen Admiralität übergeben, die fortan den Funkverkehr der deutschen Flotte überwachen konnte.
Nach der Niederlage im Seegefecht bei Helgoland (28. 8. 1914 Verlust von drei Kreuzern) wurde die deutsche Hochseeflotte zurückgehalten. Der Vorstoß gegen die britische Ostküste führte zu dem ebenfalls für die deutsche Marine ungünstigen Seegefecht auf der Doggerbank (24. 1. 1915 mit dem Verlust des Schlachtkreuzers »Blücher«. Daraufhin begann Deutschland den uneingeschränkten Unterseebootkrieg (4. 2. 1915 mit der Torpedierung von Krieg führenden und neutralen Handelsschiffen ohne Vorwarnung in den zum Seekriegsgebiet erklärten Gewässern rings um Großbritannien. Nach der Torpedierung des britischen Passagierdampfers »Lusitania« (7. 5. 1915 Lusitania-Zwischenfall), bei der zahlreiche amerikanische Passagiere den Tod fanden, zwang die Kriegsdrohung der USA die deutsche Führung zum Einlenken: Deutschland kehrte zum eingeschränkten Unterseebootkrieg in den britischen Gewässern zurück. Verstärkte Bemühungen der deutschen Hochseeflotte, wenigstens Teile der britischen Home Fleet zu stellen, führten zur Schlacht vor dem Skagerrak (31. 5./1. 6. 1916). Die britischen Verluste an Schiffen und Mannschaften waren etwa doppelt so hoch wie die deutschen. Trotz des taktischen Erfolgs - aus einer äußerst ungünstigen Lage hatte sich die deutsche Hochseeflotte zweimal der drohenden britischen Umklammerung entzogen - konnte die britische Seeüberlegenheit nicht infrage gestellt werden. Die deutsche Schlachtflotte blieb zur Untätigkeit in der Nordsee verurteilt. Kurzfristige Folgen waren der abermalige Entschluss zum uneingeschränkten Unterseebootkrieg, der am 1. 2. 1917 in Kraft trat, anschließend der Kriegseintritt der USA gegen Deutschland (6. 4. 1917); als mittelfristige Folge kam es zur Demoralisierung der Flotte, die bei Kriegsende in Marinemeutereien offenkundig wurde.
Der Kolonialkrieg 1914-18:
Bei Kriegsbeginn griff die Entente sofort die deutschen Kolonien (Schutzgebiete) an. Togo wurde im August 1914 von Briten und Franzosen besetzt. Die Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika unterlag im Sommer 1915 zehnfacher südafrikanischer Übermacht. Die Schutztruppe in Kamerun behauptete sich bis Anfang 1916 gegen weit überlegene alliierte Kräfte und trat dann auf spanisches Gebiet über. Deutsch-Ostafrika verteidigte General P. von Lettow-Vorbeck bis Februar 1916 erfolgreich gegen alle Einfälle der Alliierten; am 14. 11. 1918 gab er auf Befehl der Reichsregierung endgültig auf. Tsingtau fiel am 7. 11. 1914 in die Hände der Japaner. Die deutschen Südseeinseln wurden 1914 von Japanern und Australiern besetzt.
Zunächst spielte die gelegentliche Fernaufklärung, nach dem Übergang zum Stellungskrieg die Nahaufklärung durch Flugzeuge eine Rolle. Zu Luftkämpfen kam es erst allmählich im Verlauf des Krieges (erster deutscher Luftsieg über ein französisches Flugzeug bereits am 5. 11. 1914); das ging einher mit einer gezielten Bewaffnung der Flugzeuge (Flieger-MG, Spreng- und Brandbomben) sowie einer Entwicklung verschiedener Flugzeugtypen (Aufklärungs-, Jagd- und Bombenflugzeuge sowie Schlachtflieger; leistungsfähigste deutsche Jagdflugzeuge: Albatros D III und Fokker D VII). Zeppelin-Luftschiffe warfen 1914 nachts Bomben über Antwerpen und 1915/16 u. a. über London und Paris ab. Deutsche Kampfgeschwader wurden 1916 bei Verdun eingesetzt. Im Oktober 1916 fasste man alle deutschen Flieger- und Fliegerabwehrkräfte unter einem Kommandierenden General der »Luftstreitkräfte« zusammen. Bis zum Kriegsende wurden die Fliegerstreitkräfte bei den Mittelmächten und den Alliierten erheblich verstärkt (die Zahl der Militärflugzeuge stieg 1914-18 im Durchschnitt auf das 10- bis 15fache). Der Einsatz von Tieffliegern und Bombern gegen die Bodentruppen steigerte sich bis zu den beiderseitigen Offensiven von 1918 beträchtlich; gegen Ende des Krieges zeichnete sich - trotz heftiger Attacken der deutschen Jagdgeschwader (erfolgreichster Jagdflieger M. von Richthofen) besonders gegen das »Royal Flying Corps« - immer deutlicher die Luftüberlegenheit der Alliierten (im April 1918 u. a. Entstehung der britischen »Royal Air Force«) ab.
Der Erste Weltkrieg war militärisch durch den Masseneinsatz neuer technischer Kampfmittel gekennzeichnet; die Produktion von Flugzeugen, Panzern (Tanks) und Maschinengewehren stieg sprunghaft an; chemische Waffen (Gas) und Flammenwerfer wurden erstmals verwendet. Mit der Weiterentwicklung der Kriegstechnik entstanden neue Teilstreitkräfte und Waffengattungen (Flieger-, Panzer-, Nachrichten- und Gastruppen); die Feuerkraft der Infanterie und Artillerie nahm beträchtlich zu. Für die Panzer- und Fliegerabwehr wurden spezielle Geschütze entwickelt. Die Kavallerie verlor an Bedeutung.
Die politische Dimension des Krieges
Der Erste Weltkrieg hatte als ein reiner Machtkrieg begonnen, gewann aber durch die russische Revolution 1917, den Kriegseintritt der USA und die Vierzehn Punkte des amerikanischen Präsidenten T. W. Wilson sowie mit der Forderung nach nationaler Selbstbestimmung und durch die soziale Revolution in den meisten Krieg führenden Staaten als Antwort von unten auf den Krieg eine neue politische Dimension: Die Mittelmächte unter der Führung Deutschlands waren überwiegend einem mehr oder minder autoritären monarch. Regierungssystem verhaftet. Spätestens seit der russischen Februarrevolution 1917 waren die Alliierten, verstärkt durch die USA, im Innern überwiegend demokratisch-parlamentarisch organisiert, sodass von nun an die Parole vom »Krieg der Demokratie gegen die Autokratie« eine innere Berechtigung hatte. Die Konfrontation von Demokratie und Autokratie erklärt u. a. auch einen erheblichen Teil der inneren Schwäche der Mittelmächte, so z. B. die Konflikte mit den nationalen Minderheiten v. a. in Österreich-Ungarn und im Osmanischen Reich (in Letzterem 1915/16 Höhepunkt der blutigen Armenierverfolgungen). Im Ergebnis des Krieges hatte sich die weltpolitische Landkarte durch den Zusammenbruch dreier Vielvölkerreiche (Donaumonarchie, Russisches und Osmanisches Reich) und den Sturz der dortigen monarch. Ordnungen, von dem auch Deutschland betroffen war, erheblich verändert.
Die Kriegsziele des Deutschen Reichs spiegelten in ihrer Kombination von traditionellen Annexionen und moderneren Formen der ökonomischen Herrschaftsausübung (hervorgegangen aus dem Mitteleuropa-Gedanken des 19. Jahrhunderts) die innere Struktur des Deutschen Reichs mit seiner Kombination von modernen (ökonomischen, technischen) und traditionellen (politischen, ideologischen) Elementen wider. Nach dem Frieden von Brest-Litowsk mündeten die unterschiedlichen Kriegszielvorstellungen in die Vision eines autarken und von den beiden Seemächten USA und Großbritannien unangreifbaren »Großraums« im Osten, dessen Realisierungsversuche im Sommer 1918 von Umsiedlungs- und Kolonisierungsplänen begleitet waren und in vielen Zügen auf Maßnahmen des nationalsozialistischen Deutschlands im Zweiten Weltkrieg vorauswiesen.
Innere Spannungen wurden im Deutschen Reich zunächst durch die nationale Einheitsfront des »Burgfriedens« mit einstimmiger Bewilligung der Kriegskredite (4. 8. 1914 überspielt, schlugen aber mit der Dauer des Krieges und dem Schwinden der Erfolgsaussichten zunächst v. a. in der SPD durch (schon am 2. 12. 1914 erstmals Ablehnung der Kriegskredite durch den Sozialdemokraten K. Liebknecht, 1917 Abspaltung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands). Entsprechend sammelten sich auf der Rechten die Kräfte, denen die Kriegführung der Reichsleitung nicht energisch genug war, in der Vaterlandspartei (gegründet 1917). Die Polarisierung zwischen links und rechts führte zum Sturz des Reichskanzlers Bethmann Hollweg und ermöglichte die verschleierte Militärdiktatur Ludendorffs als faktischer Leiter der 3. OHL (1916-18). Die Polarisierung entzündete sich anfangs an der Debatte um die deutschen Kriegsziele, weitete sich aber später auf sozial- und klassenpolitische Bereiche aus. Im Januar 1918 kam es in der deutschen Rüstungsindustrie zu Streiks, an denen etwa 1 Mio. Arbeiter beteiligt waren. Ihre Parole »Frieden, Freiheit und Brot« fand in der Arbeiterschaft großen Widerhall. Der Regierung gelang es erst mit dem militärischen Machtmittel des Belagerungszustandes, die Streiks zu beenden. Die militärische Niederlage setzte die angestauten inneren Spannungen frei, die sich auch nicht mehr durch die Parlamentarisierung und das Waffenstillstandsersuchen unter Reichskanzler Prinz Max von Baden auf Druck der OHL kanalisieren ließen. So sind der Sturz der Monarchie und die Novemberrevolution 1918 als Reaktionen auf die militärische Niederlage und die Verschleppung grundlegender Strukturreformen im von Preußen geprägten deutschen Kaiserreich anzusehen.
Die beiden traditionellen Vielvölkerstaaten, Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich, waren innenpolitisch noch schwächer. Hier trugen im Wesentlichen nur die führenden Reichsvölker (Deutsche, Ungarn; Türken) die Kriegsanstrengungen ihrer Regierungen. Namentlich Tschechen und Slowaken (durch Massendesertionen) und Araber (durch ihren Aufstand; Feisal I.) nahmen bereits die Auflösung der Donaumonarchie beziehungsweise des Osmanischen Reichs nach der militärischen Niederlage Ende Oktober 1918 vorweg, sodass nach Kriegsende Österreich, Ungarn und die Türkei als Nationalstaaten auf verkleinertem Territorium übrig blieben. Hinzu kamen neue oder erweiterte Nachfolgestaaten auf dem Balkan und selbstständige oder halbautonome arabische Staaten im Vorderen Orient, von denen zumindest die neuen Nationalstaaten in Ost- und Südosteuropa (Tschechoslowakei, Jugoslawien) mit starken nationalen Minderheiten durch Versuche einer Assimilierungspolitik die innere Problematik der untergegangenen Donaumonarchie fortsetzten. Im ehemals osmanischen Palästina entwickelte sich im Schutz des britischen Völkerbundmandats (1920) die jüdische zionistische Siedlung im Konflikt zur arabischen Umwelt - eine elementare Voraussetzung des späteren Nahostkonflikts.
Am augenfälligsten wirkte sich der Zusammenhang zwischen militärischer Niederlage und politischer Krise in Russland aus, dessen Revolution in zwei Etappen (Februar- und Oktoberrevolution 1917) nicht nur den Fortgang des Ersten Weltkriegs, sondern auch die weitere welthistorische Entwicklung beeinflusste. Die Entstehung Sowjetrusslands, das sich sofort mit einem existenzbedrohenden Bürger- und Interventionskrieg (1918-20/21) konfrontiert sah (Sowjetunion), war wohl das bedeutendste und folgenreichste Ergebnis des Ersten Weltkriegs, in dessen Folge auch Polen als selbstständiger Staat wieder erstand. Aus dem ehemals russischen Machtbereich erlangte Finnland seine Unabhängigkeit. Während die Eigenständigkeit Armeniens, Aserbaidschans und Georgiens nur kurze Zeit währte (bis 1920/21), konnten die neu entstandenen baltischen Staaten (Estland, Lettland und Litauen) rd. zwei Jahrzehnte (bis 1940) ihre Selbstständigkeit bewahren.
Auch die übrigen Alliierten gingen im Krieg durch politische Krisen und wurden nach dem Krieg von den üblichen Folgen großer Kriege betroffen: Inflation, Wirtschaftskrisen, Verschärfung innerer Konflikte, die früher oder später Auswirkung zeigten.
Wesentliches Ergebnis in Großbritannien war der Zerfall der Liberal Party, der den Aufstieg der Labour Party zur Regierungspartei erleichterte. Hinzu kamen der irische Osteraufstand von Dublin (1916) als Ausgangspunkt für den Kleinkrieg der Irisch-Republikanischen Armee gegen die britischen Polizeikräfte (1919-21), die Teilung Irlands (1921/22) und der innerirische Bürgerkrieg (1922/23). Die Unabhängigkeit Irlands kennzeichnete die beginnende Auflösung des britischen Empire, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in vollem Umfang fortsetzte.
In Frankreich behauptete sich die Dritte Republik; das Land war jedoch innerlich erschüttert durch die Verluste an Menschen, die Zerstörungen in den nordöstlichen Grenzgebieten sowie durch zahlreiche Kabinettskrisen während des Krieges. Die vollen Auswirkungen zeigten sich erst zu Beginn des Zweiten Weltkriegs im raschen Zusammenbruch Frankreichs.
In Italien führten die in der Folge des Ersten Weltkriegs verschärften sozialen Spannungen in Verbindung mit der allgemeinen Unzufriedenheit über die Ergebnisse des Sieges zu einer Polarisierung der politischen Kräfte, die den Aufstieg des Faschismus (»Marsch auf Rom«, Oktober 1922) begünstigte.
Selbst die zum größten Gläubigerland der Erde aufgestiegenen USA und auch Japan, einzige ökonomische Gewinner des Ersten Weltkriegs, wurden durch innere Konflikte im Krieg (»Reisunruhen« in Japan, 1918) und in der unmittelbaren Nachkriegszeit (Wirtschaftskrise; Rassenunruhen im Süden der USA und v. a. in den Metropolen des Mittelwestens, 1919/20) erschüttert.
Generell hatte der Erste Weltkrieg eine Fülle von älteren regionalen Konflikten in sich aufgesogen und in seinem globalen Rahmen fortgesetzt: Russland gegen das Osmanische Reich, Bulgarien gegen die übrigen Balkanstaaten, Italien gegen Österreich-Ungarn, Griechenland gegen das Osmanische Reich, Türken gegen Armenier, Araber gegen Türken, Japan gegen China, Iren gegen Großbritannien. Die meisten Konflikte setzten sich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in regionalen Anschlusskriegen fort, neue kamen hinzu. In der einen oder anderen Form wirkten die Konflikte der Zwischenkriegszeit weiter und beeinflussten die Entwicklung in den betroffenen Ländern, z. B. in China mit Ausbreitung und Intensivierung der revolutionären Gärung als Reaktion auf die japanischen Hegemoniebestrebungen.
Durch Erweiterung des innenpolitischen Spektrums nach links (Kommunismus) und rechts (Faschismus) in der Folge des Krieges entstand jene Polarisierung in zahlreichen Ländern (z. B. in Deutschland, das trotz der Niederlage wirtschaftlich und potenziell auch militärisch stärkste Macht in Mitteleuropa geblieben war, in Italien, in Frankreich) und in den internationalen Beziehungen (z. B. zwischen der Sowjetunion und dem nationalsozialistischen Deutschland), die das internationale System des Versailler Vertrags sowie die politische Ordnung in vielen Staaten in der Zwischenkriegszeit zerrieb. So ist der Erste Weltkrieg stets im inneren Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg zu sehen, der zahlreiche seiner Methoden (Technisierung, Kriegführung, Propaganda, Einbeziehung der Zivilbevölkerung) und welthistorische Wirkungen fortsetzte und steigerte.
Friedensschlüsse und Bilanz
Nach den Sonderfriedensschlüssen der Mittelmächte mit Sowjetrussland (Brest-Litowsk, 3. 3. 1918) und Rumänien (Bukarest, 7. 5. 1918) sowie nach den Waffenstillstandsabkommen der Alliierten mit Bulgarien (29. 9.), dem Osmanischen Reich (30. 10.), Österreich-Ungarn (3. 11.) und Deutschland (11. 11. 1918 fand der Erste Weltkrieg völkerrechtlich seinen Abschluss in den Pariser Vorortverträgen: dem Versailler Vertrag mit Deutschland (28. 6. 1919 und den Friedensverträgen von Saint-Germain-en-Laye mit Österreich (10. 9. 1919, Trianon mit Ungarn (4. 6. 1920, Neuilly-sur-Seine mit Bulgarien (27. 11. 1919 und Sèvres mit dem Osmanischen Reich (10. 8. 1920. - 1919/20 entstand der Völkerbund.
Die Zahl der Kriegsteilnehmer und der Kriegstoten erreichte bis dahin noch nie gekannte Ausmaße: über 65 Mio. Soldaten waren auf beiden Seiten mobilisiert. Insgesamt gab es rd. 8,5 Mio. Gefallene, über 21 Mio. Verwundete, rd. 7,8 Mio. Kriegsgefangene und Vermisste. Unermesslich waren die Leiden der Zivilbevölkerung durch Flucht, Hunger und Entbehrungen, v. a. unter der Hungerblockade bei den Mittelmächten, aber auch der britischen und neutralen Handelsschifffahrt unter dem deutschen Unterseebootkrieg. An direkten Kriegskosten waren auf beiden Seiten rd. 956 Mrd. Goldmark aufzubringen, ohne Berücksichtigung der indirekten Verluste durch Produktionsausfälle und Inflation in und nach dem Krieg.
DER ZWEITE WELTKRIEG
Die nach dem Ersten Weltkrieg geschaffene politische Ordnung Europas und Ostasiens, die auf dem ökonomischen und machtpolitischen Übergewicht der Siegermächte Großbritannien, Frankreich und USA sowie der weitgehenden Isolierung der UdSSR beruhte, geriet mit Beginn der 1930er-Jahre als Folge der Weltwirtschaftskrise und der inneren Schwäche der westeuropäischen Führungsmächte in eine Krise und wurde dann durch die aggressive Expansionspolitik von drei revisionistischen Staaten, des nationalsozialistischen Deutschlands unter Hitler (ab 1933), des faschistischen Italien unter B. Mussolini und des militaristisch-nationalistischen Japan, schwer erschüttert. Deutschland, dem durch den Versailler Vertrag besonders harte Bedingungen auferlegt worden waren, sowie Italien und Japan, die sich alle drei als internationale »Habenichtse« verstanden, strebten unter Ausnutzung der für sie günstigen internationalen Konstellationen nach einer Neuverteilung der Macht- und Einflusssphären, der Rohstoffquellen und Absatzmärkte.
