Lọft|jazz 〈[-dʒæs] m.; -; unz.; Mus.〉 progressive Form des live gespielten Jazz, häufig in leerstehenden Gebäuden dargeboten [<engl. loft „Dachboden, Speicher“ + Jazz]
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Loftjazz
[amerikanisch, 'lɔftdʒæz], ist keine Musikrichtung, sondern ein Jazzszene eigener Art, eine Veranstaltungs- und Organisationsform der New Yorker Jazz-Avantgarde, die Mitte der Siebzigerjahre ihren Höhepunkt hatte. Loft (wörtlich »Speicher, Dachboden«) werden die zumeist ein ganzes Stockwerk umfassenden Räume in mehrstöckigen Lagerhäusern genannt. Die in New York vor allem an der Südostseite Manhattans gelegenen Gebäude wurden gegen Ende der Sechzigerjahre angesichts der chaotischen Verkehrsprobleme in der City und fehlender Expansionsmöglichkeiten hier von ihren Besitzern nach und nach geräumt. In die leer stehenden Lagerhallen zogen Maler, Bildhauer, Theatergruppen und Musiker ein, die hier sowohl billige Quartiere als auch Atelierräume oder Probenmöglichkeiten fanden. In den alten ausgedienten Lagerhäusern konnte sich so eine Kunstszene entfalten, die wegen ihrer unkommerziellen Kompromisslosigkeit andernorts einfach keinen Platz hatte. Das galt auch für die Musiker der New Yorker Free-Jazz-Zirkel (Free Jazz), die hier zunächst Probenmöglichkeiten suchten und aus den Lofts dann locker organisierte Kommunikationszentren des Avantgarde-Jazz machten. Auf diese Weise entstand eine Alternative zum herkömmlichen kommerziellen Betrieb der Jazzklubs, die in den Siebzigerjahren zu einem der wichtigsten, von den Musikern selbst verwalteten Forum des neuen Jazz geworden ist. In dem Maße allerdings, wie sich die Lofts als Veranstaltungsform etablierten, Zulauf und Erfolg hatten, sahen sich die Initiatoren der Loftkonzerte selbst in die Rolle des traditionellen Veranstalters gedrängt, hatten mit Finanzierungsmodalitäten und Organisationsproblemen zu tun, begannen sich gegenseitig Konkurrenz zu machen. Als sich 1977 vier der regelmäßig Konzerte veranstaltenden Lofts zum New York Loft Jazz Celebration, einem dreitägigen Festival, vereinigten, zeichneten sich im Vorfeld dieser Veranstaltung bereits die ersten Querelen ab, die dann zum offenen, von der Presse weidlich hochgespielten Konflikt zwischen den Lofts führten und binnen weniger Monate das Auseinanderfallen der Loftszene zur Folge hatten. War der zeitgenössische Jazz hier als eine engagierte Gegenkultur verstanden worden, in der sich die Suche der Musiker nach neuen, spontanen und politisch vermittelten Kommunikationsformen außerhalb der etablierten Institutionen und im bewussten Widerstand gegen sie spiegelte, so zeigte der rasche Niedergang der Lofts andererseits, wie sehr eine durchdachte und effektive Organisationsform fehlte, dass Spontaneität und Kreativität organisiert sein müssen, sollen sie gegenüber einem kommerziellen Musikbetrieb bestehen.
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Lọft|jazz, der: in alten Industrieanlagen, Fabriken o. Ä. (ohne Konzertveranstalter) zu Gehör gebrachter (stilistisch neuartiger) Jazz.
Universal-Lexikon. 2012.