Rou|en [ru̯ã: ]:
Stadt in Frankreich an der Seine.
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Rouen
[rwã], Hauptstadt der Region Haute-Normandie und des Départements Seine-Maritime, Frankreich, 10 m über dem Meeresspiegel, am Unterlauf der Seine 125 km vor ihrer Mündung, 103 000 Einwohner (städtische Agglomeration 380 000 Einwohner); Sitz eines Erzbischofs und kultureller Mittelpunkt der Normandie mit Universität (1966 gegründet); Kunst- und Keramikmuseum, Altertumsmuseum. Daneben ist Rouen Markt- und Bankenzentrum (mit Börse) sowie bedeutende Industriestadt mit Maschinen-, Schiff- und Fahrzeugbau, Textil- (besonders Baumwoll-), Leder- und chemische Industrie. Der Hafen kann von Seeschiffen bis 9,5 m Tiefgang erreicht werden. Erdölraffinerie in Le Grand-Quevilly, Produktenleitungen nach Paris; flussabwärts neue Industriezonen.
Die Bauwerke der Stadt erlitten im Zweiten Weltkrieg schwere Schäden und wurden restauriert: Gotische Kathedrale (13.-16. Jahrhundert) mit Resten des romanischen Vorgängerbaus, reicher plastischer Schmuck an Westfassade (16. Jahrhundert), Nord- und Südportal (15. Jahrhundert); im Innern ornamentierte Bibliothekstreppe (15. Jahrhundert), Renaissancegrabmal (16. Jahrhundert) der Kardinäle Georges I. und Georges II. d'Amboise; ehemalige Benediktinerabteikirche Saint-Ouen (14./15. Jahrhundert auf Vorgängerbau) im Flamboyantstil; gotische Kirche Saint-Maclou (15./16. Jahrhundert) mit ehemaligem Klosterhof (16. Jahrhundert); alle genannten Kirchen besitzen Glasmalereien (13. bis 16. Jahrhundert), besonders aber Saint-Godard und Saint-Pierre; Tour Jeanne d'Arc (13. Jahrhundert); Uhrturm Le Gros Horloge (1527; Uhr aus dem Belfried von 1389 hierher versetzt); Justizpalast (16. Jahrhundert); zahlreiche Wohnbauten der Renaissance, u. a. Hôtel de Bourgtheroulde (1. Hälfte 16. Jahrhundert); die Place du Vieux Marché wird seit 1979 im Osten und Norden durch einen Neubau geschlossen, der die Kirche Sainte-Jeanne-d'Arc beherbergt (im Innern Fenster der im Krieg zerstörten Kirche Saint-Vincent, 16. Jahrhundert).
Rouen, das antike Rotomagus (Ratomagus), wurde im 10. Jahrhundert (911 Belehnung des Normannenführers Rollo, der den Titel Graf von Rouen erhielt, mit dem Gebiet der Normandie) eine der Hauptstädte des Herzogtums Normandie und entwickelte sich zu einem bedeutenden Zentrum des Handels und der Tuchindustrie. Am 30. 5. 1431 wurde in Rouen Jeanne d'Arc verbrannt. Zur wirtschaftlichen Blüte gelangte Rouen zwischen 1450 und 1550. Durch die Religionskriege und die Fronde geschwächt, blieb Rouen dennoch einer der bedeutendsten Häfen Frankreichs.
R. Herval: Histoire de R., 2 Bde. (Rouen 1947-49).
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Rou|en [ru̯ã:]: Stadt in Frankreich an der Seine.
Universal-Lexikon. 2012.