1931 nutzte Japan, dessen Politik auf die Beherrschung Asiens zielte, die Schwäche des internationalen Systems, um die Mandschurei zu besetzen (1932 Errichtung des Marionettenstaats Mandschukuo), womit sich das im Völkerbund institutionalisierte Prinzip der kollektiven Sicherheit als funktionsunfähig erwies. 1937 begann Japan einen Krieg zur Beherrschung ganz Chinas (1938 Proklamation der »Ostasiatischen Wohlstandssphäre«).
1935/36 eroberte Italien, das unter Mussolini schon ab den 20er-Jahren die Vorherrschaft im Mittelmeerraum und die Wiederherstellung imperialer Größe erstrebte, Abessinien (Äthiopien, Geschichte) und besaß damit zusammen mit Libyen zwei große, zusammenhängende Kolonialgebiete in Afrika. Im April 1939 wurde Albanien von Italien besetzt und annektiert. Mit seiner imperialistischen Politik gab Mussolini Hitler Rückendeckung als Voraussetzung zur Verwirklichung nationalsozialistischer Expansionspläne. Zugleich wurde die außenpolitische Isolierung durchbrochen, in die Hitler Deutschland 1933-35 gesteuert hatte.
Die Außenpolitik des nationalsozialistischen Deutschlands orientierte sich an dem rassenideologisch begründeten Programm, das Hitler 1919-26/28 (besonders in seinem Buch »Mein Kampf«) entwickelt hatte: Nach Aufrüstung und Gewinnung Großbritanniens und Italiens als Bündnispartner und kleineren, regional begrenzten Kriegen (»Blitzkriege«) im Westen (v. a. gegen Frankreich) zur Absicherung der als Hauptziel betrachteten Expansion nach Osten sollte ein Eroberungskrieg gegen die kommunistische UdSSR mit ihrer als »minderwertig« bezeichneten Bevölkerung geführt werden, um für das deutsche Volk neuen Lebensraum und Autarkie in einer blockadefesten »Großraumwirtschaft« zu gewinnen; zugleich sollten die Juden in dem von Deutschland beherrschten Europa ausgerottet werden. Ziel war die Erringung einer Weltmachtstellung für ein »rassereines germanisches Reich deutscher Nation«.
An diesem Programm orientiert, betrieb das nationalsozialistische Deutschland zur Abschirmung der politischen und rüstungswirtschaftlichen Aggressionsvorbereitungen zunächst eine an den traditionellen Forderungen nach Revision des Versailler Vertrags angelehnte Politik. Ab 1935 nutzte es die Verlagerung der weltpolitischen Brennpunkte nach Afrika, in den Mittelmeerraum (deutsche Einmischung in den Spanischen Bürgerkrieg, 1936-39) sowie nach Süd- und Ostasien und damit die Bindung des auch innenpolitisch stark belasteten Großbritannien zu einer forcierten Revisionspolitik, die mit dem Bruch der Verträge von Versailles und Locarno einherging (u. a. Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht 1935, Einmarsch in die entmilitarisierte Zone des Rheinlands 1936). Schon 1933 war Deutschland aus dem Völkerbund ausgetreten und hatte seine Teilnahme an der Abrüstungskonferenz beendet. Während das von Hitler angestrebte Bündnis mit Großbritannien, das v. a. am Erhalt des kontinentalen Kräftegleichgewichts interessiert war, aufgrund der Interessengegensätze nicht zustande kam, verbanden sich das nationalsozialistische Deutschland und das faschistische Italien - trotz anfänglichen Misstrauens Italiens gegenüber den deutschen Ambitionen in Österreich und Südosteuropa - 1936 in der Achse Berlin-Rom, die 1939 im Stahlpakt bekräftigt und besonders durch den Dreimächtepakt (1940) zur Achse Berlin—Rom—Tokio erweitert wurde. Der im November 1936 zwischen Deutschland und Japan geschlossene Antikominternpakt, dem Italien 1937 beitrat, zielte darauf, Großbritannien künftig mindestens neutral zu halten. Währenddessen zerfiel das Bündnissystem, das das innenpolitisch instabile und machtpolitisch schwache Frankreich zum Schutz vor einem wieder erstarkten Deutschland mit osteuropäischen Partnern aufgebaut hatte. Das Kernstück der französischen »Einkreisung« - Polen - hatte Hitler schon 1934 durch einen überraschend abgeschlossenen Nichtangriffsvertrag paralysiert. Hitler empfahl sich auch den anderen Staaten als »Bollwerk gegen den Bolschewismus« und bot vorteilhafte Handelsbeziehungen. Insgesamt ermunterten die britische Politik des Appeasement, die konfliktvermeidende Haltung Frankreichs sowie der Isolationismus der USA das nationalsozialistische Deutschland bei der Verfolgung seiner Ziele.
Mit dem »Anschluss« Österreichs im März 1938, der Angliederung des Sudetenlands im September 1938 (Sudetenkrise, Münchener Abkommen) und der Zerschlagung des verbliebenen tschechoslowakischen Staats im März 1939 (Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren, Selbstständigkeit der Slowakei im »Schutze des Reiches«) begann die aggressive Phase der Großraum- und Expansionspolitik des nationalsozialistischen Deutschlands Hitler, von seinen Erfolgen angespornt, entwickelte eine zunehmende Dynamik, die Mitteleuropa in das Zentrum des Weltkonflikts zwischen den auf Bewahrung und den auf Veränderung des weltpolitischen Kräftefelds gerichteten Nationen rückte.
Als deutlich wurde, dass Hitler, der ab Oktober 1938 vergeblich versucht hatte, Polen durch Versprechungen (u. a. Grenzgarantie, Gebietsgewinne in der Ukraine) und Drohungen in ein antikommunistisches Bündnis mit Deutschland zu zwingen, sich nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei nun zum Aufbau eines einheitlichen Aufmarschgebiets gegen Osten in ähnlicher Weise der Lösung der »Polenfrage« zuwandte, gab Großbritannien eine (von Frankreich unterstützte) Garantieerklärung für die staatliche Unabhängigkeit Polens (31. 3. 1939. Damit hoffte die britische Regierung, die ab Januar 1939 einen deutschen Angriff auf den Westen fürchtete, Deutschland von einem europäischen Krieg abzuhalten. Jedoch wurde dadurch Hitlers Entscheidung zur Vorbereitung eines Feldzugs gegen Polen beschleunigt (Weisung vom 3. 4. 1939, am 28. 4. 1939 Kündigung des deutschen-polnischen Nichtangriffsvertrages von 1934). In dieser Situation gewann die UdSSR, die nach der Absage Hitlers an eine Fortsetzung der Rapallo-Ära die Annäherung an die Westmächte in einem System der kollektiven Sicherheit gesucht hatte, eine Schlüsselstellung. Stalin fürchtete, in einen von den Westmächten auf die UdSSR abgelenkten Krieg verwickelt zu werden. Großbritannien und Frankreich begannen zwar Verhandlungen mit der UdSSR über ein Bündnis. Als jedoch Stalin erkannte, dass Großbritannien (u. a. auch aus Rücksicht gegenüber polnischem Vorbehalten) nicht bereit war, auf seine Forderungen nach territorialer Expansion zur Sicherung des europäischen Vorfelds der UdSSR, einem gegenseitigen Beistandspakt, der auch indirekte Aggressionen gegen Finnland, das Baltikum und Polen einschloss, und einer Militärkonvention einzugehen, signalisierte er - nach entsprechenden deutschen Angeboten - Bereitschaft zu einem die sowjetischen Sicherheitsinteressen wahrenden Abkommen. Am 23. 8. 1939 schlossen Deutschland, dessen fortdauernde Bemühungen um Großbritannien erfolglos geblieben waren, und die UdSSR einen Nichtangriffspakt (Hitler-Stalin-Pakt), in dessen Geheimem Zusatzprotokoll die Teilung Polens und die Ausdehnung der jeweiligen Machtbereiche vereinbart wurden. Damit befand sich Hitler zwar in einer seinem Programm zuwiderlaufenden Frontstellung, doch versprach er sich davon eine Abschreckung der Westmächte vom Kriegseintritt und damit eine Lokalisierung des inzwischen als unausweichlich erachteten Krieges gegen Polen sowie Rückenfreiheit für den anschließenden Schlag gegen den Westen.
Hitler nahm nunmehr die »Danzigfrage« (Danzig 2) zum Anlass des Überfalls auf Polen; nach einem von der SS inszenierten Überfall auf den Sender Gleiwitz, der das deutsche Vorgehen als Reaktion auf polnische Übergriffe erscheinen lassen sollte, leitete er am 1. 9. 1939 um 4 Uhr 45 mit der Beschießung der Westerplatte auf breiter Front den Angriff auf Polen (»Fall Weiß«) ein; zu den ersten Kampfhandlungen des (ohne Kriegserklärung) begonnenen Polenfeldzuges war es bereits gegen 4 Uhr 30 bei Dirschau gekommen. (Die Mitteilung Hitlers am selben Morgen vor dem Reichstag, dass seit 5 Uhr 45 »zurückgeschossen« werde, beruhte auf einem zeitlichen Irrtum.) Großbritannien und Frankreich (durch ein Beistandsabkommen vom 25. 8. 1939 beziehungsweise durch eine Militärkonvention vom 19. 5. 1939 mit Polen verbündet) antworteten nach der Nichtbefolgung ihres Ultimatums zur Einstellung der deutschen Kampfhandlungen am 3. 9. 1939 mit der Kriegserklärung an Deutschland; die Commonwealthstaaten Australien, Neuseeland, Indien, Südafrika und Kanada schlossen sich an. Das militärisch unvorbereitete Italien erklärte sich für »nicht Krieg führend«. Hitler hatte sich im Bewusstsein, dass die Zeit gegen ihn arbeitete und der deutsche Rüstungsvorsprung bald verloren gehen würde, zu einem »Vabanquespiel« entschlossen. Auf einen Material- und Abnutzungskrieg an mehreren Fronten war Deutschland 1939 trotz der seit Jahren betriebenen Rüstungs- und Autarkiepolitik nicht vorbereitet. Nur durch eine schnelle Abfolge regional begrenzter Feldzüge (Blitzkriegskonzeption) konnte Hitler hoffen, dass sich eine Wiederholung der Entwicklung des Ersten Weltkriegs vermeiden ließe, der letztendlich durch das Übergewicht des gegnerischen Potenzials entschieden worden war.
Für Hitler war der Zweite Weltkrieg von Beginn an - nach außen wie nach innen - ein ideologischer und totaler Krieg um Sieg oder Untergang. Der Befehl zur physischen Vernichtung des Gegners und der Versuch einer »völkischen Flurbereinigung« im Rücken der Front, v. a. der Genozid an den europäischen Juden (Holocaust), unterschieden diesen Krieg von allen anderen. Die militärische Kriegführung geriet immer stärker in den Sog der ideologisch motivierten Vernichtungspolitik. Besonders Polen wurde zum Exerzierfeld der nationalsozialistischen Rassenideologie und Bevölkerungspolitik. Zugleich wurden mit Kriegsbeginn Terror und Repression in Deutschland verstärkt, ebenso das propagandistische Werben um die Zustimmung seiner Bevölkerung u. a. durch Ankündigung künftiger Sozial-, Siedlungs- und Wohlstandspolitik; der Prozess der nationalsozialistischen Durchdringung von Gesellschaft und Verwaltung im »Führerstaat« setzte sich fort.
Der Krieg in Europa 1939-41
Vom Angriff auf Polen bis zur Besetzung Dänemarks und Norwegens: Infolge der Konzentration des Gros der deutschen Heeres- und Luftwaffenkräfte im Osten und der Passivität der im »Sitzkrieg« hinter der Maginotlinie verharrenden Westmächte, die selbst noch unzureichend gerüstet waren und die militärische Stärke Deutschlands überschätzten, gelang die militärische Eroberung Polens in kurzer Zeit. Gleich zu Beginn des Einmarsches der Wehrmacht ließen polnische Behörden - wohl aus Angst vor einer Erhebung der deutschen Minderheit - etwa 10 000 bis 15 000 »Volksdeutsche« nach vorbereiteten Listen verhaften; etwa 4 000 von ihnen fielen Ausschreitungen zum Opfer (allein rd. 1 100 am »Bromberger Blutsonntag«, Bromberg).
Unterstützt von zwei starken Luftflotten (1 538 Flugzeuge), die schnell die Luftherrschaft errangen, stießen zwei deutsche Heeresgruppen, die Heeresgruppe Süd (G. von Rundstedt) von Schlesien und der Slowakei sowie die Heeresgruppe Nord (F. von Bock) von Ostpreußen und Pommern aus im Zangenangriff auf Warschau vor und vernichteten in der Schlacht an der Bzura (9.-19. 9. 1939) die stärkste polnische Kräftegruppe. Nachdem die polnische Regierung und das Oberkommando auf rumänischem Gebiet übergetreten waren, rückten am 17. 9. sowjetische Truppen in Ostpolen ein und drangen bis zur Weichsel vor; die Regierung der UdSSR begründete die Militäraktion mit der Behauptung, dass sie angesichts des Zusammenbruchs des polnischen Staates »zum Schutz« der dortigen weißrussischen und ukrainischen Bevölkerung erfolge (danach Angliederung dieser Gebiete, die erst nach dem Polnisch-Sowjetischen Krieg 1921 an Polen gefallen waren, an die Weißrussische beziehungsweise Ukrainische SSR). Offiziell blieb die sowjetische Regierung neutral, unterstützte aber die deutsche Kriegführung politisch-propagandistisch und durch strategisch wichtige Wirtschaftslieferungen.
Warschau kapitulierte vor den deutschen Truppen am 27./28. 9., Modlin am 29. 9. Am 30. 9. 1939 konstituierte sich in Paris eine polnische Exilregierung unter General W. Sikorski, die (nach Zwischenaufenthalten in Angers und Bordeaux) im Juni 1940 ihren Sitz nach London verlegte. Der letzte militärische Widerstand Polens erlosch am 6. 10. 1939. Die Verluste der polnischen Armee betrugen 66 300 Tote, die der deutschen 10 500 Tote. Rd. 694 000 Polen gerieten in deutsche und etwa 230 000 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Etwa 100 000 Soldaten gelang die Flucht über die Grenzen nach Ungarn, Rumänien, Litauen oder Lettland; viele von ihnen setzten ihren Kampf in den Reihen der Alliierten fort.
Aufgrund des am 28. 9. 1939 in Moskau unterzeichneten deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrages wurde (in Abänderung der Vereinbarungen vom 23. 8. 1939) nun auch Litauen der sowjetischen Interessensphäre zugewiesen; den deutschen Anteil am polnischen Gebiet erweiterte man hingegen bis zum Bug. Nach der Eingliederung Danzigs, Westpreußens, Posens und beträchtliche altpoln. Gebiete in das Deutsche Reich (»eingegliederte Ostgebiete«) und der Errichtung des Generalgouvernements (Generalgouverneur H. Frank) aus dem verbliebenen polnischen Gebiet begann im Winter 1939/40 mit der systematischen Ausrottung der Intelligenz die nationalsozialistische Besatzungspolitik, die die Polen als »Untermenschen« brutal behandelte. Polen aus den angegliederten Ostgebieten wurden ins Generalgouvernement deportiert oder nach Deutschland zur Zwangsarbeit verschleppt. Die polnischen Juden wurden in Großgettos (u. a. in Warschau) zusammengefasst und später größtenteils in Vernichtungslagern ermordet. Aus dem von der UdSSR annektierten Ostpolen wurden etwa 1,5 Mio. Menschen (darunter die polnische Führungsschicht) deportiert. Die meisten der von der Roten Armee gefangen genommenen 14 500 polnischen Offiziere wurden 1940 im Auftrag Stalins von Angehörigen des sowjetischen NKWD ermordet (Katyn). Aufgrund von erzwungenen Beistandspakten mit Estland, Lettland und Litauen errichtete die sowjetische Regierung in diesen Ländern im Oktober 1939 Stützpunkte für ihre Streitkräfte, um die »Angliederung« der baltischen Staaten an die UdSSR vorzubereiten (im Juni 1940 Besetzung, im August 1940 Annexion). Bemühungen, Finnland dem sowjetischen Einfluss zu öffnen und von ihm die Abtretung von Stützpunkten und Grenzgebieten (besonders im räumlichen Vorfeld von Leningrad) zu erreichen, scheiterten an der Weigerung der finnischen Regierung. Daher eröffnete die UdSSR am 30. 11. 1939 ohne Kriegserklärung Kampfhandlungen gegen Finnland (Finnisch-Sowjetischer Winterkrieg), konnte aber nach überraschenden militärischen Abwehrerfolgen der Finnen (u. a. hartnäckige Verteidigung der »Mannerheimlinie«) ihre Ziele zunächst nicht erreichen.
Währenddessen planten Großbritannien und Frankreich die Eröffnung von Nebenkriegsschauplätzen in Skandinavien und auf dem Balkan, zogen auch Luftangriffe auf das Erdölgebiet von Baku in Erwägung, da sie die UdSSR als Verbündete des Deutschen Reiches betrachteten. Nachdem sein »Friedensappell« vom 6. 10. 1939 (mit der Forderung nach Anerkennung des Status quo in Ostmitteleuropa) ergebnislos geblieben war, drängte Hitler auf eine militärische Entscheidung gegen Frankreich schon im November 1939. Doch die schlechte Wetterlage, Bedenken der Generalität (u. a. bezüglich des Munitionsmangels nach Abschluss der Kämpfe in Polen) und die Uneinigkeit in der Wehrmachtführung hinsichtlich des Angriffsplans erzwangen eine mehrfache Verschiebung des Angriffs auf das Frühjahr 1940. Es kam zwischen der Heeresführung, die ein Scheitern der Offensive und einen Stellungskrieg befürchtete, und Hitler zu einer Vertrauenskrise, die bis an den Rand eines Staatsstreiches führte.
Der Abschluss des finnisch-sowjetischen Friedensvertrages vom 12. 3. 1940, bei dem Finnland unter Gebietsverlusten seine Selbstständigkeit wahren konnte, durchkreuzte die Absichten der Westmächte, unter dem Vorwand, Finnland zu Hilfe zu kommen, das für Deutschland wichtige schwedische Erzgebiet zu besetzen. Ende Januar 1940 entschloss sich Hitler, durch eine überraschende Landung Norwegen zu besetzen und zur Sicherung der Verbindungen auch Dänemark einzunehmen; durch Weisung vom 1. 3. 1940 wurde die Militäroperation (Unternehmen »Weserübung«) vorbereitet. Der Oberste Kriegsrat der Alliierten beschloss am 28. 3. 1940 die Verminung der norwegischen Hoheitsgewässer zur Unterbindung der deutschen Erztransporte sowie die Besetzung der westnorwegischen Häfen. Am 9. 4. 1940 marschierten deutsche Truppen in Dänemark ein, ohne auf nennenswerte Gegenwehr zu stoßen; die dänische Regierung, die eine schnelle Waffenstreckung befahl und sich unter Protest mit der Besetzung abfand, blieb im Amt. Die Landung in Norwegen hingegen rief heftigen Widerstand hervor. Narvik, der Hauptausfuhrhafen des für Deutschland notwendigen schwedischen Eisenerzes, wurde am 9. 4. von Gebirgsjägern (General Eduard Dietl, * 1890, ✝ 1944) besetzt. Die für die deutsche Landeoperation eingesetzten 10 Zerstörer wurden am 10. 4. und 13. 4. 1940 von britischen Seestreitkräften angegriffen und vernichtet, nachdem zuvor schon 3 Kreuzer versenkt worden waren. Von Oslo stießen die deutschen Truppen in der zweiten Aprilhälfte auf Bergen und Trondheim vor und drängten die in Namsos und Åndalsnes am 15./18. 4. gelandeten britischen Truppen zurück. Ein in Harstad am 14. 4. gelandeter alliierter Verband griff im Mai die Truppen Dietls an und nahm am 28. 5. Narvik ein. Anfang Juni räumten die Alliierten Norwegen wegen der inzwischen begonnenen erfolgreichen deutschen Westoffensive. Am 10. 6. kapitulierten die letzten norwegischen Truppen; König Håkon VII. ging mit seiner Regierung nach London ins Exil. Hitler unterstellte Norwegen einer deutschen Zivilverfahren (Reichskommissar Josef Terboven, * 1898, ✝ 1945); ab Februar 1942 konnte V. Quisling eine eigene Nationalregierung einrichten, die völlig von Deutschland abhängig war. Dänemark behielt zunächst seine Vorkriegsregierung (bis August 1943). Die deutschen Interessen nahm ein Reichsbevollmächtigter wahr (Cécil von Renthe-Fink, * 1885, ✝ 1964; ab November 1942 Werner Best, * 1903, ✝ 1989).
Der Westfeldzug:
Nachdem es trotz britischen und französischen Kriegserklärungen an Deutschland zwischen September 1939 und Mai 1940 zu keinen nennenswerten Kampfhandlungen im Westen gekommen war (von den Franzosen wurde dieser Zustand »Drôle de guerre«, deutsch »komischer Krieg« genannt), begann hier am 10. 5. 1940 der deutsche Feldzug (»Fall Gelb«) mit dem Ziel, unter Verletzung der Neutralität der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs eine rasche Entscheidung in Nordfrankreich zu erzwingen. Nach einer vollständigen militärischen Niederlage Frankreichs hoffte Hitler, doch noch ein Arrangement mit Großbritannien treffen zu können.
Der Schwerpunkt der deutschen Offensive lag in der Mitte der Angriffsfront (Stoß durch die Ardennen über die Maas hinweg auf die Sommemündung zu; Unternehmen »Sichelschnitt«). Nachdem das niederländische Heer bereits am 14. 5. den Kampf eingestellt hatte (noch während der Übergabeverhandlungen Bombardierung Rotterdams) und die belgische Kapitulation bevorstand (28. 5.), sahen sich die in Belgien eingerückten französischen Armeen und das britische Expeditionskorps (seit Erreichen der Sommemündung durch die deutschen Panzer von Süden her umfasst) in fast aussichtsloser Situation. Hitler, durch den rücksichtslosen Vorstoß General H. Guderians nervös geworden, hatte jedoch am 24. 5. die auf Dünkirchen vorrückenden deutschen Panzer angehalten. So gelang es trotz deutscher Luftangriffe, rd. 338 000 britische, französische und belgische Soldaten (unter Verlust fast ihrer gesamten Ausrüstung) auf die britische Insel zurückzuführen (»Wunder von Dünkirchen«). Der neue britische Premierminister W. Churchill (ab 10. 5. 1940) zog die britischen Luftstreitkräfte zum Schutz der Insel vom Kontinent ab. Die vom neuen französischen Oberbefehlshaber M. Weygand (Nachfolger des Generals M. G. Gamelin) aufgebaute improvisierte Verteidigungslinie an Somme und Aisne ließ sich gegenüber der neuen deutschen Offensive (ab 5. 6., »Fall Rot«) nicht halten. Paris wurde kampflos am 14. 6. von deutschen Truppen besetzt. Die deutsche Heeresgruppe C (W. Ritter von Leeb) durchbrach am selben Tag südlich von Saarbrücken die Maginotlinie und überquerte am 16. 6. den Rhein bei Colmar. Am 17. 6. erreichten die deutschen Panzertruppen - im Rücken der Maginotlinie von Norden vorrückend - die Schweizer Grenze und hatten damit die französischen Ostarmeen eingeschlossen. Am 10. 6. 1940 war Italien in den Krieg gegen Frankreich und Großbritannien eingetreten; es kämpfte allerdings erfolglos an der Alpenfront. Deshalb stießen deutsche Panzer- und Gebirgstruppen von Lyon in die Alpen vor, um den Italienern die von der französischen Alpenarmee verteidigten Pässe zu öffnen.
In Auseinandersetzung mit Churchill, der eine Union Großbritannien-Frankreich vorschlug und für die Fortsetzung des französischen Widerstands von Nordafrika aus plädierte, entschied sich die Mehrheit des nach Bordeaux ausgewichenen französischen Kabinetts (Rücktritt des Ministerpräsidenten P. Reynaud) für ein Waffenstillstandsersuchen. Das am 17. 6. gebildete Kabinett des Marschalls P. Pétain ließ am 22. 6. 1940 in Compiègne einen Waffenstillstandsvertrag unterzeichnen, der nach Abschluss auch eines Waffenstillstandsvertrages mit Italien am 25. 6. in Kraft trat. Die französische Armee hatte bei den Kämpfen 92 000 Mann verloren, die deutschen 27 000. Die Belgier hatten 7 000, die Briten 3 500 und die Niederländer 3 000 Tote zu beklagen.
Deutsche Truppen besetzten die Atlantikküste bis zur spanischen Grenze, doch blieben das französische Kolonialreich und die französische Flotte in der Verfügungsgewalt der Regierung Pétain. Diese siedelte am 1. 7. 1940 in die unbesetzte Zone in Südfrankreich nach Vichy über (bis 1944 Sitz des »État Français«). Der bisherige Unterstaatssekretär (im Kabinett Reynaud) C. de Gaulle kündigte am 18. 6. von London aus die Fortsetzung des Krieges durch das Freie Frankreich an. Die Niederlande wurden einem deutschen Reichskommissar (A. Seyss-Inquart) unterstellt; unter deutscher Militärverwaltung kamen Belgien und Nordfrankreich (A. von Falkenhausen) sowie der größte Teil des besetzten Frankreich (u. a. Oktober 1940-Februar 1942 Otto von Stülpnagel, * 1878, ✝ 1948; bis Juli 1944 K.-H. von Stülpnagel). Das Gebiet von Nizza und Bereiche an der Alpengrenze fielen unter italienische Militärverwaltung, Luxemburg und Elsass-Lothringen wurden im August 1940 de facto annektiert, Eupen-Malmedy offiziell ins Deutsche Reich zurückgegliedert. Deutschland beutete die finanziellen, industriellen und personellen Ressourcen der besiegten Länder aus; besonders entscheidend war die Einbindung des Industriepotenzials und der Arbeitskräfte in die deutsche Kriegswirtschaft, die die Fortsetzung des Krieges bis Mai 1945 ermöglichte. Die Haltung der Bevölkerung in den vom nationalsozialistischen Deutschland eroberten Ländern Westeuropas und Skandinaviens reichte vom Widerstand (eines v. a. anfangs kleinen Kreises) über die resignative Hinnahme der Besetzung bis zur Kollaboration.
Nach dem schnellen Sieg im Westen befand sich Hitler auf dem Gipfel seiner Popularität in Deutschland. Das Deutsche Reich beherrschte den Kontinent vom Nordkap bis zur spanischen Grenze. Die gegen die Skepsis führender Militärs errungenen Blitzsiege entzogen den oppositionellen Kräften in der Heeresführung den Boden. Auch bei eigentlichen Gegnern seines außenpolitischen Kurses genoss Hitler nun uneingeschränkte Autorität. Doch blieb das für Hitler außenpolitisch und strategisch entscheidende Problem, die unnachgiebige Haltung Großbritanniens, weiter bestehen.
Von besonderer Bedeutung waren die neutralen Staaten, die gezwungen wurden, ihre Handelspolitik noch stärker auf das nationalsozialistische Deutschland auszurichten. Portugal mit seinen Vorkommen an Wolframerzen (Panzerstahl) konnte ebenso wie die Türkei noch am stärksten von den Alliierten beeinflusst werden; doch auch diese beiden Länder lieferten bis 1944 gegen Devisen und Waffen wichtige Rohstoffe an Deutschland. Angesichts ihrer miltärisch bedrohlichen Lage waren Schweden und die Schweiz bis 1943 stärker zu Vorleistungen bereit und belieferten die deutsche Rüstung mit wichtigen Maschinen, Kugellagern, hochwertigen Erzen und sogar Waffen. Damit sicherten sie die Beschäftigung und das Überleben ihrer Bevölkerung, machten sich aber durch die Inzahlungnahme von geraubten Gold- und Devisenbeständen zum Profiteur nationalsozialistischer Eroberungs- und Vernichtungspolitik (Raubgold).
Die Selbstbehauptung Großbritanniens und die Haltung der USA:
Die mit Kriegsbeginn einsetzende britische Blockade beantwortete Deutschland mit einem Handelskrieg gegen die feindliche und die im Dienst der Alliierten fahrende neutrale Schifffahrt. In dieser »Schlacht im Atlantik« wurden v. a. durch U-Boote bis Ende Juli 1940 2 Mio. BRT versenkt, außerdem der britische Flugzeugträger »Courageous« (17. 9. 1939) und das Schlachtschiff »Royal Oak« (14. 10. 1939 in Scapa Flow durch Korvettenkapitän Günther Prien; * 1908, ✝ 1941). In den ersten Kriegsmonaten waren auch die Panzerschiffe »Deutschland« und »Admiral Graf Spee« im Atlantik zum Handelskrieg eingesetzt. Letzteres versenkte sich am 17. 12. 1939 nach einem Gefecht vor dem La Plata. Nach dem Sieg über Frankreich hoffte Hitler mit Großbritannien zu einem »Ausgleich« zu gelangen (»Friedensappell« vom 19. 7. 1940), blieb dabei jedoch erfolglos. Bereits am 16. 7. hatte er die Vorbereitung einer Landung in Großbritannien (Unternehmen »Seelöwe«) befohlen. Die Invasionsvorbereitung fiel der deutschen Luftwaffe zu, v. a. den Luftflotten der Generalfeldmarschälle A. Kesselring und H. Sperrle (insgesamt über 2 300 Flugzeuge, davon 875 Bomber, 316 Sturzkampfflugzeuge, 702 Jäger und 227 Zerstörerflugzeuge). Der seit dem 13. 8. 1940 (»Adlertag«) verstärkte deutsche Luftkrieg richtete sich zunächst mit Großoffensiven gegen die britische Luftwaffe, ihre südenglischen Flugplätze und Produktionsanlagen; im August 1940 begann die Bombardierung großer Städte (London erstmals am 24. 8., Großangriffe auf die britische Hauptstadt seit seit 7. 9., ebenso auf die Industriestädte Coventry am 14./15. 11. sowie Birmingham am 19./20. 11.); dieser Luftkrieg forderte hohe Opfer unter der Zivilbevölkerung (laut britischen Angaben rd. 23 000 Tote und 32 000 Verletzte). Seit Mai 1940 flog die britische Luftwaffe Angriffe auf deutsche Städte. Die am 25./26. 8. von der »Royal Air Force« vorgenommenen Bombenangriffe auf Berlin nahm Hitler zum Anlass, um »Vergeltungsangriffe« einzuleiten; das führte in der Folgezeit zu einer nicht abreißenden Kette von Terror- und Gegenterror aus der Luft. Die »Luftschlacht um England« (1940/41) erreichte ihren Höhepunkt am 15. 9. 1940, als bei einem Großangriff auf London zahlreiche deutsche Flugzeuge abgeschossen wurden und sich die Abwehrkraft der Briten als ungebrochen erwies (»Battle of Britain«-Tag). Es gelang der deutschen Luftwaffe nicht, die für eine erfolgreiche Landungsoperation notwendige Luftherrschaft zu gewinnen; schon am 17. 9./12. 10. hatte Hitler den Befehl zur Einstellung der Vorbereitungen für eine Invasion in Großbritannien gegeben (Verschiebung »bis auf weiteres«).
Im ebenfalls verschärften Handelskrieg wurden (August 1940 bis Juni 1941) 5,1 Mio. BRT versenkt. Die Zahl der deutschen U-Boote war jedoch zu gering, um von den neu gewonnenen Basen in Westfrankreich aus die Zufahrtswege über den Atlantik ernsthaft zu gefährden. Zur Verstärkung des Geleitschutzes erhielt Großbritannien von den USA im September 1940 50 Zerstörer gegen die Verpachtung von Stützpunkten in Neufundland, der Karibik und im Westatlantik. Das im Mai 1941 mit dem schweren Kreuzer »Prinz Eugen« zum Handelskrieg ausgelaufene Schlachtschiff »Bismarck« wurde nach Ausschaltung des britischen Schlachtkreuzers »Hood« (24. 5. 1941) am 27. 5. von britischen Zerstörern im Atlantik versenkt.
Die Festigung der deutschen Herrschaft auf dem Kontinent und der weiter forcierte Ausbau der deutschen Flotte bedeuteten mittelfristig eine Bedrohung der für die Versorgung Großbritanniens lebenswichtigen Seeverbindungen durch den Atlantik und das Mittelmeer zu den Dominions und Kolonien, die es unbedingt abzuwehren galt; sie waren zugleich eine globale Herausforderung der britischen Machtstellung. Infolge seiner Isolierung als Krieg führende Macht - nach der Niederlage Frankreichs - sah sich Großbritannien jedoch im Sommer 1940 zur Defensive verurteilt.
Währenddessen unterstützten die USA, die mit der Cash-and-carry-Klausel (4. 11. 1939 das Waffenembargo aufgehoben hatten, Großbritannien immer nachhaltiger. Nach der Niederlage Frankreichs und der zweiten Wiederwahl F. D. Roosevelts zum Präsidenten (November 1940) vollzog sich der Übergang von der »parteiischen Neutralität« zum »unerklärten Krieg« seitens der USA, die sich als »Arsenal der Demokratien« betrachteten. Am 11. 3. 1941 wurde der Präsident durch das Leih- und Pachtgesetz (Lend-Lease-System) ermächtigt, solche Staaten mit Kriegsmaterial und Versorgungsgütern zu unterstützen, die er für die Verteidigung der USA als lebenswichtig ansah. Der Großteil dieser Hilfe von insgesamt rd. 50 Mrd. US-$ kam Großbritannien zugute.
Hitlers strategische Pläne:
Da zunehmend deutlich wurde, dass Roosevelt aufgrund der Bedrohung der strategischen, wirtschaftlichen und ideellen Interessen der USA eine Konfrontation mit Deutschland und Japan für unausweichlich hielt, gewann der »Faktor Amerika« im Hinblick auf die Verwirklichung von Hitlers Zielen immer größere Bedeutung. Im Herbst 1940 trat zunächst der von Außenminister J. von Ribbentrop entwickelte, von Hitler nur widerwillig akzeptierte Plan in den Vordergrund, durch die Bildung eines »Kontinentalblocks« von Spanien bis Japan (unter Einschluss der UdSSR) eine so gewaltige Machtstellung aufzubauen, dass Großbritannien aufgeben und die USA sich politisch auf den amerikanischen Doppelkontinent zurückziehen würden.
Die weit gespannte politische Kombination gelang jedoch nur teilweise. Zwar schloss Deutschland mit Japan und Italien am 27. 9. 1940 einen Dreimächtepakt, der den Kriegseintritt der Partner vorsah, wenn einer von ihnen von den USA angegriffen würde; doch wurde auf Betreiben Japans in einem geheimen Notenwechsel mit Deutschland die Bündnisautomatik aufgehoben. Auch konnten Spanien und das Vichy-Regime in Frankreich nicht in die Bündnisgruppierung einbezogen werden. Die UdSSR war zum Beitritt zu einem »Viermächtepakt« durchaus bereit, d. h. zu einer strategischen Partnerschaft auf gleichberechtigter Basis bei weiteren territorialen Zugeständnissen Hitlers, auf dessen konkrete Angebote Stalin wie im Vorjahr wartete. Der sowjetische Regierungschef Molotow stellte bei seinem Besuch in Berlin am 12./13. 11. 1940 weit reichende Bedingungen (u. a. Einbeziehung Bulgariens in die sowjetische Sicherheitszone, Stützpunkte an den türkischen Meerengen) und ließ Fernziele (Kontrolle der Ostseeausgänge, Einbeziehung Jugoslawiens, Griechenlands und Westpolens in die sowjetische Interessensphäre) durchblicken. Hitler war zu einem ernsthaften Dialog aber nicht bereit und hatte schon im Spätherbst 1940 einen improvisierten Gesamtkriegsplan für das Jahr 1941 entwickelt. Dieser beruhte auf seiner im Sommer gewonnenen Erkenntnis, dass die Zeit gegen ihn arbeite und seine Ziele nur zu verwirklichen seien, wenn Großbritannien und den USA durch eine Zerschlagung der UdSSR der letzte »Festlandsdegen« genommen würde. Bereits im Juli 1940 hatte er sich daher entschlossen, den Angriff auf die Sowjetunion als Kernstück seiner imperialen Weltmachtpläne vorzuziehen. Neben der damit verbundenen Verbreiterung der eigenen strategischen und wirtschaftlichen Basis sah Hitler in der gleichzeitigen Aufwertung Japans die Möglichkeit, die USA von einem weiteren Engagement im Atlantik aufgrund eines dann drohenden Zwei-Ozean-Krieges abzuschrecken. Der Gesamtkriegsplan sah nach einem Blitzkrieg gegen die UdSSR, verbunden mit der Verwirklichung der rassenpolitischen Ziele Hitlers, eine Zangenoperation vor: über den Kaukasus nach Iran, von Bulgarien aus nach Syrien und Irak und von Libyen aus nach Palästina; nach dem Aufbau einer deutschen Basis in Afghanistan sollte ein Vorstoß auf das britische Indien erfolgen, parallel dazu ein Vorstoß Japans nach Süden, um nach der Eroberung Singapurs Indien von Osten aus zu bedrohen; schließlich sollte nach der Eroberung Gibraltars eine deutsche Bastion in Nordwestafrika für einen möglichen Konflikt mit den USA errichtet werden. Da Spanien nach einer Zusammenkunft Hitlers mit F. Franco Bahamonde am 23. 10. 1940 im französischen Hendaye im Dezember desselben Jahres die Beteiligung an einem Angriff auf Gibraltar endgültig ablehnte, gab Hitler einen entsprechenden Plan auf.
Die Ausweitung des Krieges auf den Balkan und in den Mittelmeerraum:
Der von Mussolini ohne vorherige Unterrichtung Hitlers begonnene »Parallelkrieg« (ab September 1940, von Libyen aus in Richtung Ägypten) zum Ausbau der italienischen Machtstellung im Mittelmeerraum führte nach schweren italienischen Niederlagen gegen britische Truppen zu deutschen Unterstützungsmaßnahmen im Mittelmeerbereich. Das Scheitern des überraschenden italienischen Angriffs auf Griechenland (ab 28. 10. 1940) veranlasste die Vorbereitung eines deutschen militärischen Eingreifens auf dem Balkan, um ein mögliches Festsetzen der britischen Armee in diesem Raum in jedem Fall zu verhindern und eine Flankenbedrohung für den geplanten Angriff auf die UdSSR auszuschalten. Schon im Sommer 1940 hatten das sowjetische Ultimatum an Rumänien zur Abtretung Bessarabiens und der Nord-Bukowina sowie die Revisionsansprüche Ungarns und Bulgariens gegenüber Rumänien zu einem deutschen Engagement in Südosteuropa geführt (2. Wiener Schiedsspruch, 30. 8. 1940).
Nachdem Ende Oktober 1940 britische Truppen auf Kreta gelandet waren, begann am 9. 12. 1940 die britische Nilarmee (A. P. Wavell) eine Offensive gegen die italienischen Kräfte in Nordafrika. Sie eroberte bis Anfang Februar 1941 die Cyrenaika (Tobruk am 22. 1., Bengasi am 6. 2.). 130 000 italienische Soldaten gerieten in britische Gefangenschaft. Auf einen Hilferuf Mussolinis hin entsandte Hitler ein deutsches Fliegerkorps nach Sizilien, das im Januar 1941 heftige Angriffe gegen Malta einleitete und den Nachschub nach Tripolitanien entlastete. Mitte Februar 1941 trafen erste Teile des von E. Rommel befehligten Deutschen Afrikakorps in Libyen ein; sie griffen ab 24. 3. an und stießen bis Mitte April 1941 bis zur libysch-ägyptischen Grenze vor (Rückeroberung der Cyrenaika), konnten jedoch das von den Briten festungsartig ausgebaute Tobruk zunächst nicht einnehmen.
Zur Absicherung des deutschen Entlastungsvorstoßes nach Griechenland (Unternehmen »Marita«, geplant ab 13. 12. 1940 für Frühjahr 1941) strebte Hitler die Einbeziehung der Donau- und Balkanstaaten in den Dreimächtepakt an. Ungarn, Rumänien (unter der Führung I. Antonescus) und die Slowakei entsprachen der Aufforderung im November 1940, Bulgarien folgte am 1. 3. 1941 und ließ danach deutsche Truppen von Rumänien aus einrücken. Gegen den Beitritt Jugoslawiens (25. 3. 1941 richtete sich am 27. 3. 1941 ein Putsch in Belgrad. Hitler entschloss sich daraufhin, Jugoslawien in den gegen Griechenland vorbereiteten Angriff einzubeziehen und darüber hinaus Jugoslawien als Staat zu zerschlagen.
Der Angriff begann am 6. 4. 1941 mit einer Luftbombardierung Belgrads. Das von drei Seiten (Kärnten/Steiermark, Ungarn/Rumänien, Bulgarien) aus umfasste jugoslawische Heer brach rasch zusammen. Am 12./13. 4. wurde Belgrad besetzt, am 17. 4. 1941 die Kapitulation der jugoslawischen Streitkräfte unterzeichnet. Nach dem Vorstoß deutscher Verbände in den Rücken der sich noch in Südalbanien haltenden griechischen Epirus-Armee kapitulierte diese am 21. 4. 1941. Am 27. 4. rückten deutsche Truppen in Athen ein. Vom 20. 5. bis 1. 6. 1941 folgte durch Luftlandung (deutsche Fallschirm- und Gebirgsjäger) gegen heftigen britischen Widerstand unter beiderseits hohen Verlusten die Eroberung Kretas (Unternehmen »Merkur«).
Die deutsche Besatzungspolitik in Griechenland und Jugoslawien zielte auf eine maximale Ausbeutung der Wirtschaft, die Nutzung als Stützpunkt zur Verdrängung der Briten vom Kontinent sowie als Ausgangspunkt für die ökonomische und kulturelle Beherrschung des Balkans. Damit geriet sie in Konkurrenz zu Italien, das diese Region als Annexionsgebiet betrachtete. Griechenland wurde in ein italienisches und ein deutsches Besatzungsgebiet aufgeteilt, behielt aber eine den Besatzungsmächten unterstellte eigene Regierung. Der deutsche Einfluss wurde durch den Reichsbevollmächtigten (Günther Altenburg, * 1894, ✝ 1984) sowie die Einrichtung von drei Militärkommandanturen gesichert. Jugoslawien hingegen wurde aufgelöst. Deutschland annektierte Süd-Kärnten und Süd-Steiermark; die Gauleiter der benachbarten Reichsgaue betrieben hier eine Politik, die der im besetzten Polen ähnelte. Italien gliederte sich den größten Teil Sloweniens sowie Dalmatien und Montenegro an. Bulgarien besetzte Makedonien und Griechisch-Thrakien. Mit Unterstützung Deutschlands und Italiens gründete die kroatische Ustascha, geführt von A. Pavelić (»Poglavnik«, »Führer«), den »Unabhängigen Staat Kroatien«, der auch Bosnien und Herzegowina einschloss; das Ustascha-Regime betrieb eine brutale »Kroatisierungspolitik« und führte »ethnische Säuberungen« durch, wobei sich sein gegen verschiedenen Volksgruppen und die politischen Gegner gerichteter Terror mit großer Grausamkeit (u. a. Massenmorde im KZ Jasenovac) besonders gegen die in seinem Machtbereich lebenden Serben wandte (500 000 Opfer). Das auf das Kerngebiet beschränkte Serbien wurde einer deutschen Militärverwaltung unterstellt, die durch umfassende Einschüchterungs- und Terrormaßnahmen und mithilfe von Kollaborateuren eine labile Stabilität zu sichern suchte. Gegen die politische Aufteilung des jugoslawischen Raumes und die Unterdrückung der Serben richteten sich der Widerstand der serbisch-nationalistischen Bewegung der Četnici (D. Mihailović) sowie der Kampf der kommunistischen Partisanen unter Tito. Als die Wehrmacht nicht mehr allein Herr der Lage war, wurden Besatzungsaufgaben in Serbien auch an Bulgarien übertragen. Die politisch gegensätzliche Partisanengruppen bekämpften sich bald untereinander mit großer Härte. Die sich ausbreitenden und von Großbritannien unterstützten Aufstandsbewegungen in Jugoslawien und Griechenland banden deutsche Kräfte immer stärker in Südosteuropa.
Die Machtverschiebung im Frühjahr 1941 im östlichen Mittelmeerraum zugunsten der Achsenmächte trug dazu bei, in Irak einen Aufstand gegen die britische Mandatsmacht auszulösen (April/Mai 1941). Doch da Hitler mit Blick auf den Vorrang seines Ostkriegs nicht zu größerer Hilfeleistung bereit war, brach der Aufstand am 30. 5. 1941 zusammen. Anschließend zwangen britische und freifranzösische Truppen die Truppen des Vichy-Regimes in Syrien zur Übergabe (7. 6.-14. 7. 1941). Der Abschluss des deutschen-türkischen Freundschaftsvertrages vom 18. 6. 1941 wog diese Konsolidierung der britischen Nahostposition nicht auf.
Die Pläne Hitlers zum Angriff auf die UdSSR:
Die im Sommer 1940 auf Befehl Hitlers angelaufenen Vorbereitungen für einen Überfall auf die Sowjetunion führten über einen ersten »Operationsentwurf Ost« vom 5. 8. 1940 zu Hitlers »Weisung Nummer 21: Fall Barbarossa« vom 18. 12. 1940; diese stellte der Wehrmacht die Aufgabe, »auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen«. In der v. a. von General F. Paulus geleiteten Angriffsplanung war vorgesehen, durch einen überraschenden Vorstoß in drei Hauptangriffsrichtungen (Leningrad, Moskau, Kiew) unter Einsatz von starken Panzergruppierungen die Hauptkräfte der Roten Armee im Westen der UdSSR zu zerschlagen und das sowjetische Territorium in einem »Blitzkrieg« bis zur Linie Archangelsk-Astrachan zu besetzen. Die militärischen Vorbereitungen für das Unternehmen »Barbarossa« sollten bis zum 15. 5. 1941 abgeschlossen sein, aber am 30. 4. 1941 musste der durch den Balkanfeldzug verzögerte Beginn des Angriffs auf den 22. 6. 1941 verschoben werden.
Deutsche Militärs gingen in Verkennung des tatsächlichen sowjetischen Potenzials davon aus, den Krieg gegen die UdSSR noch vor Einbruch des Winters beenden zu können. Hitler und die nationalsozialistische Führung planten den Krieg gegen die Sowjetunion als »Vernichtungskampf« gegen das »jüdisch-bolschewistische System«, als einen »Krieg zweier Weltanschauungen« für die Umsetzung des Programms zur Gewinnung von »Lebensraum im Osten«, das die brutale »Germanisierung« der eroberten Gebiete (zwangsweise Umsiedlung großer Teile der slawischen Bevölkerung unter Einplanung hoher Verluste, Ermordung der Juden durch Einsatzgruppen) und die territoriale Zerstückelung des Landes vorsah. Deshalb waren die militärischen Planungen begleitet von Befehlen und vorbereitenden Maßnahmen zur wirtschaftlichen Ausplünderung des eroberten sowjetischen Territoriums (Schaffung des Wirtschaftsstabes z. b. V. »Oldenburg«, später Wirtschaftsstab Ost) und zur »Neuordnung« Osteuropas (Ausarbeitung von Grundlagen für den Generalplan Ost). Hitler forderte, dass im Ostkrieg »vom Standpunkt des soldatischen Kameradentums ab(zu)rücken« sei. Der Kommissarbefehl vom 6. 6. 1941 ordnete die Vernichtung der kommunistischen Führungsschicht an. Ein Erlass Hitlers vom 13. 5. 1941 zur Kriegsgerichtsbarkeit bestimmte, dass für Handlungen der deutschen Soldaten gegen feindliche Zivilpersonen »kein Verfolgungszwang (besteht), auch dann nicht, wenn die Tat zugleich ein militärisches Verbrechen oder Vergehen ist«. Damit war die Einbeziehung der Wehrmacht in nationalsozialistischen Verbrechen in den zu erobernden Ostgebieten vorprogrammiert. Diese sollten in mehrere Reichskommissariate gegliedert werden.
Japan sollte auf Befehl Hitlers nicht über den bevorstehenden Angriff auf die UdSSR unterrichtet, jedoch in seinen Expansionsbestrebungen in Richtung Südostasien bestärkt werden.
Der Krieg Japans in Ostasien:
Das an Rohstoffen arme Japan hatte in seinem Bestreben, zur Vormacht einer großostasiatischen »Neuen Ordnung« aufzusteigen, bis 1941 fast ein Drittel Chinas besetzt. Der von den USA unterstützte chinesische Widerstand und die Gefahr eines größeren Konflikts mit der UdSSR (u. a. von Mai bis September 1939 Kämpfe mit sowjetischen Truppen an der mandschurisch-mongolischen Grenze) veranlassten die Japaner jedoch, sich stärker nach Süden zu wenden. Dem durch die Niederlage gegen Deutschland geschwächten Frankreich nahmen sie im September 1940 das nördliche Indochina ab. Durch einen Nichtangriffsvertrag mit der UdSSR (13. 4. 1941 hielt Japan sich den Rücken frei für eine weitere Expansion in den rohstoffreichen Süden und den Pazifik; ab 24. 7. 1941 wurde Süd-Indochina besetzt. Damit war im innerjapanischen Konflikt zwischen der Marine, die in den Pazifik strebte, und der Heeresführung, die den Vorstoß in China und in Richtung Sibirien bevorzugte, die Entscheidung gefallen.
Die Ausweitung zum Weltkrieg 1941
Der deutsche Angriff auf die UdSSR: Am 22. 6. 1941 zwischen 3 Uhr und 3 Uhr 30 fiel die Wehrmacht ohne vorherige Kriegserklärung und unter Bruch des Nichtangriffspaktes in die Sowjetunion ein. Das deutsche Ostheer unter dem Befehl von Generalfeldmarschall W. von Brauchitsch umfasste 3,05 Mio. Soldaten (153 Divisionen, d. h. rd. 75 % des Feldheeres) mit 3 580 Panzern; hinzu kamen Luftwaffenkräfte mit 3 904 Flugzeugen (davon 70 % einsatzbereit). Rumänien, Ungarn, Italien, die Slowakei und die Blaue Division aus Spanien schlossen sich dem Angriff an; auch Finnland trat am 26. 6. in den Krieg gegen die UdSSR ein (»Fortsetzungskrieg«) und kämpfte für die Wiedergewinnung der nach dem Winterkrieg abgetretenen Gebiete. Die Verbündeten stellten 600 000 Mann mit 900 Flugzeugen. Die Ausrüstung der Verbände glich einem »Flickenteppich«. Die für den Russlandfeldzug aufgestellten Rüstungspläne konnten nicht eingehalten werden. In großer Zahl musste Beutematerial zur Ausstattung der Wehrmachtsverbände eingesetzt werden, für das es keinen Nachschub und kaum Ersatzteile gab. Bedenken wegen der unzureichenden Ausrüstung und geringer Nachschubmöglichkeiten erhielten kein Gewicht, weil die nationalsozialistische Führung (Hitler hatte am 24. 6. 1941 sein Führerhauptquartier in der Wolfsschanze bei Rastenburg bezogen) mit einer schnellen Kriegsentscheidung rechnete, die es möglich machen sollte, in der Rüstungsindustrie die notwendigen Voraussetzungen für die danach anvisierte Weiterführung des Kampfes gegen Großbritannien zu schaffen. Die Umstellung auf den See-/Luftkrieg begann bereits, als die größte militärische Landoperation gerade erst eingesetzt hatte, d. h. die deutschen Ostarmeen mussten den Feldzug aus ihrer Substanz führen.
Die deutsche Absicht, die Masse der sowjetischen Truppen an der europäischen Front (etwa 4,7 Mio. Soldaten) in einem weiteren Blitzkrieg zu schlagen, wurde dadurch begünstigt, dass Stalin trotz gegenteiliger Anzeichen und Warnungen (u. a. durch R. Sorge) bis zuletzt nicht mit einem deutschen Überfall zu diesem Zeitpunkt gerechnet und die Umstrukturierung seiner Armee nicht beendet hatte; zudem war das Gros der Offiziere der Roten Armee während der blutigen Säuberungen (Große Tschistka) 1937/38 ermordet oder inhaftiert worden. Allerdings führte Hitler mit dem Angriff auf die Sowjetunion das nationalsozialistische Deutschland in einen Zweifrontenkrieg. Die deutsch-sowjetische Front entwickelte sich in der Folgezeit zur Hauptfront des Zweiten Weltkriegs.
Aus Hitlers öffentlichen Proklamationen am 22. 6. 1941 zur Begründung des Überfalls - er sei einem geplanten Angriff Stalins nur zuvor gekommen (»Präventivkrieg«) - ist eine Debatte entstanden, die noch in der Gegenwart geführt wird. Obwohl auch die Auswertung jüngst erschlossener sowjetischer Dokumente keinen stichhaltigen Beweis dafür erbracht hat, dass die Rote Armee 1941 zum Überfall auf Deutschland aufmarschiert war, gibt es immer wieder Spekulationen über die Absichten Stalins, der tatsächlich im Mai 1941 von seinem Generalstab aufgefordert worden war, dem erkennbaren deutschen Aufmarsch durch einen Präventivschlag der eigenen Streitkräfte zu begegnen und damit die Verteidigungsposition zu verbessern. Stalin reagierte aber nicht darauf und hielt offenbar die deutschen Truppenbewegungen für ein Erpressungsmanöver. Bis zuletzt wartete er auf Angebote Hitlers für ein neues Arrangement, lieferte kriegswichtige Waren nach Deutschland und leugnete gegenüber der Bevölkerung und der Armee seines Landes die drohende Gefahr. Die grenznahe Aufstellung der Roten Armee, die am 22. 6. völlig überrascht wurde, hat jedenfalls den deutschen Überfall begünstigt und die großen Anfangserfolge der Wehrmacht ermöglicht.
Der Angriff ging von drei Heeresgruppen aus: Südlich der Pripjetsümpfe stieß die Heeresgruppe Süd (von Rundstedt) mit der Panzergruppe 1 (E. von Kleist) und der 6. und 17. Armee aus der Gegend südöstlich von Lublin und aus Galizien auf Kiew-Winniza vor (seit Juli unterstützt von der rumänisch-deutschen Armeegruppe Antonescu); sie vernichtete bis zum 7./8. 8. 1941 starke, im Raum von Uman eingekesselte sowjetische Kräfte und besetzte bis Ende August (25. 8. Einnahme von Dnjepropetrowsk) den ganzen Dnjeprbogen. Die nördlich des Pripjet auf Smolensk vorgehende Heeresgruppe Mitte (von Bock) schloss durch den Vorstoß der Panzergruppen 2 (Guderian) und 3 (Hermann Hoth, * 1885, ✝ 1971) von Brest-Litowsk und Goldap auf Minsk und durch Zangenangriff der 4. und 9. Armee mehr als 40 sowjetische Divisionen im Raum Białystok-Nowogródek ein und zerschlug sie bis zum 9. 7. 1941 (324 000 Gefangene). Nach der Einnahme von Smolensk (16. 7.) vernichtete sie Anfang August in einer weiteren Umfassungsschlacht sowjetischer Armeen zwischen Orscha und Witebsk (310 000 Gefangene); ihr rechter Flügel drängte zum Gegenangriff vorgegangene sowjetische Truppen in der Schlacht bei Gomel (9.-19. 8.) über die Desna zurück. Bei der Heeresgruppe Nord (von Leeb) stieß die Panzergruppe 4 (E. Hoepner) von Tilsit über Dünaburg und Pleskau auf die Luga vor. Die 16. Armee deckte ihre rechte Flanke durch Vorgehen über Dünaburg-Opotschka bis Cholm und zum Ilmensee. Die 18. Armee besetzte am 1. 7. Riga und drang mit dem rechten Flügel über Pleskau auf Narwa, mit dem linken durch Lettland und Estland bis zum Finnischen Meerbusen vor (Anfang August bei Tallinn erreicht).
Die Finnen unter Marschall C.-G. von Mannerheim eroberten Wyborg (29. 8. 1941) und die Karel. Landenge zurück und drangen in Ost-Karelien bis zum Swir und Onegasee und von Mittelfinnland aus mit deutschen Truppen gegen die Murmanbahn vor.
In der Kesselschlacht bei Kiew (September 1941) geriet ein Großteil der von Marschall S. M. Budjonnyj befehligten sowjetischen Truppen in Gefangenschaft (rd. 665 000 Soldaten). Kiew wurde am 19. 9. von deutschen Truppen besetzt, bald darauf Charkow.
Der Wehrmacht und den an ihrer Seite kämpfenden Einheiten der Waffen-SS folgten vier Einsatzgruppen (rd. 3 000 Mann), die sofort damit begannen, die jüdische Bevölkerung in den besetzten Gebieten systematisch zu ermorden (u. a. Babij Jar). Es wurden zwei - locker dem »Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete« (A. Rosenberg) unterstellte - »Reichskommissariate« gebildet: »Ostland« (Baltische Länder und Weißrussland) sowie »Ukraine«. Waren die eindringenden deutschen Soldaten anfangs v. a. im Baltikum und in der Ukraine von Teilen der Bevölkerung als Befreier von der stalinistischen Gewaltherrschaft angesehen worden, sodass sich eine größere Zahl zur Kollaboration bereit fand und sich sogar zum Teil am Genozid an den Juden in den Reihen der Hilfspolizei beteiligte oder in Freiwilligenformationen auf deutscher Seite kämpfte, so führte die sich verschärfende deutsche Gewaltpolitik (u. a. Zwangsrekrutierung von Arbeitskräften) in den eroberten Gebieten dazu, dass der Widerstand auch unter den nichtrussischen Nationalitäten zunahm und Ansätze, diese als Verbündete gegen das kommunistische System zu gewinnen, zunichte gemacht wurden. Zudem reagierte die sowjetische Führung auf jeden Ansatz beziehungsweise nur die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit der deutschen Besatzungsmacht, indem sie z. B. unter dem zu Unrecht erhobenen Vorwurf kollektiver Kollaboration ganze Völker (1941 die Wolgadeutschen, 1944 eine Reihe kaukasischer Bergvölker) nach Zentralasien beziehungsweise Sibirien deportieren und deren nationale Gebietseinheiten (ASSR oder Ähnlichen) auflösen ließ. Stalin, der den Vorsitz des am 30. 6. 1941 gebildeten »Staatlichen Verteidigungskomitees« übernahm, setzte bei der Organisation der Landesverteidigung auf den Sowjetpatriotismus (Propagierung des »Großen Vaterländischen Krieges«).
Das sowjetisch-japanische Nichtangriffsabkommen erlaubte der Regierung der UdSSR, Verstärkungen aus dem Osten heranzuführen. Es gelang ihr außerdem, mehr als 1 500 Industriebetriebe und etwa 10 Mio. Menschen rechtzeitig vor der herannahenden Front in den Osten zu evakuieren.
Die stark strapazierten deutschen Truppen litten hingegen zunehmend unter Versorgungsschwierigkeiten. Trotzdem verwarf Hitler im August 1941 den Rat des Oberkommandos des Heeres (OKH), die Kräfte zusammenzufassen und die Entscheidung im Vorstoß auf das Zentrum Moskau zu suchen. Statt dessen befahl er zunächst den Vorstoß auf Leningrad im Norden und die Besetzung der Ukraine im Süden (zeitweilige Einnahme von Rostow am Don 21.-28. 11.). Am 18. 8. nahmen die deutschen Truppen Narwa ein. Am 8. 9. 1941 wurde Leningrad von allen Landverbindungen abgeschnitten (Blockade); in den fast 900 Tagen der Belagerung der Stadt (bis 27. 1. 1944) starben Hunderttausende an Hunger, Seuchen, Erfrierungen, Luft- und Artilleriebombardements. Der Angriff auf Moskau (Unternehmen »Taifun«) verzögerte sich (abgesehen von einem ersten Vorstoß der von Guderian befehligten Panzergruppe am 30. 9. in Richtung Orel-Brjansk) bis zum 2. 10. Die Heeresgruppe Mitte schlug nachfolgend die den Raum von Moskau deckenden Armeen von Marschall S. K. Timoschenko in großen Kesselschlachten um Brjansk und Wjasma (2.-20. 10.; 673 000 Gefangene) und drang bis Kalinin (14. 10.) sowie Klin (90 km nordwestlich von Moskau, 23. 11.) vor. Die Offensive der weder auf die herbstliche Schlammperiode noch auf den rasch einbrechenden Winter vorbereiteten deutschen Truppen, die zudem erschöpft waren und sich mit dem Versagen der Motoren sowie ihrer automatischen Waffen konfrontiert sahen, blieb dann etwa 30 km vor der sowjetischen Hauptstadt stecken, aus der sich am 16. 10. die Regierung, nicht aber Stalin, zurückzog. Durch eine am 5./6. 12. beginnende Gegenoffensive entlastete die Rote Armee Moskau. Am 16. 12. gab Hitler den »Haltebefehl« zum »fanatischen Widerstand« in zäh zu verteidigenden »Igelstellungen«; am 19. 12. übernahm er selbst den Oberbefehl über das Heer anstelle von Brauchitschs, der den Rückzug in günstigere Winterstellungen befürwortet hatte. Das Scheitern der Blitzkriegsstrategie vor Moskau bedeutete die entscheidende Wende für Hitlers gesamten Kriegsplan. Die Rote Armee hatte zwar Niederlagen und schwere Einbußen erlitten (bis Mitte Oktober allein mehr als 3 Mio. Soldaten als Gefangene, von denen später ein großer Teil in deutschen Lagern oder Konzentrationslagern starb), verfügte aber weiter über große Reserven und war wesentlich leistungsfähiger und besser ausgerüstet als angenommen (Kampfpanzer T 34, Stalinorgel). Die Wehrmacht verzeichnete auf dem östlichen Kriegsschauplatz bis zum 1. 12. 1941 rd. 162 000 Tote, 33 000 Vermisste und 572 000 Verwundete (ein Viertel ihres ursprünglichen Bestandes). Am 10. 1. 1942 verlegte Hitler das Schwergewicht der deutschen Rüstung wieder auf das Heer zurück. A. Speer, nach dem Tod F. Todts am 8. 2. 1942 zum Minister für Bewaffnung und Munition ernannt, begann mit der systematischen Steigerung der Rüstungsproduktion, die erst jetzt auf völlige Ausschöpfung der Kapazitäten zielte (Höhepunkt 1944).
Im Januar und Februar 1942 stießen sowjetische Truppen bis nördlich Smolensk und nach Westen bis Welikije Luki vor. Bei der Heeresgruppe Nord musste die am 8. 11. bis Tichwin gelangte 16. Armee Mitte Dezember hinter den Wolchow zurückweichen. Im Süden konnten sowjetische Truppen Ende Dezember die Halbinsel Kertsch wieder nehmen und im Januar 1942 bei Isjum in die deutsche Front einbrechen. Mitte Januar 1942 wurden Generalfeldmarschall von Leeb und der plötzlich verstorbene von Reichenau durch Generaloberst G. von Küchler und Generalfeldmarschall von Bock ersetzt, an dessen Stelle Generalfeldmarschall G. von Kluge die Heeresgruppe Mitte führte.
Parallel zur militärischen Entwicklung erreichte die Vernichtungsstrategie gegen die Juden u. a. angeblich rassisch »Minderwertige« wie Zigeuner, an der Hitler unbeirrt festhielt, ihren Höhepunkt: Nach dem Beginn der Mordaktionen an den Juden mit dem Angriff auf die UdSSR (u. a. Massenerschießungen) entstanden ab Herbst 1941 die Vernichtungslager im besetzten Polen. Im November 1941 waren die organisatorischen Planungen zur Verwirklichung der »Endlösung« abgeschlossen und wurden auf der Wannseekonferenz (20. 1. 1942 mit den beteiligten Dienststellen abgestimmt.
Die Entstehung der Anti-Hitler-Koalition:
Hitlers Angriff auf die UdSSR brachte die große Gegenallianz, die Anti-Hitler-Koalition, zustande, die bis dahin an der Divergenz der Interessen der Mächte gescheitert war. Am 12. 7. 1941 wurde ein britisch-sowjetisches Abkommen über Hilfeleistungen unterzeichnet, das einen Separatwaffenstillstand oder Separatfrieden ausschloss. Am 25. 8. 1941 rückten britische und sowjetische Truppen in Iran ein und stellten eine Verbindung her, über die - neben den nordrussischen Häfen Murmansk und Archangelsk - Hilfeleistungen in die UdSSR gesandt werden konnten; persische Zwangsarbeiter mussten zu diesem Zweck zwischen Abadan und der Südküste des Kaspischen Meeres eine Straße bauen. Ab August 1941 lieferten die USA Kriegsmaterial an die UdSSR, am 6. 11. 1941 konnte Roosevelt die UdSSR in das Lend-Lease-System einbeziehen.
Um möglichen deutschen Landungen zuvorzukommen, besetzten die USA am 7. 7. 1941 Island und im September 1941 Grönland. Einen Zwischenfall im Atlantik hatte der amerikanische Präsident genutzt, um am 11. 9. 1941 den Schießbefehl gegen Schiffe der Achsenmächte zu erteilen, die sich in Seegebiete wagten, deren Schutz für die amerikanische Sicherheit als notwendig erachtet wurde. In der Atlantikcharta (14. 8. 1941 hatten sich Roosevelt und Churchill bereits vor dem Kriegseintritt der USA auf ein Kriegszielprogramm, auf die Befreiung der unterdrückten Nationen, geeinigt. Auch stand die Strategie des »Germany first« im Fall eines Zwei-Ozean-Krieges gegen Deutschland und Japan seit dem britisch-amerikanischen »ABC-1 Staff Agreement« vom 27. 3. 1941 fest.
Die Entscheidung zur Ausweitung des Krieges zum Weltkrieg im Wortsinn fiel mit der Zuspitzung des Konflikts zwischen Japan und den USA, die durch die japanische Besetzung Süd-Indochinas ihre wirtschaftlichen Interessen auf dem asiatisch-pazifischen Markt und ihren strategischen Vorposten auf den Philippinen bedroht sahen. Am 26. 7. 1941 froren die USA, Großbritannien und die Niederlande die japanischen Bankguthaben ein und verhängten ein Ölembargo. Die dessen ungeachtet zunächst fortgeführten japanisch-amerikanischen Geheimverhandlungen (ab Mai 1941) über einen Modus Vivendi scheiterten jedoch endgültig am 26. 11. 1941 mit der amerikanischen Forderung, Japan solle sich aus ganz Indochina und China zurückziehen. Am 1. 12. 1941 entschied sich der japanische Kronrat endgültig zum Krieg gegen die USA, Großbritannien und die Niederlande.
Der japanische Angriff auf die USA:
Den Überfall japanischer Trägerflugzeuge auf die amerikanische Pazifikflotte in Pearl Harbor am 7. 12. 1941, durch den acht amerikanischen Schlachtschiffe, außerdem mehrere Kreuzer und Zerstörer vernichtet oder schwer beschädigt wurden (zusätzlich Ausschaltung von 188 amerikanischen Flugzeugen), beantworteten die USA mit der Kriegserklärung an Japan (8. 12.); eine Gegenaktion gegen die zur Eroberung Südostasiens ansetzenden Japaner war jedoch zunächst unmöglich. Deutschland und Italien erklärten am 11. 12. 1941 den USA den Krieg; Hitler verband damit die Hoffnung, einen raschen Sieg über Japan zu verhindern, das Vorgehen der Alliierten gegen Deutschland hinauszuzögern und doch noch das Ziel seines Ostkriegs zu verwirklichen. Damit lagen die großen politischen Fronten des Krieges fest. Es standen sich nun die Dreierpaktmächte (Achsenmächte) und die Anti-Hitler-Koalition, der sich mit der Kriegserklärung an Deutschland (9. 12.) auch die in Chongqing residierende Regierung unter Chiang Kai-shek angeschlossen hatte, gegenüber. Jedoch wahrten Japan und die UdSSR den zwischen ihnen vereinbarten Neutralitätsvertrag. Alle Bemühungen der japanischen Regierung um einen deutsch-sowjetischen Separatfrieden scheiterten an Hitlers Ablehnung.
Der Krieg in Ostasien und im Pazifik (Ende 1941 bis 1942)
Die Eroberung Südostasiens durch die Japaner vollzog sich rasch. Über Thailand, das ab dem 7. 12. 1941 besetzt und im Januar 1942 zur Kriegserklärung an die USA und Großbritannien gezwungen wurde, drangen sie an die Ostküste von Malaya (8. 12. 1941) und nach Birma vor (Einnahme von Rangun am 8. 3. 1942). Die Versenkung zweier britischen Schlachtschiffe am 10. 12. 1941 machte den Weg frei zur Eroberung von Singapur (15. 2. 1942. Eingenommen wurden von den Japanern in den ersten Wochen auch Guam (10. 12.), Wake (23. 12.), Hongkong (25. 12.) und der größte Teil der Philippinen (Landung auf Luzon am 10. 12. 1941, Kapitulation amerikanischer Truppen in Baatan am 9. 4. 1942). Nur die Felseninsel Corregidor in der Manilabucht hielt sich bis zum 6. 5. 1942. Die Eroberung Birmas bedrohte Indien und beraubte China seiner einzigen Nachschublinie (Birmastraße). Nach Sumatra und Bali ging auch Java verloren (25. 2.-9. 3. 1942). Mit dem neutralen Portugiesisch-Timor und mit den Molukkeninseln Amboina und Ceram erhielten die Japaner Luftbasen gegen Nordaustralien. Nachdem sie sich Ende Januar auf dem Bismarckarchipel (Rabaul, 23. 1.), dem Südostzipfel Neuguineas und auf Bougainville und im Frühjahr auf den südlichen Salomoninseln festgesetzt hatten, kam ihr Vordringen nach Süden zum Stillstand (Schlacht in der Korallensee, 4.-8. 5.1942, erste See-Luft-Schlacht in der Militärgeschichte [Höhepunkt 7./8. 5.]). Im Norden bemächtigten sich die Japaner am 7. 6. der Aleuteninseln Kiska und Attu. Mitte 1942 herrschte Japan über ein Gebiet mit 450 Mio. Menschen. Damit hatte es auch die Rohstoffquellen gewonnen, die es für eine längere Kriegführung benötigte. Sein Kriegsplan lief darauf hinaus, nun zur Defensive überzugehen und die zu erwartenden amerikanischen und britischen Gegenangriffe abzuwehren, bis sich die Chance zu einem Frieden bot. Ein überraschender amerikanischer Luftangriff auf Tokio (18. 4. 1942 veranlasste Japan, die Sicherungslinie doch bis zu den Midway-Inseln vorzuverlegen. In der See- und Luftschlacht bei diesen Inseln (3.-7. 6. 1942) scheiterte jedoch die Absicht der Japaner, dort zu landen und die amerikanische Einsatzflotte zur Entscheidungsschlacht zu zwingen. Die Japaner verloren vier Flugzeugträger, die Amerikaner nur einen. Wesentlichen Anteil an diesem Erfolg der USA hatte die Entschlüsselung des japanischen Funkverkehrs (»Magic«). Damit war auf dem pazifischen Kriegsschauplatz eine Wende eingetreten, die es den Amerikanern ermöglichte, zur Strategie des »Inselspringens« überzugehen, um sich Zug um Zug an das japanische Mutterland heranzutasten.
War es bereits bei der Eroberung der ostchinesischen Gebiete durch japanische Truppen immer wieder zu Gewaltexzessen gekommen (u. a. nach der Einnahme Nankings im Dezember 1937, wo die Massaker an der Zivilbevölkerung etwa 200 000 Tote forderten), vollzog sich auch die Okkupation der südostasiatischen Territorien unter Einsatz brutaler Mittel. Konnten die Japaner in einer Reihe ehemaliger europäischer Kolonien ihr militärisches Vorrücken noch als Befreiung der asiatischen Völker von der Herrschaft des »weißen Mannes« verbrämen und sich bei der Errichtung ihrer Besatzungsordnung auf einheimische nationalistische Kreise stützen, so verstärkte sich angesichts der selbstherrlichen, von nationaler Arroganz geprägten Regime der japanischen Militärs, ihrer verfehlten Wirtschaftspolitik, die schließlich gegen Ende des Krieges zu schweren Hungersnöten führte und die mit der Zwangsaushebung von Arbeitskräften verbunden war, die Ablehnung der Neuordnung Ostasiens als »Großostasiatische Wohlstandssphäre«. Insbesondere in China, wo der Krieg nach Schätzungen 1937-45 etwa 20 Mio. Opfer forderte, regte sich der Widerstand in Form v. a. schlagkräftiger kommunistischer Partisanenverbände, gegen die die kaiserliche Armee in »Säuberungsaktionen« mit besonderer Grausamkeit vorging (nach dem Grundsatz: »Alles niederbrennen, alles niedermetzeln, alles ausplündern«). Dabei kam es zu zahlreichen Kriegsverbrechen; ungezählte chinesische Gefangene starben in japanischen Lagern an Hunger, unmenschliche Arbeiten, wurden ermordet oder gingen an Menschenversuchen zugrunde. Ein schweres Schicksal ereilte auch die alliierten Kriegsgefangenen, von denen viele nicht überlebten; etwa 16 000 von ihnen starben beim Bau einer Eisenbahnstrecke durch den Dschungel, deren bekanntester Teil die »Brücke am Kwai« in Thailand wurde. Auch wurden Hunderttausende koreanische, chinesische, philippinische und indonesische Frauen zur Zwangsprostitution in japanischen Militärbordellen als »Trösterinnen« gezwungen. Erst am Ende seiner Besatzungsherrschaft förderte Japan die Bildung unabhängiger Regierung (Birma 1943, Indonesien und Vietnam 1945).
Während des japanischen Vordringens war es am 18. 1. 1942 zu einer Abgrenzung von Operationszonen zwischen Deutschland und Japan gekommen. Trennlinie war der 70. Längengrad, der den größten Teil Indiens und den Indischen Ozean östlich von Madagaskar in den japanischen Operationsbereich fallen ließ. Zu einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen den deutschen und den japanischen Streitkräften kam es jedoch nicht. Hitler lehnte die vom Oberbefehlshaber der Kriegsmarine E. Raeder für ein Zusammenwirken mit den Japanern geforderte Schwerpunktverlagerung der deutschen Kriegführung in den Mittelmeerraum und in den Nahen Osten ab und hielt am Vorrang der Niederringung der UdSSR fest.
Der Krieg in Europa und Nordafrika bis zu seiner militärischen Wende
Strategische Pläne der Anti-Hitler-Koalition: Nach dem Kriegseintritt der USA verbanden sich diese und Großbritannien zu enger strategischen Planung und Kriegführung. Beim ersten Aufenthalt Churchills in Washington, D. C. (22. 12. 1941 bis 14. 1. 1942), wurde das Gremium der »Combined Chiefs of Staff« geschaffen, eine gemeinsame Einrichtung der britischen und amerikanischen Vereinigten Generalstäbe; darüber hinaus wurden die für die Jahre 1942-44 grundlegenden strategischen Entscheidungen bekräftigt: Deutschland blieb der Hauptgegner, dessen Ausschaltung auch Japans Zusammenbruch beschleunigen würde. Anlässlich des zweiten Zusammentreffens in Washington (Juni 1942) beschlossen beide die Landung in Nordafrika. Ausgangsbasis für die Offensive gegen Deutschland blieb - neben der Ostfront - die britische Insel. Eine erfolgreiche Landung auf dem Kontinent erforderte freilich umfangreiche Vorbereitungen an Material und Personal (Eintreffen der ersten amerikanischen Truppen in Nordirland am 26. 1. 1942). Am 19. 8. 1942 scheiterte eine als Erkundungsunternehmen durchgeführte britisch-kanadische Landeoperation bei Dieppe. Seit September 1941 forderte Stalin zur Entlastung der Roten Armee die Errichtung einer zweiten Front, eine Maßnahme, die ihm nach Kriegseintritt der USA von den Westmächten zunächst für 1942, dann für 1943 versprochen wurde. Während dieser Zeit trug die UdSSR an einer zeitweilig bis zu 3 500 km breiten Front die Hauptlast des Krieges gegen Deutschland. Allerdings konnte sie ihre Kräfte auf diese eine Aufgabe konzentrieren, während die Westmächte auf vielen weit auseinander liegenden Kriegsschauplätzen zur See, in der Luft und zu Land gleichzeitig engagiert waren. Da sie ihren Nachschub weltweit organisieren mussten, waren die Aktivitäten in den einzelnen Kampfgebieten voneinander abhängig.
Der See- und Luftkrieg:
Seit dem Wegfall der durch die Nichtkriegführung der USA gesetzten Schranken nahmen zunächst die Erfolge der deutschen U-Boot-Kriegführung gegen die westlichen Alliierten zu. Nach einer letzten Steigerung der deutschen Versenkungsziffern von August 1942 bis März 1943 zeichnete sich jedoch eine Wende ab; die alliierten Neubauten von Handelsschiffen lagen ab März 1943 höher als ihre Verluste auf diesem Gebiet. Seitdem stiegen zugleich die deutschen U-Boot-Verluste derart an (v. a. im Mai 1943: 38 Boote), dass der Befehlshaber der U-Boote (und Nachfolger Raeders als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine ab 31. 1. 1943), K. Dönitz, am 24. 5. 1943 die Bekämpfung der alliierten Geleitzüge im Atlantik abbrach. Die deutsche Überwasserkriegführung war bereits seit der Versenkung des Schlachtschiffs »Bismarck« (27. 5. 1941 praktisch zu Ende gegangen. Eine wichtige Rolle bei der deutschen Niederlage im U-Boot-Krieg spielte »Ultra«, der erfolgreiche Versuch der Briten, den deutschen Funkcode zu entschlüsseln. Obwohl die Reichsführung überzeugt war, mit der Enigma» ein absolut sicheres Verschlüsselungsgerät für die geheimsten Funksprüche von Wehrmacht und SS zu besitzen, war es dem polnischen Geheimdienst schon 1939 gelungen, das Gerät nachzubauen und den Briten zu übergeben. Durch aufwendige Bemühungen einer Spezialistengruppe in Bletchley Park (britische Abhörzentrale nordwestlich von London) konnten bereits ab Mai 1940 deutsche Funksprüche dechiffriert werden. Die Alliierten besaßen damit einen wichtigen Vorteil in der Kriegführung (ein noch bis in die 1970er-Jahre von Großbritannien gehütetes Geheimnis).
Die gegen die deutschen Städte geführten britischen Luftangriffe nahmen, nachdem Arthur Travers Harris (* 1892, ✝ 1984) im Februar 1942 Chef des britischen »Bomber Command« geworden war, mit dem Übergang zu Flächenbombardierungen den Charakter von Terrorangriffen an (Lübeck 28./29. 3. 1942, erster 1 000-Bomber-Angriff auf Köln 30./31. 5. 1942), ohne allerdings die angestrebte psychologische Wirkung auf die deutsche Bevölkerung zu erzielen. Seit Mitte 1943 nahm die alliierte Luftoffensive ständig an Wucht zu. Die britische Kriegführung behielt ihren Schwerpunkt, Angriff auf deutsche Großstädte, bei; u. a. wurden Hamburg (24.-30. 7. 1943: 30 000 Tote) und Berlin (18. 11.-3. 12.1943: 27 000 Tote) besonders schwer getroffen. Ab Frühjahr 1944 verlagerte sich unter dem Einfluss der Amerikaner das Schwergewicht der Luftangriffe auf die Zerstörung der deutschen Treibstoff-, Luftrüstungs- und Kugellagerindustrie. Auch das rumänische Erdölgebiet wurde ab 5. 4. 1944 systematisch angegriffen. Ein rapider Rückgang der Produktion war die Folge. Speer erklärte Hitler, der Krieg sei damit produktionsmäßig verloren.
Die Wende in Nordafrika:
Im Mittelmeerraum änderte sich im Winter 1941/42 zunächst die Situation zu deutschen Gunsten, nachdem die Briten gezwungen waren, einen beträchtlichen Teil ihrer Kräfte nach Südostasien abzuziehen, um die Japaner am weiteren Vordringen zu hindern. Die zwischen Ende November 1941 und Anfang Januar 1942 bis zur Großen Syrte zurückgedrängten deutsch-italienischen Truppen unter Rommel konnten wieder bis in den Raum westlich von Tobruk vorrücken (5. 2. 1942 und eine größere Offensive für den Sommer vorbereiten. Die am 26. 5. 1942 begonnene Offensive der Armee Rommel war zunächst überraschend erfolgreich verlaufen (21. 6. Kapitulation von Tobruk), blieb jedoch dann am 30. 6. vor El-Alamein westlich von Alexandria stecken. Eine Fortsetzung der Offensive in Richtung Kairo und Suezkanal musste am 2. 9. abgebrochen werden.
Die sichtbare Wende auf den europäisch-afrikanischen Schauplätzen trat im Oktober/November 1942 ein. Am 23. 10. begann die 8. britische Armee (B. L. Montgomery) den Großangriff gegen die Armee Rommel, die die El-Alamein-Stellung vom 2. 11. an aufgab, in Etappen nach Westen auswich und sich so der völligen Vernichtung entzog. Ende November 1942 stand sie wieder an der Großen Syrte. Inzwischen war am 7./8. 11. eine amerikanisch-britische Großlandung in Marokko und Algerien unter dem Oberbefehl von D. D. Eisenhower (Operation »Torch«) erfolgt. Damit war der Mittelmeerraum von den Westalliierten zu einer Abnutzungsschlacht großen Stils gewählt. Dabei sollten Italien ganz aus dem Felde geschlagen und so viele deutsche Kräfte gebunden werden, dass anschließend (ursprünglich für 1943 vorgesehen) die Invasion von der britischen Insel aus in Frankreich folgen konnte. Marschall Pétain befahl der französischen Nordafrika-Armee, der alliierten Invasion Widerstand zu leisten; doch nach Kämpfen in Oran, in Algier und im Raum Casablanca wurde auf Weisung des Stellvertreters Pétains, F. Darlan, am 10. 11. 1942 der Widerstand eingestellt. Darlan wurde von den USA als De-facto-Staatschef in Französisch-Nordafrika anerkannt. Rivalitäten zwischen seinem Nachfolger H.-H. Giraud und de Gaulle endeten erst im Sommer 1943 mit der Ausschaltung Girauds und der Durchsetzung de Gaulles im gesamten französischen Kolonialreich.
In Reaktion auf die Vorgänge in Nordafrika befahl Hitler die Errichtung eines deutschen-italienischen Brückenkopfes in Tunesien (ab 9. 11. 1942), den Einmarsch in das bisher unbesetzte Südfrankreich (ab 11. 11.), die Besetzung des anfangs noch ausgesparten Kriegshafens Toulon (27. 11.) - das Gros der französischen Kriegsschiffe versenkte sich dabei selbst - und die Entwaffnung des schwachen französischen Waffenstillstandsheeres. Die Regierung in Vichy wurde endgültig zu einem Satelliten der deutschen Besatzungsmacht.
Nachdem die Armee Rommel am 23. 1. 1943 Tripolis geräumt und sich nach Tunesien zurückgezogen hatte, hielt die neu geschaffene Heeresgruppe Afrika noch eine relativ breite Brückenkopfstellung, die allerdings von den Alliierten, die die absolute Luftherrschaft besaßen und den Nachschub von Sizilien unterbanden, bis Anfang Mai unter zum Teil noch sehr harten Kämpfen immer weiter eingeengt wurde. Am 13. 5. 1943 kapitulierten die Reste der deutschen und italienischen Truppen. Etwa 250 000 Soldaten gerieten in alliierte Gefangenschaft.
Der Krieg in der UdSSR:
Im Sommer 1942 nahm Hitler die Offensive im Osten wieder auf. Die Verluste des ersten Kriegsjahres zwangen ihn jedoch dazu, den Angriff auf einen Teil der Front zu begrenzen. Als strategisches Angriffsziel wurde - v. a. aus wirtschaftlichen Gründen - die Kaukasusregion gewählt, ein Nebenstoß auf Stalingrad sollte die nachfolgenden Operationen im Kaukasus abdecken. Nach Vorkämpfen (Einnahme von Kertsch, 8.-18. 5., Eroberung von Sewastopol, 7. 6.-1. 7. 1942, Kesselschlacht südlich von Charkow, 17.-28. 5. 1942, rd. 240 000 sowjetische Gefangene) konnte die eigentliche Sommeroffensive erst am 28. 6. 1942 beginnen. Am 3. 7. 1942 erreichte der deutsche Angriff, an dem auch eine italienische, eine ungarische und zwei rumänische Armeen teilnahmen, den Oberlauf des Don bei Woronesch und stieß dann donabwärts bis Kalatsch vor. Am 9. 7. begann der Vorstoß gegen den unteren Don, doch wie im Vorjahr gelang auch jetzt nicht die Einkesselung größerer Teile der Roten Armee. Am 23. 7. wurde auf Weisung Hitlers - entgegen der bisherigen Planung - die Offensive zeitgleich mit gleich starken Kräften in Richtung Stalingrad und Kaukasus weitergeführt. Sie blieb nach Erreichen des Hochkaukasus (Hissung der Reichskriegsflagge auf dem Elbrus am 21. 8. 1942) dort am Terek stecken. Die Besetzung einiger Ölfelder bei Maikop (9. 8.), die zudem schwer zerstört waren, reichte nicht aus, um den Treibstoffmangel auf deutscher Seite zu beseitigen. In der daraufhin entstandenen Führungskrise entließ Hitler am 24. 9. 1942 F. Halder als Chef des Heeresgeneralstabes. Bis zum 10. 9. 1942 waren die Verluste des Ostheeres auf 1,6 Mio. Mann gestiegen; sie konnten kaum zur Hälfte ersetzt werden. In grundlegenden Befehlen legte Hitler das Ostheer dennoch auf die Verteidigung des gewonnenen Gebietes in einer weit überdehnten Front fest. In ihr klaffte besonders in der Kalmückensteppe südlich von Stalingrad, das bis Ende Oktober 1942 in schweren Straßenkämpfen gegen den zähen Widerstand der 62. sowjetischen Armee (W. I. Tschujkow) zum größten Teil von der 6. deutschen Armee (F. Paulus) erobert werden konnte, eine mehrere Hundert km breite Lücke, in der v. a. einheimische Hilfskräfte wie das Kalmück. Kavalleriekorps eingesetzt waren.
Die Niederlage von Stalingrad und ihre militärischen Folgen:
Am 19./20. 11. 1942 eröffnete die Rote Armee eine Großoffensive nordwestlich und südlich von Stalingrad, zerschlug die beiden rumänischen Armeen und schloss am 22. 11. den Ring um die 6. Armee zwischen Wolga und Don. Im weiteren Verlauf der Kämpfe wurde auch die 8. italienische Armee zerschlagen. Ein Entsatzversuch der 4. Panzerarmee musste angesichts neuer sowjetischer Angriffe abgebrochen werden. Das Versprechen Görings, eine ausreichende Luftversorgung abzusichern, konnte nicht eingehalten werden. Die hungernden Truppen wurden auf die Stadt Stalingrad zurückgedrängt. Nur 34 000 Verwundete und Spezialisten konnten unter größten Verlusten der Luftwaffe ausgeflogen werden. Da Hitler einen Ausbruch verboten hatte und auch eine Kapitulation ablehnte, leistete die 6. Armee gegen den am 10. 1. 1943 eingeleiteten Generalangriff der Roten Armee auf den Kessel vergeblich Widerstand. Am 31. 1. ergab sich Paulus mit einem Teil der 6. Armee, am 2. 2. 1943 die Restgruppe. Die nationalsozialistische Propaganda suchte die Niederlage von Stalingrad als Fanal für die Ausschöpfung aller Kraftreserven zur »Abwehr des bolschewistischen Ansturms« zu nutzen (Proklamation des »totalen Krieges« durch J. Goebbels am 18. 2. 1943 im Berliner Sportpalast).
In der großen Lücke, die in die südliche Ostfront geschlagen war, drang die Rote Armee weiter nach Westen, über Kursk und Charkow bis in die Gegend des Dnjepr-Knies, vor, wurde dann aber durch die Heeresgruppe Süd (E. von Manstein) noch einmal über Charkow hinaus nach Nordosten zurückgedrängt (März 1943). Es bildete sich wieder eine geschlossene Front, die jedoch im Raum von Kursk einen weit nach Westen vorspringenden Bogen aufwies. Die sich ab Januar 1943 aus dem Kaukasus zurückziehenden deutschen Truppen wurden größtenteils in den Kubanbrückenkopf zurückgeführt, von dort im September/Oktober 1943 auf die Krim. Gegen den Frontbogen um Kursk richtete sich die noch stärker begrenzte deutsche Sommeroffensive 1943 (Unternehmen »Zitadelle« ab 5. 7. 1943), aus der sich die größte Panzerschlacht des Zweiten Weltkriegs entwickelte. Mit dem Frontalangriff gegen die gut vorbereitete und tief gestaffelte sowjetische Abwehr suchte Hitler der Roten Armee in einem Abnutzungskampf so große Verluste beizubringen, dass sich Deutschland später der alliierten Invasionsdrohung im Westen entgegenstellen konnte. Nachdem der Zangenangriff auf den Kursker Bogen jedoch gescheitert war, ließ Hitler den Angriff abbrechen, weil am 10. 7. die Westalliierten auf Sizilien gelandet waren und er eigene Kräfte nach Italien verlegen wollte. Die Initiative im Osten ging endgültig auf die sowjetische Seite über. Trotz dieser militärischen Entwicklung 1942/43 hielt Hitler an seinem ideologischen Kriegsziel, der Vernichtung der europäischen Juden, fest, und war auch zu keinem Kurswechsel in der Ostpolitk bereit, wie ihn Rosenberg und Befürworter in der Wehrmacht propagierten. Weder billigte er eine Lockerung der brutalen Ausbeutungspolitik, noch stimmte er dem Vorschlag zu, aus russischen Freiwilligen ein mit Deutschland verbündetes Heer aufzubauen, das der 1942 in deutsche Kriegsgefangenschaft geratene sowjetische General A. A. Wlassow zur Befreiung Russlands vom Bolschewismus anführen wollte (erst im November 1944 Beginn der Aufstellung einer »Russischen Befreiungsarmee«, die militärisch nicht mehr wirksam werden konnte und nach Kriegsende von den Amerikanern an die Sowjetunion ausgeliefert wurde).
Eine schwere Belastung für die deutsche Kriegführung war - als Folge der auf der »Herrenrassen«-Ideologie beruhenden deutschen Politik - die zunehmende Tätigkeit von Partisanen in den waldreichen Gebieten Kareliens, Weißrusslands, der Gebiete Smolensk, Orel und Brjansk, vor Leningrad und in der Ukraine, die besonders deutschen Verbindungs- und Nachschublinien bedrohte (u. a. »Schienenkrieg«).
Der Vormarsch der Anti-Hitler-Koalition in West und Ost
Kriegsziele und Festigung der Anti-Hitler-Koalition: Auf der Konferenz von Casablanca verkündeten Roosevelt und Churchill am 24. 1. 1943 als ihr Kriegsziel die bedingungslose Kapitulation Deutschlands, Italiens und Japans; außerdem wurde eine Verstärkung der alliierten Bomberoffensive gegen Deutschland beschlossen, in die nunmehr auch die amerikanische Luftwaffe, v. a. in Tagesangriffen gegen rüstungswirtschaftlichen Zentren, eingriff; die britische Luftwaffe führte weiter v. a. Nachtangriffe gegen Großstädte. Im Zusammenhang mit der Entdeckung der Massengräber polnischer Offiziere bei Katyn (April 1943) kam es noch einmal zu einer Krise der Anti-Hitler-Koalition: Die UdSSR brach die diplomatischen Beziehungen zur polnischen Exilregierung in London ab (25. 4. 1943 und stellte ein kommunistisches polnisches Komitee als Kern einer neuen prosowjetischen polnischen Regierung bereit. Die Konferenz der Außenminister der Anti-Hitler-Koalition in Moskau (19. 10.-1. 11. 1943) und v. a. das Treffen der »Großen Drei« (Roosevelt, Churchill, Stalin) in Teheran (28. 11.-1. 12. 1943) brachten eine grundsätzliche Klärung, die im Großen und Ganzen bis zum Kriegsende in Europa anhielt. Endgültig beschlossen wurde die westalliierte Landung in Frankreich für das Frühjahr 1944. Damit war abzusehen, dass die von Osten vordringende Rote Armee mit den westalliierten Invasionstruppen in Deutschland zusammentreffen würde. Über konkrete Maßnahmen für Deutschland in der Nachkriegszeit sollte eine European Advisory Commission (EAC) befinden. Am 12. 9. 1944 wurde ein Abkommen über die künftige Ost-West-Demarkationslinie bei der Zonenaufteilung geschlossen (Londoner Protokolle).
Die Landung der Westalliierten in Italien und der Sturz Mussolinis
: Mit ihrem Landungsunternehmen auf Sizilien (10. 7. 1943 griffen westalliierte Landstreitkräfte erstmals auf dem europäischen Kontinent ein. Nachdem sie auf nur schwachen italienischen Widerstand gestoßen waren, brachten deutsche Truppen den britisch-amerikanischen Vormarsch bei Catania vorübergehend zum Stehen. Unter dem Eindruck eines Bombenangriffs auf Rom (19. 7.) nötigte ein Misstrauensvotum des Großen Faschist. Rates Mussolini am 25. 7. zum Rücktritt. König Viktor Emanuel III. ließ ihn noch am selben Tag verhaften und ernannte Marschall P. Badoglio zum Regierungschef. Dieser ließ nach Geheimverhandlungen am 3. 9. 1943 einen Waffenstillstand mit den Alliierten unterzeichnen (am 8. 9. bekannt gegeben). Am selben Tag landeten britischen Truppen, nachdem ganz Sizilien am 17. 8. in alliierte Hand gefallen war, an der kalabrischen Südküste. Am 9. 9. folgte eine amerikanische Großlandung bei Salerno.
Die seit Mussolinis Sturz vorbereiteten deutschen Gegenmaßnahmen liefen sogleich nach Bekanntwerden der italienischen Kapitulation an. Am 10. 9. wurde Rom von deutschen Truppen besetzt; die italienischen Truppen in Nord- und Mittelitalien, auf dem Balkan und in Südfrankreich wurden entwaffnet, sofern es ihnen nicht gelang, sich - wie zum Teil in Jugoslawien - den Partisanen anzuschließen. Jeglicher Widerstand wurde mit harten Maßnahmen und Racheakten unterdrückt. Die ehemaligen Verbündeten behandelte man nicht als Kriegsgefangene, sondern als »Militärinternierte«, die man zumeist als Zwangsarbeiter einsetzte. Tausende italienische Offiziere wurden erschossen, weil ihre Einheiten sich der Entwaffnung widersetzt hatten. Mussolini wurde am 12. 9. von einem deutschen Fallschirmjägerkommando auf dem Gran Sasso d'Italia befreit und Chef einer von Deutschland abhängigen faschistischen »Repubblica Sociale Italiana« (Republik von Salò). Der König und die Regierung Badoglio (in Bari) erklärten Deutschland am 13. 10. 1943 den Krieg.
Im Oktober 1943 gelang es dem deutschen Oberbefehlshaber Süd A. Kesselring, nördlich von Neapel eine quer über die italienische Halbinsel verlaufende Front aufzubauen. Nachdem sowohl Durchbruchsversuche der Alliierten bei Montecassino als auch die Landeoperation im Rücken der deutschen Front bei Anzio und Nettuno (22. 1. 1944 gescheitert waren, traten die Alliierten am 12. 5. 1944 in Italien zum Großangriff an. Unter Aufgabe von Rom (4. 6. 1944 zogen sich nun die deutschen Truppen auf die Apenninstellung Pisa-Florenz-Rimini zurück, die im Herbst 1944 mehrfach zurückgedrängt, aber nicht durchbrochen werden konnte. In Oberitalien traten stärkere italienische Partisanenkräfte in Erscheinung, die wie schon die Tito-Partisanen in Jugoslawien und die französische Résistance von den Westmächten materiell unterstützt wurden. Die deutschen Einheiten versuchten, mit hemmungslosen Vergeltungsmaßnahmen und Geiselnahmen den Aufstand niederzuwerfen. Dabei wurden auch Frauen und Kinder ermordet (u. a. Erschießung von 335 Italienern am 24. 3. 1944 in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom als Rache für einen Bombenanschlag).
Der Vormarsch der Roten Armee:
Aus der Abwehr des deutschen Unternehmens »Zitadelle« entwickelte sich eine große sowjetische Gegenoffensive. Charkow wurde am 23. 8. 1943, Kiew am 6. 11. zurückerobert, die Krim von den Landverbindungen abgeschnitten. Im Mittelabschnitt gaben die deutschen Truppen am 24. 9. Smolensk auf und bezogen eine Stellung am oberen Dnjepr mit Witebsk und Mogiljow als Angelpunkt. Nach Kämpfen um den mittleren und unteren Dnjepr (Oktober 1943 bis Februar 1944) stieß die Rote Armee im März 1944 in der westlichen Ukraine vor und erreichte im April den östlichen Karpatenrand und den Raum östlich von Lemberg. Nachdem im Norden die Rote Armee im Januar 1944 den deutschen Belagerungsring um Leningrad gesprengt hatte, wich die deutsche Heeresgruppe Nord auf die Linie Narwa-Pleskau-Polozk zurück, sodass die am oberen Dnjepr stehende deutsche Heeresgruppe Mitte einen nach Osten vorspringenden »Balkon« verteidigen musste. Hunderttausende Menschen wurden zwangsevakuiert, zum Stellungsbau eingesetzt oder zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Dazwischen bewegten sich die Trecks der Russlanddeutschen; 600 000 Menschen suchten auf der Flucht vor der Roten Armee eine trügerische Sicherheit im Osten Deutschlands. Bei ihrem Rückzug wandten die deutschen Truppen immer wieder die Taktik der »verbrannten Erde« an. Ein sowjetischer Angriff auf die finnische Front an der Karel. Landenge (9. 6. 1944 drang zwar bis zur finnisch-sowjetischen Grenze von 1940 vor, konnte aber mit deutscher Hilfe aufgehalten werden.
Am dritten Jahrestag des deutschen Angriffs auf die UdSSR, am 22. 6. 1944, eröffnete die Rote Armee eine Großoffensive gegen die deutsche Heeresgruppe Mitte und unterstützte damit die Westalliierten in der gut zwei Wochen zuvor eingeleiteten Invasionsschlacht. Hitler bestand auf starrem Halten der Front mit der Folge, dass es den weit überlegenen sowjetischen Armeen gelang, in wenigen Tagen die Masse der Heeresgruppe aufzureiben (von insgesamt 36 Divisionen wurden 28 vernichtet) und die deutsche Front aufzureißen. Sie drangen bis Ende Juli zur ostpreussischen Grenze und zur mittleren Weichsel im Raum Warschau vor, ehe sie von neu herangeführten deutschen Truppen noch einmal aufgehalten wurden. Der Vorstoß sowjetischer Truppen in den Raum Riga (Besetzung der Stadt am 13. 10. 1944) zwang die Heeresgruppe Nord zum Rückzug aus Estland und dem nördlichen Lettland; im Oktober wurde sie schließlich in Kurland von den Landverbindungen abgeschnitten. Eine am 13. 7. beginnende weitere sowjetische Offensive in Galizien erreichte Ende Juli die obere Weichsel, über die - besonders bei Baranów - sowjetische Brückenköpfe gebildet wurden (29. 7.-4. 8.).
Die Errichtung der zweiten Front im Westen:
Nach monatelanger Vorbereitung (Bombardierung der Verkehrslinien sowie der im Aufbau befindlichen Abschussrampen für die deutschen »V 1«-Waffen in Nordfrankreich und Belgien) begann am 6. 6. 1944 (»D-Day«) morgens die alliierte Großlandung in der Normandie (Operation »Overlord«) unter dem Oberbefehl von Eisenhower. Die von Rommel intensiv vorbereitete Abwehr wurde infolge der alliierten Täuschungsmanöver völlig überrascht. Die alliierte Luftherrschaft machte Bewegungen deutscher Truppen bei Tage unmöglich und führte zum Scheitern der Gegenstöße.
Der am 12. 6. einsetzende Beschuss von London mit »V 1«-Waffen erzielte keinen durchschlagenden Erfolg (V-Waffen). Die Alliierten konnten das deutsche Abwehrsystem an der Küste (Atlantikwall) durchbrechen und ihre Landeköpfe allmählich ausweiten. Nachdem sich die deutsche Normandiefront unter schweren Verlusten mehrere Wochen lang hatte halten können, erfolgte mit dem amerikanischen Durchbruch bei Avranches (30./31. 7. 1944) der Übergang zum Bewegungskrieg, die Masse der 7. deutschen Armee wurde schließlich im »Kessel von Falaise« aufgerieben; restliche Teile zogen sich ab Mitte August über die Seine zurück. Am 25. 8. rückten amerikanische und freifranzösische Truppen in das weitgehend unzerstörte Paris ein. Inzwischen waren am 15. 8. auch an der französischen Mittelmeerküste alliierte Streitkräfte gelandet. Die deutschen Truppen in Westfrankreich erhielten den Befehl, unter Zurücklassung von Besatzungen in einigen Atlantikfestungen Anschluss an die sich aus dem Rhônetal zurückziehenden Verbände zu suchen. Dies gelang im Wesentlichen im westlichen Vorfeld der Vogesen. Die Regierung Pétain wurde am 17. 8. von deutscher Seite gezwungen, Vichy zu verlassen und nach Belfort (20. 8.), dann nach Sigmaringen (8. 9.) überzusiedeln.
In Paris übernahm de Gaulle die Regierung. Der Vormarsch der Alliierten durch Nordfrankreich und Belgien kam Anfang September auf der Linie Scheldemündung-südlich Niederlande-deutschen Westgrenze-westlich von Elsass-Lothringen zum Stehen. Dem Drängen Montgomerys, im Nordabschnitt über den Rhein ins Ruhrgebiet vorzustoßen und so noch vor Winterbeginn die Kriegsentscheidung herbeizuführen, folgte Eisenhower nicht. Die schließlich dennoch durchgeführte Luftlandung im Raum Eindhoven—Arnheim—Nimwegen (Operation »Market Garden«, 17.-26. 9. 1944) war daher nur sehr begrenzt erfolgreich. Während die Amerikaner die frontnäheren Brückenköpfe bei Nimwegen bilden konnten, wurden die Briten (Schwerpunkt der Kämpfe an der Brücke von Arnheim) von einem SS-Panzerkorps weitgehend aufgerieben (nur knapp 2 400 von den etwa 10 000 Soldaten derLuftlandetruppen entkamen).
Der 20. Juli 1944:
Während der katastrophalen Niederlage der Heeresgruppe Mitte und in Erwartung des unvermeidlich bevorstehenden Zusammenbruchs der deutschen Front in der Normandie unternahm C. Graf Schenk von Stauffenberg am 20. 7. 1944 im Hauptquartier »Wolfsschanze« (bei Rastenburg) ein Attentat auf Hitler (Zwanzigster Juli). Durch dessen Beseitigung sollte ein erträglich schnelles Kriegsende herbeigeführt, v. a. aber eine Selbstreinigung Deutschlands von der verbrecherischen nationalsozialistischen Führung eingeleitet werden. Das Unternehmen scheiterte. In Reaktion auf den versuchten Militärputsch ernannte Hitler H. Himmler, den Reichsführer SS und Chef der Heeresrüstung, zum Befehlshaber des Ersatzheeres; Goebbels proklamierte als neu ernannter Generalbevollmächtigter für den totalen Kriegseinsatz am 3. 8. 1944 zum zweiten Mal den »totalen Krieg«. Am 25. 9. wurden alle waffenfähigen Männer zwischen 16 und 60 Jahren zum Deutschen Volkssturm aufgerufen.
Vom Abfall Rumäniens bis zum Scheitern der deutschen Ardennenoffensive:
Der sich anbahnende, endgültige deutsche Zusammenbruch veranlasste die kleineren Verbündeten zum Ausscheiden aus dem Krieg oder zum Frontwechsel. Nachdem die Rote Armee am 20. 8. zur Großoffensive gegen Rumänien angetreten war, ließ König Michael I. am 23. 8. Antonescu verhaften und berief eine neue Regierung, die am 25. 8. dem Deutschen Reich den Krieg erklärte und am 12. 9. 1944 in Moskau einen Waffenstillstand mit den Alliierten schloss. Am 5. 9. rückte die Rote Armee nach einer Kriegserklärung der UdSSR in Bulgarien ein, das am 9. 9. 1944 die Front wechselte (Waffenstillstand am 28. 10. 1944 in Moskau). Der ungarische Reichsverweser M. Horthy, der am 15. 10. 1944 ebenfalls einen Frontwechsel Ungarns einzuleiten versuchte, wurde durch eine deutsche Gegenaktion zur Abdankung gezwungen. Das danach von Deutschland installierte Pfeilkreuzler-Regime (unter F. Szálasi) führte den Kampf an deutscher Seite weiter. Während sich unter sowjetischem Schutz am 5. 12. 1944 in Debrecen eine Gegenregierung bildete, fiel die von der Roten Armee zwei Monate lang belagerte Hauptstadt Budapest erst am 11. 2. 1945 in deren Hand. Einen Aufstand in der Slowakei ab 29. 8. 1944 konnten die deutschen Truppen bis Anfang November 1944 niederwerfen. Nach dem Abfall Rumäniens und Bulgariens wurde der deutsche Rückzug aus Griechenland eingeleitet (ab 3. 10.). Er vollzog sich unter Abwehr von Partisanenangriffen auch aus Albanien, Makedonien und Serbien (20. 10. 1944Einnahme Belgrads durch die Rote Armee und Tito-Partisanen).
Am 19. 9. 1944 hatte Finnland einen Waffenstillstand mit der UdSSR und Großbritannien geschlossen. Die darin gesetzte Frist für den Rückzug der deutschen Truppen (15 Tage) konnte im Norden nicht eingehalten werden. Die 20. Gebirgsarmee begann am 7. 10. mit ihrem Rückzug von der Front westlich von Murmansk; sie räumte Petsamo am 15. 10. und zog sich auch aus dem nördlichsten Teil Norwegens zurück. Aufgrund des Waffenstillstands waren die Finnen zum Kampf gegen die deutschen Truppen gezwungen.
Wie 1943 stellte auch 1944 das Problem der künftigen Regierung Polens die schwerste Belastung für die Anti-Hitler-Koalition dar. In Cholm ließ die UdSSR am 22. 7. 1944 das Polnische Komitee der Nationalen Befreiung, das Lubliner Komitee, bilden, mit dem sie bereits am 26. 7. einen Vertrag schloss, der u. a. die Oder-Neiße-Linie als künftige polnische Westgrenze vorsah. Die Bildung dieses Komitees löste als Reaktion auf nationalpoln. Seite den Aufstand der Armia Krajowa (AK) in Warschau am 1. 8. 1944 aus. Die deutschen Streitkräfte konnten jedoch, da die Rote Armee auf dem Ostufer der Weichsel verhielt, den Warschauer Aufstand 2) niederwerfen (bis zum 2. 10. 1944). Warschau wurde danach dem Erdboden gleichgemacht. Schwierigkeiten zwischen den Mächten der Anti-Hitler-Koalition in Südosteuropa wurden durch Absprachen über Operations- oder Einflusszonen fürs Erste bereinigt. Außer in Griechenland, wo die Briten einen am 3. 12. 1944 ausgelösten Aufstand der kommunistisch beherrschten E. A. M. niederwarfen, und in Jugoslawien, wo sich sowjetischer und westlicher Einfluss die Waage halten sollten, wurde überall auf der Balkanhalbinsel die Dominanz des sowjetischen Einflusses bestätigt.
Im Dezember 1944 versuchte Hitler, mit den letzten deutschen Reserven einen Durchbruch über die Maas bis Antwerpen zu erzwingen und die britischen und amerikanischen Truppen an der Westfront voneinander zu trennen. Am 16. 12. begann - überraschend für die Alliierten - mit der Ardennenoffensive die letzte deutsche Offensive dieses Krieges. Nach Anfangserfolgen und Vordringen bis in die Nähe von Dinant blieb der Angriff angesichts der alliierten Luftüberlegenheit und Treibstoffmangels nach wenigen Tagen stecken. Der ab dem 8. 9. 1944 gegen London gerichtete Einsatz von »V 2«-Raketen - als Steigerung des Beschusses mit »V 1«-Flugbomben - wurde nun auch gegen Antwerpen und Lüttich gewendet. Der wichtige alliierte Nachschubhafen Antwerpen war das Ziel von 8 696 Flugbomben und 1 261 Raketen. Obwohl mehr als 60 % der Flugbomben von der alliierten Abwehr abgeschossen werden konnten (gegen die Raketen gab es kein Mittel), wurden fast 100 000 Gebäude zerstört oder beschädigt, außerdem mehr als zehntausend Menschen getötet oder schwer verletzt. Ähnlich waren die Folgen der Angriffe auf London. Bis zur Einstellung des Beschusses (27. 3. 1945 schlugen rd. 1 100 »V 2«-Raketen in Großbritannien ein.
Das Ende des Krieges in Europa 1945
Der sowjetische Vorstoß nach Deutschland: Die Ardennenoffensive und die anschließenden Kämpfe am Plattensee hatten die letzten operativen Reserven der Wehrmacht verbraucht. Am 12. 1. 1945 begann, vom Brückenkopf Baranów ausgehend, eine sowjetische Großoffensive, die den gesamten Raum von den Karpaten bis zur Memel umfasste und gegen das deutsche Ostheer in kurzer Zeit zu entscheidenden Erfolgen führte. Am 17. 1. nahmen die sowjetischen Truppen Warschau, am 19. 1. Krakau und Lodz. Ein Vorstoß vom Narew über Allenstein bis Elbing und ans Frische Haff schnitt Ostpreußen vom übrigen Reich ab. Königsberg (Pr) wurde Ende Januar eingeschlossen. Nur über See konnte die aus diesen Gebieten in großen Trecks flüchtende deutsche Bevölkerung noch nach Westen gelangen (vom 23. 1. bis 9. 5. 1945 über 2 Mio. Menschen). Von einem sowjetischen U-Boot torpediert, sank u. a. die Wilhelm Gustloff mit etwa 5 300 Menschen. Die Ostseeverbindung blieb bis zuletzt offen.
Schon ab Herbst 1944 hatte die SS die Konzentrations- und Vernichtungslager mit dem Näherrücken der sowjetischen Front allmählich aufgelöst und die Lagerinsassen in »Todesmärschen« nach Westen (in die noch bestehenden Lager) getrieben. Am 30. 1. erreichte die Rote Armee die Oder zwischen Frankfurt (Oder ) und Küstrin. Hitler hielt sich ab dem 16. 1. in Berlin auf. Abgesehen von Breslau, das sich bis zum 6. 5. hielt, waren der größte Teil Schlesiens sowie ganz Westpreußen und Hinterpommern bis Ende März in sowjetischer Hand. Danzig fiel am 30. 3., Königsberg am 9. 4., Pillau am 25. 4.
Die Schlussoffensive der Westalliierten:
Die Offensive der Westalliierten in Richtung der vorgesehenen Besatzungszonen begann am 8. 2. mit einem kanadischen Vorstoß östlich von Nimwegen (v. a. Kämpfe um den Reichswald bei Kleve), am 23. 2. mit einer amerikanischen Großoffensive an der Rur zwischen Düren und Jülich, wo die amerikanischen Truppen besonders bei den Kämpfen im Hürttgenwald große Verluste erlitten. Am 7. 3. brachen diese bis Köln durch und nahmen am selben Tag die unzerstörte Brücke bei Remagen. Britische Truppen stießen vom Raum Wesel aus (ab 24. 3. 1945) nach Norden zur Abschnürung der »Festung Holland« und nach Osten über Münster zur Elbe (19. 4. 1945, nach Holstein und Mecklenburg vor (Bremen 26. 4.; Lübeck und Wismar 2. 5.), wo sie mit der sowjetischen Armee zusammentrafen; zugleich drangen sowjetische Truppen nach Mecklenburg vor, weitere trafen am 25. 4. bei Torgau an der Elbe mit amerikanischen Einheiten zusammen. Um die Heeresgruppe B (Model) im Ruhrgebiet schloss sich am 1. 4. der Ring. Ihre Reste kapitulierten am 18. 4. Inzwischen hatten amerikanische Streitkräfte am 14. 4. bei Dessau die Elbe erreicht und besetzten am 18./19. 4. Leipzig. Am 3. 5. rückten britische Truppen in das zur offenen Stadt erklärte Hamburg ein.
Das Gros der Amerikaner wandte sich nach Süddeutschland, um zusammen mit den in Oberitalien ab dem 21. 4. vordringenden Kräften gegen die angenommene »Alpenfestung« vorzugehen. Am 29. 4. erfolgte in Caserta die Kapitulation der deutschen Truppen in Italien; in der Folge löste sich die Republik von Salò auf, Mussolini wurde auf der Flucht ermordet. Am 30. 4. nahmen die amerikanischen Truppen München. Französische Streitkräfte eroberten am 22. 4. Stuttgart und stießen an der oberen Donau und am Hochrhein in Richtung Bodensee vor. Die amerikanischen Streitkräfte hielten ihren Vormarsch nach Osten an der Linie Wismar-Magdeburg-Leipzig-Pilsen-Linz an und überließen die Eroberung von Berlin, Prag und Wien der Roten Armee. Am 13. 4. nahm diese Wien ein. Am 30. 4. waren Tito-Partisanen und Briten in Triest zusammengetroffen.
Die Eroberung Berlins und die deutsche Kapitulation:
Die sowjetische Schlussoffensive begann am 16. 4. an Oder und Lausitzer Neiße. Oberbefehlshaber waren die Marschälle G. K. Schukow und I. S. Konjew; ihre Truppen konnten am 25. 4. Berlin einschließen. Am 2. 5. 1945 kapitulierte der Stadtkommandant mit den Resten der Verteidiger. Das mit Flüchtlingen überfüllte Dresden wurde durch britische und amerikanische Luftangriffe (13./14. 2. 1945) zerstört und am 8. 5. besetzt; die Einnahme Prags erfolgte am 10. 5.
Hitler, der noch am 19. 3. 1945 den »Nero-Befehl« gab (Zerstörung aller vom Feind zu nutzenden Einrichtungen in Deutschland) und bis zum Schluss Hoffnungen für einen Entsatz Berlins durch die »Armee Wenck« nährte, beging am 30. 4. 1945 im »Führerbunker« der Berliner Reichskanzlei Selbstmord, nachdem er Dönitz zu seinem Nachfolger als Staatsoberhaupt ernannt hatte. Dieser ließ, nachdem die deutschen Streitkräfte in den Niederlanden, Dänemark und Nordwestdeutschland am 4. 5. kapituliert hatten, am 7. 5. 1945 um 2.41 Uhr durch den Chef des Wehrmachtführungsstabes A. Jodl im alliierten Hauptquartier in Reims die bedingungslose deutsche Gesamtkapitulation unterzeichnen. Sie wurde am 9. 5. 1945 um 0.16 Uhr im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst vom Chef des Oberkommandos der Wehrmacht W. Keitel wiederholt. Gemäß den Vereinbarungen von Reims trat die Kapitulation am 8. 5. 1945 um 23.01 Uhr MEZ (9. 5. 19450.01 Uhr Sommerzeit) in Kraft. Mit der Verhaftung der Regierung Dönitz in Flensburg (23. 5. 1945 war die vollständige Besetzung Deutschlands und der Übergang der Macht auf die Anti-Hitler-Koalition abgeschlossen. In den letzten Tagen hatten sich noch große Teile des deutschen Ostheeres in den westlichen Machtbereich abgesetzt.
Konferenzen der Siegermächte:
Auf der Jalta-Konferenz (4.-11. 2. 1945) hatten sich Roosevelt, Churchill und Stalin um eine Einigung über ihre Deutschland- und Polenpolitik bemüht. Eine Deklaration der »Großen Drei« verkündete Prinzipien für ein »befreites Europa«. In einem Geheimabkommen machten die USA Zugeständnisse auf Kosten der Souveränität Chinas in der Mandschurei, um einen Kriegseintritt der UdSSR gegen Japan nach Beendigung des Krieges in Europa zu erreichen.
Nach dem Tod Roosevelts (12. 4. 1945 nahm sein Nachfolger H. S. Truman gegenüber den sowjetischen Machtansprüchen in Ost-, Südost- und Mitteleuropa eine zunehmend ablehnende Haltung ein. Stalin sagte sich in seiner Proklamation vom 9. 5. 1945 von dem in Jalta beschlossenen Konzept einer »Zerstückelung« Deutschlands los. Am 5. 6. 1945 verkündeten die vier alliierten Oberbefehlshaber die Übernahme der Obersten Gewalt in ganz Deutschland (deutsche Geschichte).
Auf der Potsdamer Konferenz (17. 7.-2. 8. 1945) fanden die Mächte der Anti-Hitler-Koalition nur noch Lösungen in Formelkompromissen (Potsdamer Abkommen). Sie wollten einerseits eine wirtschaftliche Einheit Deutschlands erhalten, andererseits bereitete die unzulängliche Lösung des Reparationsproblems der unterschiedlichen Behandlung der Besatzungszonen in Osten und Westen den Weg. Die Gebiete östlich von Oder und Lausitzer Neiße wurden der Verwaltung Polens, das nördliche Ostpreußen der UdSSR unterstellt. Die Aussiedlung der deutschen Bevölkerung aus Polen (einschließlich der bisherigen deutschen Ostgebiete), der Tschechoslowakei und Ungarn sollte »in humaner Weise« erfolgen. Über 10 Mio. Menschen waren aus ihrer Heimat geflüchtet oder wurden vertrieben. 473 000 Todesfälle bei Flucht oder Vertreibung sind belegt.
Der Krieg im Pazifik 1942-45
Die Rückgewinnung der von Japan 1941/42 eroberten Gebiete vollzog sich gegen den harten Widerstand der japanischen Inselbesatzungen und bei höchster Opferbereitschaft der japanischen Soldaten (Kamikaze) sehr langsam, obwohl 1943 etwa die Hälfte der amerikanischen Streitkräfte im Pazifik eingesetzt war.
Am 7. 8. 1942 landeten die amerikanischen Streitkräfte auf der Salomoninsel Guadalcanal, die zum Schauplatz einer monatelangen Abnutzungsschlacht wurde; erst am 8. 2. 1943 gaben die Japaner auf. Im mittleren Pazifik stießen die amerikanischen Streitkräfte unter C. Nimitz in Richtung auf die Marianen, im Südwestpazifik die unter D. MacArthur stehenden Kräfte über Neuguinea in Richtung auf die Philippinen vor. Um die Landverbindung zu China (Chiang Kai-shek) wiederherzustellen, suchten die Briten Birma zurückzugewinnen. Von dort aus versuchten die Japaner ihrerseits am 4. 2. 1944 mithilfe der indischen Nationalarmee S. C. Boses einen Vorstoß nach Assam, blieben aber bereits kurz hinter der Grenze stecken. Am 17. 4. 1944 begann die japanische Armee in China eine Großoffensive, um eine Landverbindung mit Indochina herzustellen. Die Eroberung der Marianeninsel Saipan durch die Amerikaner (15. 6.-9. 7. 1944) führte zum Rücktritt des japanischen Kriegskabinetts unter Tōjō Hideki.
Am 20. 10. 1944 eröffnete MacArthur mit der Landung auf der Insel Leyte die Rückeroberung der Philippinen. In der Seeschlacht bei den Philippinen (23.-26. 10. 1944) verloren die Japaner vier Flugzeugträger und drei Schlachtschiffe und damit den Kern ihrer Flotte. Am 23. 2. 1945 wurde Manila, am 28. 2. auch die Felseninsel Corregidor zurückgewonnen. Von Saipan und Guam aus unternahmen die amerikanischen Streitkräfte von November 1944 an schwere Luftangriffe auf Tokio und andere japanische Großstädte. Am 1. 4. 1945 landeten sie auf der Ryūkyūinsel Okinawa. Sie wurde nach sehr schweren Kämpfen bis zum 21. 6. eingenommen. Damit waren die amerikanischen Luftbasen nahe an das japanische Mutterland herangeschoben. Die Briten (Lord Mountbatten) hatten ab März 1945 Birma zurückerobert und waren am 3. 5. 1945 in das von den Japanern geräumte Rangun vorgedrungen; damit war der Weg nach Singapur und Thailand offen.
Die sowjetische Regierung kündigte am 5. 4. 1945 den Neutralitätsvertrag mit Japan. Sie negierte alle japanische Anfragen um Vermittlung eines Friedens mit den USA. Die Antwort der japanischen Regierung auf die Aufforderung der Potsdamer Konferenz vom 26. 7. 1945 zu bedingungsloser Kapitulation wurde von den Alliierten für unzureichend erklärt. Am 6. 8. 1945 warfen die USA die erste Atombombe auf Hiroshima (Zerstörung der Stadt zu 80 %), um eine schnellere Beendigung des Pazifikkrieges und die endgültige Kapitulation Japans zu erreichen. Ob und inwieweit auch andere Gründe eine Rolle bei dem Entschluss spielten, z. B. eine Machtdemonstration gegenüber dem sowjetischen Verbündeten oder Rücksicht auf die enormen Kosten, die für Entwicklung und Herstellung der Bombe aufgewandt worden waren, ist bis heute umstritten. Tatsächlich zeichnete sich zu diesem Zeitpunkt bereits die Kapitulationsbereitschaft der Japaner ab. Am 8. 8. erklärte die UdSSR Japan den Krieg und ließ ihre Truppen am folgenden Tag in die Mandschurei einrücken, an dem Tag, an dem die USA eine zweite Atombombe auf Nagasaki abwarfen. Am 10. 8. teilte die japanische Regierung den USA ihre Kapitulationsbereitschaft unter dem Vorbehalt mit, dass die Vorrechte des Kaisers Hirohito nicht beeinträchtigt werden dürften. In ihrer Antwort verkündeten die USA den Beschluss, den Kaiser und die japanische Regierung einem Oberkommando der alliierten Streitkräfte zu unterstellen. Am 15. 8. befahl der Kaiser allen japanischen Streitkräften die sofortige Einstellung des Kampfes. Der Vormarsch der Roten Armee ging dessen ungeachtet weiter. Am 22. 8. wurden Port Arthur und Dairen besetzt, andere sowjetische Truppen landeten auf den Kurilen und rückten in Nordkorea ein. Am 30. 8. 1945 übergaben die Japaner Hongkong wieder den Briten.
Am 2. 9. 1945 wurde die Kapitulation Japans auf dem amerikanischen Schlachtschiff Missouri in der Bucht von Tokio unterzeichnet. Am 9. 9. kapitulierte in Nanking auch die japanische Armee in China. Die Entwaffnung der japanischen Truppen war am 24. 10. 1945 beendet. Die japanische Hauptinsel sowie Südkorea wurden von den USA besetzt. Der amerikanische General MacArthur übernahm die Kontrolle über Japan.
Die Regierung Chiang Kai-shek, von Chongqing nach Nanking zurückkehrend, hatte am 14. 8. 1945 die von Roosevelt in Jalta Stalin zugestandenen Einschränkungen der Souveränität in einem »Freundschaftsvertrag« mit der UdSSR akzeptieren müssen. Beträchtliche Teile Nordchinas wurden von den kommunistischen Truppen Mao Zedongs eingenommen, die bisher in die nationale Einheitsfront gegen die Japaner eingebunden waren.
Bilanz des Zweiten Weltkrieges
Der Zweite Weltkrieg als der bisher verheerendste militärische Konflikt der Weltgeschichte forderte unter der Zivilbevölkerung und den Soldaten insgesamt zwischen 55 und 62 Mio. Tote. Davon entfielen allein auf die UdSSR mindestens 27 Mio. (früher von der Sowjetunion mit 20 Mio. angegeben), auf Deutschland 5,25, auf Polen 4,5-6, auf Jugoslawien rd. 1 Mio. (nach früheren offiziellen Angaben 1,7) und auf Japan 1,8 Mio. Die USA hatten 318 000, Großbritannien 386 000, Frankreich 810 000, Italien 330 000, Rumänien 378 000, Ungarn 420 000, Finnland 84 000 Kriegstote zu beklagen. Etwa 6 Mio. europäische Juden fielen unter nationalsozialistische Herrschaft dem Holocaust zum Opfer.
Neben der unvorstellbar hohen Zahl von Toten bewirkte der Zweite Weltkrieg, dass rd. 20 Mio. Menschen aus ihrer Heimat flüchten mussten oder aus ihr vertrieben, deportiert oder als Zwangsarbeiter verschleppt wurden.
Deutschland, Italien und Japan schieden als Großmächte aus dem Weltmächtesystem aus. In Europa hatten die USA und die zur Weltmacht aufgestiegene UdSSR die Entscheidung herbeigeführt, nachdem Frankreich 1940 dem deutschen Ansturm unterlegen und Großbritannien allein nicht in der Lage gewesen war, die Herrschaft des nationalsozialistischen Deutschlands über den größten Teil des europäischen Kontinents wieder zu brechen. Den Macht- und Einflusssphären der USA und der UdSSR entsprechend wurde Europa (und Deutschland) nun faktisch geteilt (Ost-West-Konflikt) und während des Kalten Krieges in zwei gegensätzliche wirtschaftlich-politische und militärische Blöcke eingebunden. Von Westeuropa ausgehend, löste die Teilung des Kontinents verstärkte Bemühungen um Zusammenarbeit (europäische Integration, Europa, Geschichte) aus. Mit dem Ziel, künftig den Weltfrieden zu sichern und die internationalen Beziehungen zu fördern, entstanden 1945 die Vereinten Nationen. In Ostasien hingegen dominierten zunächst die USA. Allerdings entstanden auch hier bis 1949 mit der Volksrepublik China und der »Demokratischen Volksrepublik Korea« (Nord-Korea) zwei kommunistische Staaten, später andere in Südostasien. Der weitere Abstieg Großbritanniens und Frankreichs, auch als Kolonialmächte (Entkolonialisierung), zeichnete sich ab, obwohl sie zu den Hauptsiegermächten zählten. Gegen verantwortliche deutsche und japanische Politiker und Militärs wurden 1945/46 in Nürnberg und 1946-48 in Tokio Kriegsverbrecherprozesse geführt. Zu Friedensschlüssen kam es mit Italien und den kleineren Verbündeten Deutschlands (10. 2. 1947 in Paris). Die USA (nebst ihren Verbündeten) schlossen 1951 mit Japan den Friedensvertrag von San Francisco. Der wiederhergestellte Staat Österreich erhielt von den vier Siegermächten 1955 einen Staatsvertrag. Fundamentale Interessengegensätze zwischen den Weltmächten in Zentraleuropa stellten sich einem gemeinsamen Friedensschluss mit Deutschland von Anfang an entgegen. Jedoch erklärten die Westmächte 1951, die UdSSR 1955 den Kriegszustand mit ganz Deutschland für beendet. Der endgültige Schlussstrich wurde jedoch erst 1990 mit der Vereinigung der beiden deutschen Nachkriegsstaaten und den begleitenden völkerrechtlichen Verträgen gezogen.
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Arno J. Mayer: Der Krieg als Kreuzzug. Das Dt. Reich, Hitlers Wehrmacht u. die »Endlösung« (a. d. Amerikan., 1989);
D. Rebentisch: Führerstaat u. Verw. im Zweiten W. (1989);
H. Graml: Europas Weg in den Krieg. Hitler u. die Mächte 1939 (1990);
O. Groehler: Bombenkrieg gegen Dtl. (Berlin-Ost 1990);
1939. An der Schwelle zum W. Die Entfesselung des Zweiten W. u. das internat. System, hg. v. K. Hildebrand (1990);
Der dt. Überfall auf die Sowjetunion. »Unternehmen Barbarossa« 1941, hg. v. G. R. Ueberschär u. a. (Neuausg. 1991);
Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt zum »Unternehmen Barbarossa«, hg. v. B. Wegner (1991);
J. Rohwer: Der Krieg zur See 1939-1945 (1992);
A. Hillgruber: Hitlers Strategie. Politik u. Kriegführung 1940-1941 (31993);
R. Edmonds: Die Großen Drei. Churchill, Roosevelt u. Stalin in Frieden u. Krieg (a. d. Amerikan., Neuausg. 1994);
M. Bloch: Die seltsame Niederlage. Frankreich 1940 (a. d. Frz., Neuausg. 1995);
The Oxford companion to the Second World War, hg. v. I. C. B. Dear (Oxford 1995);
G. Schreiber: Dt. Kriegsverbrechen in Italien (1996);
C. Streit: Keine Kameraden. Die Wehrmacht u. die sowjet. Kriegsgefangenen 1941-1945 (Neuausg. 1997);
Der dt. Angriff auf die Sowjetunion 1941, hg. v. G. R. Ueberschär (1998).
Weitere Quellen u. Literatur bei den Artikeln der einzelnen Länder.
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Wẹlt|krieg, der: Krieg, an dem viele Länder der Welt, bes. die Großmächte beteiligt sind: ... ist in Korea ein lokal begrenzter W. geführt worden (Dönhoff, Ära 175); W. I war hier noch unvergessen (Kuby, Sieg 237); Ein Dritter W.! (Hilsenrath, Nazi 371); einen [neuen] W. anzetteln; Der Oberbefehlshaber - eine hohe schlanke Erscheinung, schon im Ersten W. Generalstabsoffizier (Plievier, Stalingrad 221); in einer Gegend, die vor dem W. zu Russland gehörte (Seghers, Transit 214); zwischen den beiden -en.
Universal-Lexikon. 2012.